Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland
Neuen Staatsgalerie in Stuttgart – eine Art Architektur-Collage mit Zitaten sowohl aus klassischen als auch aus modernen Vorbildern: bis heute ein Stein gewordenes Sinnbild der Postmoderne in der Bundesrepublik.
85. Was war die «Trimm-Dich-Bewegung»? Seit dem Ende der 1960er Jahre sorgten sich Politiker um die Volksgesundheit, denn der wachsende Wohlstand machte sich auch am Bauchumfang der Deutschen bemerkbar. Übergewicht war die Kehrseite des ungezügelten Genusses und dieses führte vermehrt zu Herz-Kreislauferkrankungen, die häufigste Todesursache in der Bundesrepublik. 1970 startete deshalb das Gesundheitsministerium zusammen mit dem Deutschen Sportbund jährlich wechselnde Trimm-Aktionen, etwa das «Trimm-Trab» unter dem Motto «Das neue Laufen ohne zu Schnaufen». Die Deutschen sollten dazu animiert werden, in ihrer Freizeit leichten sportlichen Aktivitäten nachzugehen. Dazu erfand man auch «Trimmi», die Figur und das Symbol der «Trimm-Dich-Bewegung». In Wäldern und auf Wiesen zahlreicher Städte richteten Kommunalverwaltungen «Trimm-Dich-Pfade» ein, die «chic» warenund sich wachsender Beliebtheit erfreuten. Heute befinden sie sich jedoch oftmals in einem erbarmungswürdigen, verwahrlosten Zustand, da eine neue Generation ihren sportlichen Betätigungen in «Studios» nachgeht. Ein Trend jagte den nächsten, von der Aerobic-Welle der 1980er Jahre bis hin zu Hatha Yoga und Pilates in unserer Zeit. Und anders als die Freizeitsportler der «Trimm-Dich-Bewegung» kann hier vor der Konkurrenz nur bestehen, wer das jeweils richtige Outfit trägt.
86. War Steffi Graf erfolgreicher als Boris Becker? Zwei Teenies aus Baden machten sich in den 1980er Jahren auf den Weg in die Tennis-Weltklasse: Steffi Graf aus Bühl war 1984, als alles begann und sie binnen eines Jahres von Platz 97 auf Platz 40 der Weltrangliste vorstieß, 15 und Boris Becker aus Leimen 16 Jahre alt. Begabt, ambitioniert und ausgestattet mit hoch dotierten Werbeverträgen setzten sie zum großen Sprung an und bescherten der einstigen «Edelsportart» Tennis einen ungeahnten Popularitätsschub. Beide schlugen den kleinen Ball ungewöhnlich variantenreich, und vor allem Becker begnügte sich nicht mit dem Top-Spin-Gewürge jener, die die schwedische Tennislegende Björn Borg nachahmen wollten. Imponierend auf viele wirkte nicht zuletzt sein Kampfgeist, «Bulldog Spirit» nannten dies die Briten. 1985 wurde Becker der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten und entzückte die Engländer. Als zuletzt deutsche Tennisspieler Endrunden in diesem wichtigsten Tennisturnier der Welt erreichten, war Becker noch gar nicht geboren. Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Baron Gottfried von Cramm dreimal im Finale gekämpft und dreimal verloren; 1967 trat Wilhelm Bungert im Endspiel an, auch er verließ den Center Court als Geschlagener, ohne die Briten stark zu beeindrucken. Anfang Juli 1985 jedoch stieg Boris Becker zum beliebtesten Deutschen bei den britischen Fans auf. Bei jedem gelungenen Schlag von «Bum-Bum-Boris», so die Zeitung Daily Telegraph, die damit Beckers Spitznamen erfand, jubelten Tausende, als sei er einer von ihnen. Im Jahr darauf gewann Becker erneut, und 1989 konnte er seinen Wimbledon-Erfolg noch einmal wiederholen. Steffi Graf, der noch mehr unbedingter Ehrgeiz nachgesagt und die von ihrem geschäftigen Vater angetrieben wurde, gewann 1988 zum ersten Mal bei den All England Championships in Wimbledon und konnte anschließend den knipsenden Fotojournalisten die gewonnene Silberschale präsentieren. Die Tennis-Koryphäe schlug inden folgenden Jahren so ziemlich jede Konkurrentin aus dem Feld. Sechs weitere Male noch gewann die Ausnahmeathletin das bedeutendste Rasenturnier der Welt. Nimmt man noch andere Bestleistungen hinzu und zählt die Erfolge in den Grand-Slam-Turnieren, kann das Resultat im internen Rennen gegen Becker nur lauten: Spiel, Satz und Sieg für Graf.
87. Wer ist der beste deutsche Schriftsteller? Diese Frage kann so natürlich nicht beantworten werden, denn bekanntermaßen lässt sich über literarischen Geschmack trefflich und ergebnislos streiten. Glaubt man jedoch den internationalen Wertschätzungen und Ehrungen, so sind es Heinrich Böll und Günter Grass. Im Jahr 1972 wurde Heinrich Böll mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Erstmals seit 1929, als das Komitee Thomas Mann den Preis zuerkannt hatte, erhielt damit wieder ein Deutscher diese renommierte Auszeichnung. Das Nobelkomitee rühmte
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