Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland
Melodien waren tatsächlich aufwändig arrangiert und hochkompliziert. 1982 löste sich das Quartett auf.
James Last und sein Orchester schließlich waren etwas für jene, die auf die fünfzig zugingen oder dieses Alter bereits überschritten hatten. Bei keiner Fernsehshow, beispielsweise der beliebten ZDF-Starparade, durfte die Band fehlen. Der James-Last-Sound, ein leichter verpoppter Swing, durchzog wie ein beständiges, wohltuendes Lüftchen die gesamten 70er Jahre. Mit über 100 Millionen verkaufter Tonträger und seinen Tourneen auf allen Kontinenten war er der erfolgreichste deutsche Tonkünstler weltweit.
81. Was machte Sparwasser berühmt? In der 78. Spielminute musste Sepp Maier hinter sich greifen. An diesem 22. Juni 1974, um 21 Uhr und 3 Minuten fiel ein Schuss, der die Bundesrepublik erschütterte. Beim Gruppenspiel der Fußball-Weltmeisterschaft im Hamburger Volksparkstadion führte die DDR mit 1:0 gegen die Bundesrepublik Deutschland. Zum ersten Mal waren die beiden deutschen Mannschaften bei einem Fußballspiel aufeinander getroffen und Jürgen Sparwasser vom 1. FC Magdeburg hatte soeben den sensationellen Siegtreffer geschossen – unhaltbar für Torhüter Sepp Maier. Die von SED-Funktionären sorgfältig ausgewählten DDR-Schlachtenbummler jubelten, während die Bundesdeutschen ungläubig die Augen rieben. Wenige Minuten zuvor hatten die bundesdeutschen Fans noch «Deutschland-Deutschland»-Anfeuerungen gerufen, was von den Rängen, auf denen die Ostdeutschen saßen, mit «DDR, DDR» quittiert worden war. Nun also hatte Deutschland gegen die DDR verloren.
Deutschland gegen die DDR? Dieses Spiel war viel mehr als nur ein sportliches Ereignis. ZDF-Reporter Werner Schneider sagte an die Zuschauer gerichtet vor der Spielübertragung, man habe sich bei Universitätsprofessoren erkundigt, wie man über das Ereignis sprechen solle: Ostdeutschland gegen Westdeutschland wolle man nicht sagen, «Zone» auch nicht, und DDR in Anführungszeichen lässt sich mündlich nicht ausdrücken, also: «DDR gegen die Bundesrepublik Deutschland.» Und Schneider weiter: «Auch das Wort ‹Nationalmannschaft›sollte heute Abend nicht tabu sein, auch wenn wir uns im Klaren sind, dass es zwei Nationalmannschaften einer Nation eigentlich und streng genommen nicht geben dürfte.» Die ganze Verzwicktheit der deutschen Frage leuchtete bei diesem sportlichen Ereignis auf.
Nur für die Jüngeren war es ein normales Spiel. Paul Breitner, Münchner Fußballer, meinte, für einen wie ihn, der 1970 in Bayern Abitur gemacht habe, sei die DDR das absolute Ausland. «Und wenn es hieß, ‹unsere Brüder hinter der Mauer›, dann habe ich immer gesagt, was soll diese Farce?» Für ihn war das Match gegen die DDR ein ganz normales Länderspiel, so wie gegen Japan oder Tunesien. Günter Grass, der 1927 Geborene, brachte hingegen in seinem Buch «Mein Jahrhundert» die Seelenqualen jener zum Ausdruck, die noch gesamtdeutsch dachten: «1:0 für Deutschland. Für welches? Für meines oder meines? Ja, ich habe wohl in meiner Zelle Tor, Tor, gebrüllt, aber zugleich schmerzte mich der Rückstand des anderen Deutschland.» Böse Zungen behaupteten später, die bundesdeutsche Mannschaft habe absichtlich eine Niederlage provoziert, um in die für sie leichtere Gruppe bei den nächsten Spielen zu kommen. Dies darf man getrost in das Reich der Sportlegenden verweisen. Aber immerhin: Der Sieg der DDR gegen den «Klassenfeind» Bundesrepublik hat der Elf von Beckenbauer, Müller und Co. letztlich zum WM-Titel 1974 verholfen (2:1 gegen die Niederlande). Sparwasser sei Dank. «Wenn man auf meinen Grabstein eines Tages nur ‹Hamburg ’74› schreibt, weiß jeder, wer darunter liegt», sagte Jürgen Sparwasser später in einem Interview. Der in der DDR Gefeierte erwies sich übrigens als schlechter Klassenkämpfer: Während eines Aufenthaltes mit einer Senioren-Fußballmannschaft in Saarbrücken blieb er 1988 in der Bundesrepublik.
82. Was ist die «Neue Deutsche Welle»? In den 1980er Jahren war es so wie in den 1950ern: Es gab in der Bundesrepublik eine eigenständige Musikszene. In der Adenauerzeit war es der Schlager, in der Kohl-Ära die «Neue Deutsche Welle». Diese adaptierte den aggressiven britischen Punkrock und modelte ihn so um, dass er die jungen Deutschen nicht erschreckte. 1980 gab es allein in West-Berlin über 500 «Garagenbands». Einige schafften den – meist nur kurze Zeit andauernden – Durchbruch. Die Bands hießen
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