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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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    Das Ideal des freien Philosophen, der keine berufliche und familiäre Bindung eingeht, hat einen griechischen Erfinder: den attischen Bildhauer Sokrates (470–399 v. Chr.), der seinen Handwerksberuf nicht ausübte. Er wurde als Lehrer einer ganzen Generation attischer Jugend geschätzt und von seinem Schüler Platon literarisch verewigt.Trotz seiner Verurteilung zum Tode (wegen angeblicher Verführung der Jugend zur Gottlosigkeit) wurde er zum Vater der Philosophie. Manche seiner Schüler haben Sokrates’ besitzlose Lebensweise zum Vorbild genommen; so insbesondere die sogenannten Kyniker («Hunde»), deren emblematische Gestalt der in einem Fass lebende Diogenes wurde. Eine Orientierung Jesu an hellenistischer Popularphilosophie und ihrem kynischen Lebensideal – dem Unabhängigkeit sichernden Ideal von Besitz- und Ehelosigkeit – ist nicht von der Hand zu weisen. Nur ein Philosoph kann einem jungen Menschen jenen Rat geben, den auch Jesus dem reichen jungen Mann gibt. Auch wer sich zur kynischen Existenz entschließt, muss als erstes seinen Besitz aufgeben – eine Herausforderung, der nicht jeder gewachsen ist. Wer aber seinen Besitz an die Armen gibt, erwirbt – anders als der Stifter einer Synagoge oder eines Bades – keine bürgerliche Ehre. Sein Schatz ist im Himmel.
    67. Wie liebt man seinen Feind? Die Bibel kennt zwei Formen der Feindesliebe: Eine dörfliche und eine städtische, und jede hat ihre eigene Regel und Absicht. (1) In ihrer
dörflichen Form
meint Feindesliebe nichts anderes als Solidarität auch mit Menschen, die keine Freunde sind. In der dörflichen Siedlungsgemeinschaft sind gegenseitige Hilfeleistung sowie der Verzicht auf Gewaltanwendung und Rache zur Lebensbewältigung unabdingbar. Dieser Hintergrund spiegelt sich in der Regel: «Wenn du dem verirrten Rind oder dem Esel deines Feindes begegnest, sollst du ihm das Tier zurückbringen. Wenn der Esel deines Gegners unter der Last zusammenbricht, dann lass ihn nicht im Stich. Leiste ihm Hilfe.» (Exodus 23,4–5) Nur in einem kleinen Dorf kennt jeder die markierten Tiere des andern und kann sie, wenn sie entlaufen sind, dem verfeindeten Besitzer zurückbringen.
    (2) Die
städtische Form
der Feindesliebe wird von Jesus empfohlen: «Liebt eure Feinde.» (Matthäus 6,44; Lukas 6,27) Die Feinde verfolgen, verfluchen, beschimpfen, misshandeln den Gläubigen; auch rauben sie ihm das Obergewand und schlagen ihm ins Gesicht. Dagegen entbietet ihnen der Gläubige den Segensgruß, fordert das Raubgut nicht zurück und betet für sie – so weit die Beispiele, die Matthäus und Lukas dem lakonischen Jesuswort beifügen. Vorausgesetzt ist dabei eine Szene, die sich in der Stadt abspielt: Der mit städtischem Publikum redende Prediger ist unwillkommen und wirdals Gegner behandelt. Man mag an Paulus denken, der auf seinen Missionsreisen mehrmals verprügelt wurde. Paulus und andere Gläubige reagierten auf die ihnen oft feindliche Umwelt nicht mit Hass, sondern blieben freundlich. Sie handelten nach dem Vorbild jener Philosophen, von denen Epiktet sagt, sie sollen sich nicht zu nutzlosem Wortgefecht, Balgerei und Händel herausfordern lassen. Der wahre Philosoph muss sich «schinden lassen wie ein Esel – und geschunden noch seine Schinder lieben – ist er doch Vater und Bruder von allen» (Epiktet,
Vorträge
III, 22,54). Als Vater und Bruder, der für das Wohl seiner Familie sorgt, will der christliche Prediger seine Lehre verbreiten, auch wenn sie nicht allen Zuhörern willkommen ist. Keine Anfeindung kann sein Wohlwollen zerstören.
    68. Ist Gehorsam Christenpflicht? Wer gehorcht, folgt der Weisung eines anderen. Müssen Christen gehorchen? Wenn ja, wem? Auf solche Fragen finden wir in der neutestamentlichen Briefliteratur eine Antwort, denn dort nimmt das Thema «Gehorsam» einen breiten Raum ein. Am ausführlichsten äußert sich der 1. Petrusbrief (um 110 n. Chr.). Der fingierte Brief gibt sich als Schreiben, das der Apostel Petrus, Haupt der Gemeinde von «Babylon», um das Jahr 50 an die damals ersten christlichen Gemeinden außerhalb Jerusalems richtet. Mit Babylon ist Jerusalem gemeint, der Ort der christlichen Urgemeinde. Ähnlich wie Paulus in seinen Briefen fordert «Petrus» die Gläubigen auf, sich gehorsam in die Ordnungen von Familie, Kirche und Staat einzufügen. Die Vorschriften lauten (mit Angabe nur der Stellen, die sich nicht auf den 1. Petrusbrief

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