Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
sollst keine anderen Götter haben neben mir.» Mit Gottes Hilfe eroberte das Volk das ihm zugesprochene Land Kanaan, zog es in den Krieg und besiegte seine Feinde. Fällt das Volk vom göttlichen Gesetz ab, indem es andere Götter verehrt, wird das Volk schwer bestraft – zuletzt mit der Zerstörung Jerusalems und der Verschleppung nach Babylonien. Doch eines Tages ist die Strafe abgebüßt und Gott wendet sich seinem Volk wieder zu. Prägnanten Ausdruck findet dieses Gottesbild im Buch Exodus, beim Propheten Hosea, in den Königsbüchern und im Buch Daniel.
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Gott.
Eine bärtige, nur grob ausgeführte Gestalt, angetan mit knöchellangem Gewand, sitzt auf einem Thron, den Arm zum Segensgruß erhoben. Rechts oben die Mondsichel, darunter das ägyptische Henkelkreuz (
anch =
Lebenskraft). Auf der anderen Seite des doppelseitig gravierten Siegelsteins steht der Name des Besitzers: «Aschjahu (Sohn des) Maschmasch»; der Name enthält den Gottesnamen «Jahu», der heute traditionell «Jahwe» geschrieben wird. Die seltene bildliche Darstellung Jahwes lässt sich mit Angaben des Propheten Jesaja vergleichen, der Gott als thronende Gestalt in langem Gewand sah (Jesaja 6, um 740 v. Chr.). Das Verbot, Gott bildlich darzustellen, war damals noch unbekannt; es stammt aus späterer Zeit. – Althebräisches Siegel, ca. 700 v. Chr., Rockefeller Museum, Israel.
70. Woher kommt der Mensch? Diese Frage beantwortet die Bibel in zwei unterschiedlichen Mythen, die von der Erschaffung des Menschen durch Gott erzählen. Der erste Mythos (Genesis 1,1–2,3) beginnt mit den Worten «Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde»; dann folgt eine Aufzählung der Schöpfungswerke, geordnet nach sechs Tagen. Der Mensch gehört zur Ausstattung der Erde, wie die Vögel zur Ausstattung des Luftraums gehören. Doch haben die Menschen einen Vorzug vor der Tierwelt: Als Gottes Ebenbild ist derMensch zur Herrschaft bestimmt; ihm sind die Tiere und die Erde anvertraut. Der Bericht bietet ein optimistisches Menschenbild: Von Gott gesegnet, d.h. mit Lebenskraft beschenkt, gelten Mensch und Welt als gelungen. Der Schöpfer ist stolz auf sein Werk. Der Bericht verzichtet auf Anschaulichkeit. Diese haben ihm erst die Künstler verliehen, die – von Michelangelo im 16. bis zu Schnorr von Carolsfeld im 19. Jahrhundert – den Schöpfer als kräftigen, in ein langes Gewand gehüllten Greis darstellen, der über der Erde schwebt.
Der zweite Mythos (Genesis 2,4–3,24) verzichtet auf die Schilderung der Welterschaffung, um nur die Erschaffung des Menschen zu bieten. «Aus Staub vom Erdboden» gebildet, bleibt Adam leblos, bis ihm Gott den Atem einhaucht. Dann legt Gott einen Garten an – den Lustgarten «Eden» – mit Bäumen, Flüssen und Tieren; dort soll Adam leben. Den Abschluss bildet die Erschaffung der Frau: Gott lässt einen Tiefschlaf über den Mann kommen, entnimmt seinem Leib eine Rippe, um aus dieser die Frau zu bilden. Als Adam erwacht, begrüßt er jubelnd die Gefährtin. In die Erzählung ist bereits ein Element eingebaut, das den Fortgang der Geschichte bestimmt: Den Menschen ist der Verzehr der Frucht eines bestimmten Baumes untersagt. Von einer sprechenden Schlange verführt, greift der Mensch zur verbotenen Frucht. Zur Strafe werden Mann und Frau aus dem Gottesgarten vertrieben, um jenseits von Eden ein nunmehr karges Leben zu fristen. Die Geburtsschmerzen sind die Strafe für die Frau, der Ackerbau des Mannes wird durch felsigen Boden behindert.
Während der erste Mythos «Mensch und Tier» thematisiert, ist der zweite dem Thema «Mensch und Pflanze» gewidmet.
Heute wird oft Kritik an den biblischen Schöpfungserzählungen geäußert. «Die Berichte sind zu mythologisch, um glaubhaft zu sein», sagen die Anhänger der Darwin’schen Lehre; «Mensch und Affe haben gemeinsame Vorfahren in Afrika; eine unmittelbare Erschaffung des Menschen durch Gott ist durch die Naturwissenschaft widerlegt.» Vertreter der ökologischen Bewegung meinen: «Die Berichte sind zu wenig mythologisch; die von Gott geschaffene Welt der Bibel hat keinen göttlichen Glanz mehr und steht daher menschlicher Ausbeutung und Zerstörung offen. Eine von göttlichen Naturkräften durchwaltete Welt hätte nicht zur heutigen ökologischen Krise geführt.» Moderne Theologie und Spiritualität bemühen sich, Darwin mit der Bibel zu versöhnen und der Schöpfung etwas von ihrem verlorenen mythologischen Glanz zurückzugeben.
71. Hat Mose den Monotheismus eingeführt? Die
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