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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Religionen des alten Orients waren polytheistisch. Sie beruhten auf der Verehrung einer Vielzahl von Göttinnen und Göttern, die für verschiedene Bereiche der Natur oder des menschlichen Lebens zuständig waren. Im westlichen Vorderasien galt El als weiser Vater der Götter, Hadad (auch Baal genannt) als Wetter- und Regengott, Anat als Kriegsgöttin, Ischtar (Astarte) als Liebesgöttin. Mit der Verehrung solcher Gottheiten machte Mose Schluss.
    Dem biblischen Bericht zufolge hat das Volk Israel seine neue Religion durch einen Akt göttlicher Gesetzgebung erhalten (Bücher Exodus und Levitikus). Ort dieses Geschehens ist der Berg Sinai, an dem sich das Volk versammelt, um, von Mose angeführt, das göttliche Gesetz in Empfang zu nehmen. Am Fuß des heiligen Berges erlebt das Volk ein gewaltiges, mit Erdbeben verbundenes Gewitter. Aus dem Donner spricht Jahwe und erlässt die Zehn Gebote (Exodus 20), deren erstes lautet: «Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.» Nur Jahwe allein darf verehrt werden; seine bildliche Darstellung ist verboten, und der Sabbat ist zu halten.
    In einer öffentlichen Feier schließt Jahwe einen Bund mit dem Volk: Gott sagt seinen Schutz zu, während das Volk verspricht, Gottes Geboten treu zu bleiben. So fasst Mose die von ihm vermittelte neue Religion zusammen: «Heute sollst du erkennen und dir zu Herzen nehmen, dass Jahwe allein Gott ist oben im Himmel und unten auf der Erde und sonst keiner. – Höre Israel! Jahwe, unser Gott, ist der einzige Herr.» (Deuteronomium 4,39; 6,4–5)
    Die biblische Erzählung erweckt den Eindruck, die Religion Israels sei gleichsam mit einem Paukenschlag in die Welt getreten und habe einen Stifter gehabt – Mose. Ihm sei es gelungen, seinem Volk innerhalb von wenigen Jahren eine monotheistische Religion zu geben. Manche Forscher glaubten, im biblischen Religionsgesetz das Erbe der kurzlebigen monotheistischen Religionsreform des Pharao Echnaton (um 1340 v. Chr.) zu erkennen; so hat es Sigmund Freud in
Der Mann Moses und die monotheistische Religion
(1939) dargestellt. Viel spricht gegen diese Annahme. Nach heutiger Auffassung ist die biblische Darstellung als Offenbarungsdichtung zu beurteilen: Um 500 v. Chr. wurde im damals – nach der Babylonischen Gefangenschaft – neu erbauten zweiten Jerusalemer Tempel ein bildloser monotheistischer Kult eingerichtet. Zur Vorgeschichte des Monotheismus gehört die Verkündigung von Propheten wie Hosea im 8. undDeuterojesaja im 6. Jahrhundert sowie das Vorbild der persischen Religion Zarathustras. An die Verkündigung solcher Propheten anknüpfend, wurde der Mythos der Sinai-Offenbarung geschaffen. Dieser soll der neu eingeführten Kult- und Religionsordnung Gewicht und Autorität verschaffen – was zweifellos gelungen ist.
    72. Warum ist Psalm 23 der beliebteste Psalm? Psalm 23, der Hirtenpsalm, ist den christlichen Betern am meisten ans Herz gewachsen. Der Anfang dieses «Vertrauensliedes» (so der Fachausdruck) lautet in Luthers Wiedergabe:
    Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
    Er weidet mich auf einer grünen Aue
    und führet mich zu frischem Wasser.
    Er erquicket meine Seele.
    Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
    Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
    fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.
    Die Beliebtheit des Psalms beruht – neben dem bukolischen Bild von der wohlbewachten weidenden Herde – auf der Vorstellung von einem «persönlichen Gott» (so wiederum der Fachausdruck), die in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt: Gott kümmert sich um den Einzelnen gerade auch dann, wenn dieser in Not gerät. Solcher Gottesglaube schafft Geborgenheit und kommt daher einem menschlichen Grundbedürfnis entgegen.
    Von Gott als lebenslangem Beschützer des einzelnen Gläubigen schreibt Martin Luther im
Kleinen Katechismus
(1529): «Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat…, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Frau und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit.» Solche persönliche Frömmigkeit und ihre Grundlage: der Glaube an Gottes Vorsehung für den Einzelnen, speist sich aus der Bibel, vor allem aus den

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