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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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Herrschen» und «das andere», die «Barbaren», «zum Dienen» auserkoren seien. Die «Natur» habe definiert, werHerr und wer Sklav_in sei. Werkzeugen und Nutztieren gleich besäßen Sklav_innen «das planende Vermögen überhaupt nicht», könnten lediglich als «beseelte Werkzeuge» die Pläne ihrer Herren ausführen. Zudem habe «die Natur» auch die Körper der Freien und der Sklav_innen verschieden ausgestattet: die einen kräftig für die Beschaffung des Notwendigen, die anderen ungeeignet für derartige Verrichtungen, doch fähig zum politischen Leben.
    Mit Blick auf diese körperlichen Eignungen geht Aristoteles davon aus, dass geographische Lage und Klima Mentalitäten, Tugenden und Schwächen der Völker bedingen und diese wiederum ihr Verhältnis zueinander und ihre Position innerhalb der Sklaverei bestimmen. In Anlehnung an Xenophon und angesichts der Eroberungspolitik Alexanders des Großen argumentiert Aristoteles, dass der Herrschaftsanspruch der Griech_innen auch geographisch festgeschrieben sei – durch die angebliche geographische und klimatische Mitte Griechenlands, die Zentrumsposition.
    17. Wie alt ist die Physiognomie?   In einflussreichen philosophischen Schriften der Antike wurden Theoreme bemüht, die später im Rahmen des wissenschaftlichen Rassismus als
weiße
Selbstverortung («überlegene Rasse») mit neuer theoretischer und politischer Konsequenz umgesetzt werden sollten. Dazu zählt die kulturelle Interpretation geographischer und klimatischer Unterschiede, verbunden mit Grenzziehungen am Körper, die in den Ansätzen der Physiognomie ihren Höhepunkt findet. Diese Wissenschaft, die ursprünglich aus Mesopotamien stammt, geht davon aus, dass Klima und weitere Umweltfaktoren körperliche Eigenschaften beeinflussen und dass von äußerlichen Merkmalen eines Menschen auf seinen Charakter, seine Anlage und seine Bestimmung geschlossen werden könne.
    Dreierlei wird dabei vorgenommen: 1. das Beschreiben physischer Unterschiede zwischen Menschen, 2. die Gruppierung von Individuen in Typen und 3. das Vergleichen von Menschen mit Tieren. Aus den klimatheoretisch begründeten Differenzen werden kollektive Eigenschaften abgeleitet, die generationell vererbt würden.
    Die kulturelle Identität der Griechen konstituiere sich durch eine gemeinsame «reine Herkunft», als kollektive (nicht zwangsläufig individuelle) Abstammung. Dies verteidigten die meisten griechischen Städte ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. durch ein
jus sanguinis.
    Römische Historiker oder Politiker interessierten sich ebenfalls für Abstammungsfragen und ebenso wie die Griech_innen idealisierten sie Konzepte von unvermischter Herkunft, reiner Abstammung und Autochthonie. Dies lässt sich auf den anders angelegten Gründungsmythos Roms zurückführen und korrespondiert damit, dass es in Rom kein «Mischehenverbot» gab und freigelassene Sklaven zu römischen Bürgern und im Laufe mehrerer Generationen auch zu unmarkierten Freien werden konnten – während in Athen der freigelassene Sklave und seine Kinder maximal den Status eines Metöken, eines Freien ohne Bürgerrechte, erlangen konnten.
    18. Was hat Platon mit Euthanasie zu tun?   Im Rahmen der Verteidigung der «reinen Abstammungslinien» tauchen bei einigen antiken Denkern wie etwa Platon, wie der israelische Altertumsforscher Benjamin Issak festhält, erste Ansätze dessen auf, was Francis Galton 1883 als «Eugenik» bezeichnen wird. Gemeinhin werden zwei eugenische Vorgehensweisen unterschieden. Erstens die so genannte «negative Eugenik», die Verhinderung und/oder Beseitigung von Nachwuchs, der von den Autoritäten als unerwünscht eingestuft wird, was in der Antike durch Aussetzung oder Tötung von Kindern und in der Moderne durch Asylierung, Zwangssterilisierung, Abtreibung und Euthanasie erwirkt wurde. Zweitens das Ansinnen, durch selektierende Zucht einen überlegenen Menschentyp zu formen. Bei Platon – wie auch bei seinem Schüler Aristoteles – finden sich Ansätze zu beiden Verfahren. In der
Politeia
plädiert er für eine staatliche Geburtenkontrolle und schlägt vor, die Methoden, die zur Reinhaltung von bestimmten Hunde- oder Pferderassen verwendet werden, auf seinen idealen Staat zu übertragen. Dabei sei per Gesetz zu regeln, wer wann und mit wem Kinder zeuge. So sei es wichtig, «dass jeder Trefflichste der Trefflichsten am meisten beiwohnen» sollte, «die Schlechtesten aber den ebensolchen umgekehrt.» Die Kinder der «Trefflichen»

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