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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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– anzuerkennen. Das geschah 1865, drei Jahre später folgte der 14. Zusatzartikel, der den Schwarzen die vollen Bürgerrechte garantierte. Der 15. Zusatzartikel von 1870 verlieh ihnen das aktive und passive Wahlrecht.
    So wenig wie der Norden prinzipiell gegen Sklaverei oder gar Rassismus gewesen war – es handelte sich vor allem um ökonomische Erwägungen und politische Gründe im Kampf gegen den Süden –, so wenig konnten die drei erwähnten
Amendments
die Realität kurzfristigändern. Der Ende 1865 gegründete Ku-Klux-Klan war davon nur ein Ausdruck. Als sich die Truppen des Nordens bis 1877 aus dem Süden wieder zurückgezogen hatten, konnten die Rassist_innen ihre Apartheidspolitik erneut entfalten. In öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen, Gaststätten, Kinos und Theatern, in Krankenhäusern, Gefängnissen, Parks und vielen weiteren Institutionen führten die Südstaaten auf Landes- und kommunaler Ebene eine Vielzahl eigener Gesetze ein, die die rassistische Unterdrückung und Ausgrenzung von Schwarzen absicherte. Auch die Heirat zwischen Weißen und Schwarzen war in vielen Staaten verboten, intime Beziehungen ebenfalls, Schwarze durften keine
weißen
Frauen frisieren, in Privatautos mussten Weiße und Schwarze in verschiedenen Reihen sitzen, in Birmingham, Alabama, durften sie nicht zusammen Domino spielen,
weiße
Autofahrer_innen hatten mancherorts vor Schwarzen generell Vorfahrt, Schwarze Männer durften unter keinen Umständen
weißen
Frauen Feuer für die Zigarette anbieten. Die Liste ließe sich fortführen. Damit einher gingen sehr viele «Verhaltensregeln»: Schwarze durften Weiße z.B. keiner Lüge bezichtigen oder sie nicht spüren lassen, dass diese weniger intelligent oder wissend wären usw. usf. Auch das Wahlrecht ist im Süden – wo die Mehrheit der Schwarzen lebte – de facto durch eine Reihe von Bestimmungen wieder zurückgenommen worden.
    Diese Gesetze werden allgemein Jim-Crow-Laws genannt. 1828 hatte ein
weißer Komiker
– Thomas D. Rice (1808–1860) – erstmals mit Blackfacing bei seiner Minstrel Show das Lied «Jim Crow» unter dem Johlen der
weißen
Zuschauer_innen vorgetragen. In diesem Lied werden rassistische Stereotype vorgetragen und Schwarze Menschen diskriminiert, verhöhnt, veralbert. Das Lied wurde – in vielen Varianten – bei Weißen sehr populär. Unter der Bezeichnung «Jim Crow» sind alle ab 1878 in den USA erlassenen rassistischen Gesetze zusammengefasst worden.
    Bis 1967 fielen mehrere Tausend Menschen Lynchmorden zum Opfer. Die grausame Ermordung des 14-jährigen Emmett Till 1955 wurde ebenso zu einem Fanal für den massenhaften Widerstand von Millionen Schwarzen in den USA wie die Weigerungen von Claudette Colvin (geb. 1939) und Rosa Parks (1913–2005) im selben Jahr in Montgomery, Alabama, die Trennung nach
Weiß
und Schwarz in den Bussen weiterhin hinzunehmen.
    Die Apartheid begann nun nachhaltig zu bröckeln. Zwar hattesich bereits ab Beginn des 20. Jahrhunderts eine Schwarze Bürgerrechtsbewegung begonnen zu formieren, aber sie konnte erst ab 1955 jene gesellschaftspolitische Durchschlagskraft entfalten, die letztlich 1964/67 zum Fall sämtlicher Jim-Crow-Gesetze führte. Auch das Wahlrecht wurde 1965 USA-weit wieder auf den Stand der Verfassung gebracht.
    40. Warum wissen wir nichts über Sarah Baartman?   Tausende People of Color sind auf europäischen Jahrmärkten, in Zirkussen, in Zoos, in Sonderausstellungen und nicht zuletzt bei Völkerschauen ausgestellt worden. Sie wurden als unmenschlich oder zumindest den Tieren nah und dem Menschsein entrückt inszeniert.
    Eine von ihnen war Sarah Baartman. Aus der Zeit, bevor sie der rassistischen und sexuellen Zurschaustellung ausgesetzt war, ist kaum etwas bekannt außer, dass sie einem Mann namens Caesar unterstellt war, der ein Nachkomme von Sklaven aus Südostasien war und dem britischen Schiffsarzt Alexander Dunlop diente. Als Letzterer 1809 seine Stelle verlor, nahm die siebenjährige Leidensgeschichte der Sarah Baartman, die in ihren Tod mündete, ihren Anfang. Dunlop zwang sie, (halb)nackt und unter dem Namen «Hottentottenvenus» in einem Militärhospital zu tanzen. Angesichts des männlich-lüsternen Interesses beschlossen Dunlop und Caesar, nach London zu reisen und Sarah Baartman einem größeren Publikum vorzuführen. Ihre Körperkonturen waren ausladend und wurden dem Publikum als erotische Delikatesse präsentiert. So amüsiert sich London zeigte, es gab auch einen öffentlichen Aufschrei

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