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Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - Rassismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Arndt
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mit ihm, darunter Truganini (1812–1876), die als junge Frau Augenzeugin der brutalen Ermordung ihres Mannes geworden war. Sie gehörte zu den letzten Überlebenden – und fand auch im Tod keine Ruhe. Zwei Jahre nach ihrer Beerdigung wurde sie exhuminiert und rassistischen Forschungen zur Verfügung gestellt. Von 1903 bis 1907 wurde ihr Skelett im
Tasmanian Museum
ausgestellt. Erst hundert Jahre nach ihrem Tod wurde ihrem eigenen Wunsch entsprochen, eingeäschert zu werden. Ihre Asche wurde in der Nähe ihres Geburtsortes verstreut. Jedoch nicht vollständig, denn Haare und Hautteile von Truganini befanden sich noch bis 2002 im
Royal College of Surgeon’s Museum
in Oxford. Zusammen mit Knochen unidentifizierter Landsmänner und -frauen sind diese Überreste 2002 beigesetzt worden. Mudrooroos Roman
Doctor Wooreddy’s Prescription for Enduring the Ending oft the World
(1983) sowie ein nach ihr benanntes Lied (1993) der australischen Rockband
Midnight Oil
haben Truganini künstlerische Denkmäler gesetzt. Während der Abschlussfeier der Olympischen Spiele im Jahr 2000 in Sydney traten
Midnight Oil
in schwarzer Kleidung auf, auf der mit großen weißen Lettern geschrieben stand:
Sorry.
Es war eine Mahnung an die australische Regierung, sich für die Kolonialverbrechen zu entschuldigen. Von den vielen Sprachen der ursprünglichen Einwohner_innen Tasmaniensist heute vor allem bekannt, was zwei auf Wachszylinder gravierte gesungene Lieder überliefern. Innerhalb eines Lebensalters war die ursprüngliche Bevölkerung des heutigen Tasmaniens samt ihrem kulturellen Wissen ausgelöscht worden.
    43. War Deutschland eine bedeutende Kolonialmacht?   Vor allem drei Gründe werden dafür angeführt, warum Deutschland keine bedeutende Kolonialmacht gewesen sei: die koloniale Herrschaft sei vergleichsweise kurz ausgefallen, nur wenig Gebiete unterstanden deutscher Kolonialherrschaft und insgesamt sei dort weniger grausam agiert worden.
    Von Beginn an waren Deutsche gewinnbringend an der Besetzung von Territorien außerhalb Europas beteiligt. Augsburger Patrizier gehörten zu den ersten und kontrollierten 1528 bis 1556 einen Handelsstützpunkt, die Welser-Kolonie, den Karl V. in Venezuela an sie verpfändete. Am bekanntesten wurde das Kolonialunternehmen von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der 1682 eine Expedition in das heutige Ghana entsandte und später die Festung Groß Friedrichsburg errichtete. Im Kaiserreich erreichte der deutsche Kolonialismus im späten 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt, befördert durch die Berliner Konferenz 1884/85. Auf Einladung Otto von Bismarcks kamen Vertreter zahlreicher europäischer Mächte sowie der USA und des Osmanischen Reiches nach Berlin, um ihre wirtschaftlichen Interessen in Afrika gegenseitig abzusichern. Das wichtigste vereinbarte Prinzip lautete, dass nur jene Gebiete als Eigentum deklariert werden könnten, die territorial (und nicht nur von einem Küstenstreifen aus) beherrscht würden. In der Folge kam es zur endgültigen Aufteilung Afrikas. Das Deutsche Reich rückte in jener Zeit zugleich in den Kreis der Kolonialmächte auf, was 1919 durch den Versailler Vertrag ein ebenso jähes wie erzwungenes Ende fand, weil es seine Kolonien an die Siegermächte abtreten musste.
    Das deutsche Kolonialreich umfasste zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung etwa eine Million Quadratkilometer, innerhalb derer schätzungsweise zwölf Millionen Menschen lebten. Gemessen an der Bevölkerungszahl war es zu diesem Zeitpunkt das fünftgrößte Kolonialreich Europas, territorial gesehen das drittgrößte. Es kam dort wiederholt zu großen Aufständen und Kriegen. In zwei Fällen mündeten Kriege in einen Genozid. 1904–1907 traf es die Herero und Nama im Kolonialgebiet Deutsch-Südwestafrika im heutigenNamibia: rund 80 Prozent der 80.000 Herero und zehn Prozent der 20.000 Nama wurden getötet und weitere Tausende Nama, Herero, San und Damara in Konzentrationslagern gefangen gehalten. In Deutsch-Ostafrika kam es 1905–1906 zu einem genozidalen Krieg gegen mehr als 20 ostafrikanische Gesellschaften, die sich zum so genannten Maji-Maji-Aufstand verbündet hatten. Die Mehrheit der Bevölkerung kam nicht bei Kampfhandlungen ums Leben, sondern starb, weil die Armee, die sich zynisch «Schutztruppe» nannte, Dörfer, Felder und Wälder niederbrannte. Auf deutscher Seite starben 15 Europäer, 316 Angehörige der Hilfstruppen und 73 zu Askaris ausgebildete Schwarze. Auf Seiten der

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