Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
Vom Netzwerk:
schnell dahintergekommen, daß bei mir nichts zu machen ist.«
    Groot klopfte mit dem Knöchel an seinen Quadratschädel, und es hörte sich an, als poche er an einen leeren Panzerschrank. Wahrscheinlich waren die Intelligenzbakterien schon an seiner Schädelplatte abgeprallt.
    »Bei mir hat's geklappt!« rief Zille dazwischen. »Aber ich hab' alles wieder vergessen, hähä!« Auch er hob einen Becher mit Yeti-Bier hoch und schwenkte ihn in die Runde, als wollte er allen zeigen, was die Ursache für seinen Wissensschwund war.
    »Ich hab' da so 'ne Krankheit, da gibt's 'nen Namen für, aber den hab' ich auch vergessen, hähähä!«
    Aus dem
»Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
und Umgebung«
von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
    Hempelinischer Kretinismus, der: Der Hempelinische Kretinismus ist ein sehr rares Krankheitsbild, das nur bei Hempelchen auftritt. Durch den städigen Gebrauch eines Hempelchengehirns für unseriöse Zwecke fühlen sich darin untergebrachte Wissensmengen unwohl und begehen kollektiven Selbstmord, indem sie sich in den »See des Vergessens« stürzen, einen Hirnbereich, den es sowokl in Bollogg-Gehirnen wie in denen von Hempelchen gibt. Dadurch entstehen immer größere Bildungslücken, bis im Gehirn zum Schluß ein vollkommenes Wissensvakuum herrscht.
    Sie waren beide die gleichen ignoranten Klotzköpfe geblieben, die sie auch schon zu unserer gemeinsamen Schulzeit waren. Ich addierte ein paar weitere Minuspunkte für Nachtigallers Erziehungssystem.
    »Er hat uns dann in diesen Tunnel geschickt, dieses Höhlenlabyrinth. Mann, ich kann dir sagen, das war vielleicht eine Tortur! Wir haben zwei Stunden gebraucht, um den Ausgang zu finden. Aber wir haben es geschafft, bei allen Walküren!«
    Zwei Stunden! Sie hatten den Ausgang nach zwei läppischen Stunden gefunden, während ich dafür ein halbes Leben benötigt hatte! Ein weiteres Indiz dafür, daß das Glück nicht unbedingt der Weggefährte des Gerechten ist. Groot lachte heiser. »Ich habe mir so eine von diesen Figuren geschnappt, die da in den Gängen rumwuseln, so einen Stollentroll, weißt du? Wie der Kerl, der jetzt Lügenkönig ist. Er wollte uns blöd kommen und uns in die Irre führen, aber ich hab' ihn gepackt und ihm so lange auf den Kopf gehauen, bis er uns den Ausgang gezeigt hat.«
    »Dann haben wir uns durch den Wald geschlagen«, setzte Zille die Wegbeschreibung fort. »Ganz schön gruselige Gegend. Überall riesige Spinnennetze, brrr! Irgendwo haben wir dann auch eine Spinne gefunden, ein Mordsexemplar, aber zum Glück tot. Wahrscheinlich verhungert, sah ganz ausgemergelt aus.«
    »Damit war' ich schon fertig geworden«, grunzte Groot und süffelte an seinem Bier.
    Also hatte ich die Waldspinnenhexe tatsächlich erledigt! Zumindest wegen dieser Nachricht freute ich mich, den beiden begegnet zu sein.
    »Tja, und dann haben wir die Seeroute genommen«, berichtete Zille weiter. »Wir haben uns im Wald aus Baumstämmen ein Floß gebaut und sind in der Bärenbucht hinter dem Großen Wald in See gestochen. Leider haben wir das Ruder vergessen.« Groot lachte laut auf an dieser Stelle.
    »Keine Ahnung, wie lange wir da draußen rumgedümpelt sind, ohne was zu beißen. Wir waren auf Gedeih und Verderb den Wellen ausgeliefert. Fast hätten wir den Verstand verloren. Ich hab' mir sogar eingebildet, daß die Wellen quasseln können. Wir waren schon so weit, daß Groot versucht hat, mich zu essen.«
    »Stimmt ja gar nicht«, brummte Groot und errötete.
    »Stimmt wohl! Du hast mich sogar ins Bein gebissen!«
    »Das war nur Spaß ...«
    »Von wegen! Naja, zum Glück kam in dem Moment Land in Sicht. Es war der Hafen von Atlantis. Wir haben uns eine Weile rumgetrieben und dann den Job hier angenommen. Wir sind Vermittler für Lügengladiatoren. Sag mal: Was machst du eigentlich hier?«
    Ich ersparte mir eine ausführliche Beschreibung meines umständlichen Weges nach Atlantis und kam gleich zur Sache. »Ich habe da dieses Plakat gesehen, naja, und da dachte ich ...«
    »Du willst Gladiator werden?« Groot und Zille sahen sich an. »Naja, ich hab' mir ein Lügenduell angesehen, und da dachte ich, das kann ich auch.«
    »Das denken viele«, grinste Groot. »Aber was soll's? Man weiß es nie, wenn man es nicht versucht hat! Komm, wir stellen dich dem Boß vor!«
    Wir gingen durch die Kneipe zu einer Holztür, ich voran und Groot und Zille hinter mir, tuschelnd und kichernd wie zwei Schuljungen.

Weitere Kostenlose Bücher