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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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immer gut! Laß uns fliegen! Wir kommen schon klar! Ich singe, du tanzt! So viele Haare!« Er warf Fredda einen seiner feurigen Blicke zu. Unentschlossenheit und mangelnden Wagemut konnte man ihm wirklich nicht vorwerfen. Ich nutzte die kurze Bedenkzeit, die Vorgänge in der Halle zu studieren. Niemand beachtete mich, überall herrschte größte Betriebsamkeit. Wolterken schraubten an bizarren Geräten, Yetis unterhielten sich anscheinend mit Luft (da stand dann vermutlich einer der Unsichtbaren Leute), Werkzeuge flogen durch die Gegend, Blitze zuckten - das war, ehrlich gesagt, nicht unbedingt die Mannschaft, mit der ich durch das Weltall fliegen wollte.
    Ich gehörte aufs Meer. Woher konnte ich wissen, ob es auf dem Planeten der Unsichtbaren Leute überhaupt ein Meer gab?
    »Oh ja, es gibt Meere auf unserem Planeten«, sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um. Da war niemand. Nur ein kleiner Schraubenschlüssel torkelte in der Luft herum. An die Unsichtbaren Leute mußte ich mich erst mal gewöhnen. Konnten sie etwa auch Gedanken lesen?
    »Ja, können wir«, sagte die eigenartige Stimme. Sie klang wie eine kleine Trompete, die sprechen kann. »Ja, Meere gibt es bei uns auch, aber sie sind aus Strom. Alles elektrisch. Ich weiß nicht, ob das etwas für dich wäre.«
    »Klingt nicht danach! Aber ich lasse mich gerne überzeugen. Was ist denn auf eurem Planeten sonst noch anders als hier?«
    »Eigentlich alles«, quackte die Stimme. »Wir wollen dich auch nicht überreden. Wir wissen nur, daß das Leben auf der Erde für Wesen deines Schlages nicht einfacher wird. Entscheiden mußt du selber.«
    »Eure Meere sind aus Strom?«
    »Genau. Alles elektrisch. Entschuldige mich, die Zeit drängt. Ich muß die Transistoren justieren.« Der Schraubenschlüssel schwebte davon.
    Ich mußte eigentlich gar nicht lange nachdenken. Ich war entschlossen, auf der Erde zu bleiben.
    »Wie komme ich zum Hafen?«
    Zum Glück neigte Fredda nicht zur Sentimentalität.
    »Das ist eigentlich unmöglich. Niemand der den Weg kennt, wird Dich jetzt begleiten, dazu ist es zu spät. Und alleine findest Du den Weg nie.«
    »Ich bringe dich hin«, sagte der Stollentroll. »Du hast noch was gut bei mir. Ich hab' dich zweimal sitzen lassen, dir aber erst einmal das Leben gerettet. Noch einmal, dann sind wir quitt, kähähä. Ich versuche, meine Bilanz auszugleichen.«
    Der Abschied von Chemluth und Fredda war zum Glück aus Zeitgründen sehr kurz.
    »Wenn wir sind auf anderem Planeten, schreiben wir eine Postkarte, ga?« sagte Chemluth Havanna.
    Er blinzelte mir zu und ergriff die Hand von Fredda. Beide winkten uns nach, als ich mit dem Stollentroll durch die große Halle zum Ausgang ging.
    Ich lief mit dem Stollentroll durch die Kanäle. Im Laufschritt sprangen wir über die öligen Pfützen. Der Hafen war schon in Riechweite. Es roch nach Salzwasser und verwesendem Fisch, nach Maschinenöl und Freiheit. Jemand anderem hätte dieses Gemisch wahrscheinlich den Atem geraubt, aber ich sog es ein wie frische Bergluft.
    »Wir sind jetzt in der Nähe des Unterhafens«, sagte der Troll, »hier ankern die kleineren Schiffe. Die Chance, auf einem anzuheuern, ist besser als bei den großen. Im Notfall gehen wir als blinde Passagiere an Bord.«
    »Wir? Ich denke, du willst zurück nach Atlantis.«
    »Wenn du nichts dagegen hast, komme ich lieber mit. Ich weiß nicht, ob man den Unsichtbaren Leuten trauen kann. Man kann ihnen nie in die Augen sehen, kähähä.«
    Es würde nicht einfach sein, mit dem Stollentroll im Schlepptau anzuheuern, aber ich konnte ihm das jetzt schlecht abschlagen, nach allem, was er für mich getan hatte. »Da vorne können wir weiter. Wir sind dann im Rosthafen, wo die ausgedienten Schiffe verrotten. Da müssen wir durch, dann kommen wir im Unterhafen raus.«
    Die Ortskenntnis des Trolls war unbezahlbar. Alleine hätte ich mich hoffnungslos verlaufen.
    Wir stiegen aus dem Kanalisationsloch. Es war Nacht geworden, über uns erhob sich eine mächtige schwarze Wand, die ich zuerst für den sternenlosen Nachthimmel hielt. Dann traf mich mit Macht der vertraute Geruch aus rostigem Eisen und heißgelaufenem Maschinenöl.
    »Komm!« sagte eine Stimme in meinem Kopf, die ich schon sehr lange nicht mehr gehört hatte. »Komm auf die Moloch!« Der Stollentroll sah mich schulterzuckend an. »Was soll ich machen?« sagte er. »Ich bin ein Stollentroll.«
    Große schwarze Hände ergriffen mich von hinten, ein Sack wurde über meinen Kopf

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