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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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gesenkt, daß Mac und ich gerade noch durch den schmalen Spalt zwischen Hintern und Erde paßten. Wir zerrten die übriggebliebenen Tiere aus dem Kellerfenster und machten uns auf den Rückweg.
    Fliegen war nun nicht mehr möglich, zwischen Bollogg und Erdboden war nur noch ein Meter Raum. Wir versuchten, jeder mit zwei Welpen auf dem Rücken, auf dem Bauch aus dem Gefahrenbereich zu kriechen. Der Gestank, der von dem Bollogg ausging, raubte uns fast das Bewußtsein. Hinter uns brach krachend die Kellerdecke ein. Plötzlich fand ich mich von einem Labyrinth aus fettigen Strähnen umstellt. Lange, schmierige Bollogghaare, die von seinem Hintern herunterhingen, versperrten mir die Sicht. Kroch ich überhaupt in die richtige Richtung?
    »Hier lang!« hörte ich Mac krächzen. »Ich bin schon draußen!«
    Ich krabbelte in die Richtung, aus der seine Stimme kam. »Hier lang! Mach schon!«
    Endlich teilte sich der haarige Vorhang - wir waren im Freien! Mac war schon draußen und schubste seine Passagiere aus dem Gefahrenbereich.
    Ich wollte meine Welpen von meinem Rücken nehmen und stellte dabei fest, daß nur einer von den beiden da war. Ich warf ihn Mac zu, er fing ihn mit dem Schnabel auf, und ich kroch zurück in den Wald aus Bollogghaaren.
    Das völlig verstörte Geschöpf hing an einer klebrigen Haarsträhne fest, es war dort haftengeblieben wie an Fliegenpapier. Ich pflückte es ab, klemmte es mir unter die Brust und kroch keuchend ins Freie. Hinter mir donnerte der Bollogghintern aufs Erdreich. Die Erde bebte so stark, daß sich kilometerlange Risse bildeten.
    Dann kehrte Ruhe ein. Der Staub legte sich, ich rappelte mich auf und sah nach Mac. Er lag auf dem Rücken, schweißgebadet und schwer japsend, während die geretteten Welpen auf ihm herumturnten und ihn in die Flügel bissen.
    Wenn ein Bollogg sich einmal gesetzt hat, stellt er keine Bedrohung mehr dar, zumindest für längere Zeit. Bis zu zwei Jahren kann der Koloß regungslos sitzen bleiben, bevor er sich wieder erhebt. Während Mac in der Gegend herumflog, um andere Rettungssaurier zusammenzutrommeln, die uns helfen sollten, die Welpen in ein anderes Heim zu bringen, kümmerte ich mich um die drolligen Tierchen. Im Schatten des gewaltigen Bolloggs erholten wir uns von den Schrecken. Jedes einzelne der Hündchen wollte ausgiebig von mir gestreichelt werden. Wahrscheinlich waren sie völlig ausgehungert und labten sich an meiner Zuneigung.
    Nachdem die Welpen gut untergebracht waren und Mac ihren ehemaligen Besitzern eine eindrucksvolle Gardinenpredigt gehalten hatte, flogen wir davon. Ich war mächtig stolz auf unsere Rettungsaktion. Mac sagte natürlich wieder gar nichts, aber er brummte wie eine Katze auf dem Kachelofen.
    Das restliche Jahr mit Mac verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Ich hatte mich mittlerweile in meinem neuen Leben so bequem eingerichtet, daß ich mir gut vorstellen konnte, ewig so weiterzumachen. Über Veränderung hatte ich nie nachgedacht, jedenfalls so lange nicht, bis Mac mir eines Tages beim Abendessen eröffnete, daß wir uns bald trennen müßten.
    »Ich habe Aussicht auf ein Zimmer im Schutzengelseniorenheim Nordend auf der Halbinsel Wurm. Vollpension. Nette Kollegen. Mit Aussicht auf die Eisberge im Fröstelgrund. Im Herbst sollen sich da die Seeschlangen paaren, angeblich ein atemberaubendes Schauspiel«, sagte er mit gesenktem Blick.
    Ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte.
    »Ich könnte mir auch was Schöneres vorstellen, als in einem Altersheim für pensionierte Vögel Schach zu spielen! Aber so ist es nun mal. Das mit den Augen wird auch nicht besser. Außerdem wird es Zeit, daß du unter die Leute kommst und den Ernst des Lebens kennenlernst.«
    Ich antwortete ihm, daß ich den Ernst des Lebens lieber nicht kennenlernen wolle.
    Mac überhörte das. »Ich werde dich an einen Ort bringen, an dem man die wirklich wichtigen Dinge des Daseins vermittelt. Dunkelheitsforschung. Geheime Wissenschaften. Zamonische Lyrik. Gralsunder Dämonismus. Ich bringe dich in die Nachtschule des Professor Nachtigaller.«
    »Eine Schule?«
    »Keine gewöhnliche Schule. Du bist etwas Besonderes. Du mußt den höchsten Bildungsweg gehen, den es gibt. Und den vermittelt nur die Nachtschule.«
    »Aber das kann ich mir gar nicht leisten!« versuchte ich etwas lahm zu widersprechen. »Ich bin völlig mittellos!«
    Mac sah mich mit seinen großen, durchäderten Augen lange an.
    »Das macht nichts«, sagte er. »Professor

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