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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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verkommene Zyklopensorte, weder stark noch furchteinflößend oder was sonst so Zyklopen auszeichnet, sondern unangenehm und aufdringlich, hinterhältig, feige, faul, großspurig, geizig und gierig zugleich. Kurzsichtig war er auch noch, wofür er natürlich nichts konnte. Er starrte einen mit seinem einzigen Auge immer so durchdringend an, was ihn nicht gerade liebenswerter machte.
    Es war erstaunlich, wie viele schlechte Eigenschaften in so einem kleinen Körperchen Platz hatten. Zille mußte ständig das große Wort führen, auch wenn er wenig zu sagen hatte, denn mit seinem Verstand war es nicht viel weiter her als mit dem von Groot. Er war die Sorte Kleinzyklop, die erst einen Streit vom Zaun brechen, sich dann hinter einem Größeren und Stärkeren verstecken und diesen zu Handgreiflichkeiten anstacheln. So gesehen paßten Groot und Zille zusammen wie die Barbarenfaust aufs Zyklopenauge.

    Als schließlich Qwert die Nachtakademie verlassen mußte, brach für mich beinahe die Welt zusammen. Ab jetzt würde ich ein Fremder unter Fremden sein.
    »Wir werden uns mit absoluter Sicherheit nicht wiedersehen«, sagte Qwert beim Abschiednehmen mit bewegter Stimme. »Ich werde mich in das erstbeste Dimensionsloch stürzen, das ich aufstöbere, und die Chancen, daß wir uns danach noch mal begegnen, stehen l zu 460 Billiarden!«
    »Eins zu 463 Billiarden«, gab ich zurück, nachdem ich dieses statistische Problem kurz im Kopf durchgerechnet hatte. Es war wirklich sehr unwahrscheinlich, die Chance, fünfzehntausendmal hintereinander im Lotto sechs Richtige zu haben (in der gleichen Annahmestelle!), war größer. Stumm drückten wir uns die Hand, dann ließ Qwert sich von Pro-, fessor Nachtigaller zum Ausgangsstollen führen.
    Der Aufenthalt in der Nachtakademie wurde für mich ab jetzt immer unerträglicher. Selbst der Unterricht war zur Qual geworden, es interessierte mich überhaupt nicht mehr, was Professor Nachtigaller über die Struktur des Schneekristalls, die Äsgewohnheiten des Andenlamas oder die Pinselführung in der nattifftoffischen Kalligraphie erzählte, sein Wissen perlte von mir ab wie Wasser von einer Glasscheibe. Es war jetzt so weit gekommen, daß ich überhaupt nicht mehr verstand, wovon er sprach, manchmal kam es mir sogar so vor, als redete er in einer mir völlig unbekannten Sprache.

    Noch peinigender waren allerdings die Abende mit meinen neuen Klassenkameraden. Sie befanden sich allesamt auf einem erschütternd niedrigen Bildungsniveau, sie fingen gerade erst an, über das Multiplizieren oder die Groß- und Kleinschreibung zu diskutieren, während ich im Kopf grö- ßere astrophysikalische Probleme wälzte. Eines Abends hatten Groot und ich eine Diskussion über die Zusammenhänge des Universums. Groots physikalisches Weltbild war erschütternd primitiv.
    »Die Welt ist ein Brötchen, das in einem Eimer Wasser schwimmt!« behauptete er trotzig.
    »Und worauf steht der Eimer?« versuchte ich ihn auszutricksen.
    »Der Eimer steht auf dem Rücken der GROSSEN PUTZFRAU, die auf alle Zeiten das Universum bohnert«, antwortete Groot selbstbewußt.
    »Und worauf in aller Welt steht das Universum, das die Putzfrau bohnert?«
    »Das Universum steht nicht, es liegt. Das Universum ist nämlich flach wie eine Scheibe Wurst«, half Zille aus.
    »Und worauf, bitteschön, liegt dann die Scheibe Wurst?« Jetzt hatte ich ihn.
    »Natürlich auf dem Brötchen«, antwortete Groot.
    Mit Barbaren konnte man einfach nicht vernünftig diskutieren.
    Um mich von Groots Fürzen, Fogelweides Gejammer und Zilles Prahlereien abzulenken, hatte ich mir angewöhnt, vor dem Einschlafen philosophische Fragen zu klären, die bisher noch nicht gelöst waren. Eines Nachts, als ich wieder einmal nicht einschlafen konnte, weil mir ein philosophisches Problem keine Ruhe ließ (ich dachte darüber nach, daß ich größer als Zille war, also war ich groß; gleichzeitig aber war ich kleiner als Groot, demzufolge war ich klein. Wie aber konnte ich groß und klein zur gleichen Zeit sein?), kam ich auf dem Weg zum Ölsardinenvorrat an Professor Nachtigallers Dunkelkammer vorbei.
    Sein markerschütterndes Knacken drang durch die dicke Tür in den Stollengang. Er machte, wie immer, wenn er über besonders knifflige Probleme nachdachte, Geräusche wie ein Nußknacker beim Öffnen von großen Walnüssen. Die Geräusche kamen direkt aus seinen Gehirnen, was mich einerseits beeindruckte und andererseits mit heftigem Schauder erfüllte. Ich wollte

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