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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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auf das, was dieses Spektakel verursacht hatte. Als der Rauch sich langsam im Stollen verteilte und durchsichtiger wurde, konnte ich auf der gegenüberliegenden Seite des Loches die Umrisse einer Gestalt erkennen, ungefähr dreimal so groß wie ich und aus schimmerndem Edelmetall.

    Aus dem
    »Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder,
    Daseinsformen und Phänomene Zamoniens
    und Umgebung«
    von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller

    Finsterbergmade, die: Die Finsterbergmade [Mado inferioris] oder Eisenmade gehört, obwol man es bei ihrem Äußeren kaum zu glauben vermag, zur Spezies der ordinären Erdwürmer, freilich auf einer sehr hohen Entwicklungsstufe. Einerseits findet man bei der Finsterbergmade biologische Anknüpfungspunkte zum primitiven Peitschenwurm [Trichocephalus dispar], besonders was die Verdauungsorgane angeht, andererseits zum wesentlich komplizierter gebauten Röhrenwurm (Hermella komplexiensis]. Finsterbergmaden erreichen in ausgewachsenem Stadium etwa die Größe eines spalthufigen Steppeneinhorns und sind damit die drittgrößte Wurmspezies Zamoniens, nach dem ->niederzamonischen Kalkegel und dem ->Midgardwurm. Sie leben davon, sich durch die Metallschichten der Finsterberge [wo sie ausschließlich beheimatet sind] zu arbeiten und dabei alle Nährstoffe aus dem gefressenen Metall zu filtern und zu verdauen. Dafür sind sie mit außergewöhnlichen Kauwerkzeugen ausgestattet, um die sie jeder Raubsaurier beneiden würde. Die ausgewachsene Finsterbergmade ist außerdem in der Lage, Feuer zu speien, ähnlich wie die Feuerwerksdrachen des brasilianischen Regenwaldes, mit denen sie aber nicht verwandt ist, denn Drachen gehören zur Familie der Knotenhäutler, während die Oberfläche der Finsterbergmade von poliert wirkender Struktur ist. Der ganze Körper der Finsterbergmade ist aus schimmerndem rostfreien Edelstahl. Sie hat einen Unterkiefer in der Form einer Baggerschaufel, besetzt mit diamantstaubbeflockten Sägezähnen. Anstelle von Armen hat die Made Kneifzangen, als Füße Stahlklauen, und ihr Hinterkörper läuft in eine riesige Metallfeile aus. Die mechanische Erscheinungsform der Eisenmade hat Anlaß zu Spekulationen gegeben, sie sei künstlichen Ursprungs und komme von einem anderen Planeten oder aus einer anderen Dimension. Wahrscheinlicher ist, daß die Natur ihren Weg gefunden hat, den lebensfeindlichen Verhältnissen der Finsterberge zu trotzen, indem sie ihnen eine eisenhaltige Daseinsform entgegenstellt. Die Finsterbergmade ist wahrscheinlich im Verhältnis zu ihrer Größe die stärkste Kreatur unseres Kontinents, ihre äußere Erscheinung gehört zum Beeindruckendsten, was Zamonien zu bieten hat, und ihre Gefährlichkeit läßt sich wohl nur noch mit der des allesfressenden Säbelzahnsauriers vergleichen, dem man sein Junges geraubt hat.
    Hier übertreibt Professor Nachtigaller! Zugegeben, das Geschöpf, das da vor mir in einer flüssigen Eisenpfütze stand, ohne es überhaupt zu bemerken, sah ausgesprochen furchteinflößend aus. Ich könnte jetzt mit Leichtigkeit an dieser blutrünstigen Legende weiterstricken und von meinem lebensgefährlichen Kampf mit dem Monstrum berichten, aber mein Leben ist mit atemberaubenden Erlebnissen so reichhaltig ausgestattet, daß ich es nicht nötig habe, mich an der Fälschung des Finsterbergmadenbildes in der zamonischen Öffentlichkeit zu beteiligen. Es gibt genügend »Literatur« dieser Sorte, Bücher mit Titeln wie Wie ich die Finsterbergmade bezwang oder Satan aus Edelstahl, in denen selbsternannte Finsterbergmadenexperten von ihren angeblichen Kämpfen mit diesem Geschöpf berichten. Tatsache ist, daß keiner dieser Autoren jemals die Finsterberge betreten hat und daß sie alle ihre Informationen über dieses friedliche Geschöpf aus zweiter und dritter Hand beziehen, meist aus irgendwelchen mündlich überlieferten Legenden oder anderen schlechten Büchern über Eisenmaden.
    Finsterbergmade, die [Forts.]: Die Entstehung der Eisenmaden verliert sich im Sagenhaften, der Ursprung läßt sich nicht wissenschaftlich exakt bestimmen. Eine alte zamonische Sage behauptet, die ersten Eisenmaden seien aus dem Kot von Riesenzyklopen gekrochen, eine andere, daß sie aus den Trä- nen von Gewitter-Göttern entstanden sind [-> Finsterberggewitter, das ]. Tatsache ist, daß die ersten Eisenmaden vor Hunderttausenden von Jahren angefangen haben müssen, die Finsterberge zu durchlöchern, so porös wie dieses Gebirge heute ist. Es gibt dafür noch keine

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