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Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär

Titel: Die 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Moehrs
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wissenschaftliche Untermauerung, aber man vermutet bei den Eisenmaden neben der Wurmverwandtschaft eine familiäre Zugehörigkeit zur Termite. Die termitenbauähnliche Durchlöcherung der Finsterberge legt dies nahe.
    Die Eisenmade ist ein Einzelgänger. Gelegentlich begegnet eine Made der anderen, aber man schenkt sich kaum Beachtung. Eine der großen unbeantworteten Fragen um die Finsterbergmade ist, wie sie sich fortpflanzt, angesichts des fehlenden Kontakts zu ihren Artgenossen. Die Antwort darauf könnte eine andere zamonische Sage geben, die von der »Großen Made« erzählt, einer Madenkönigin, die im Inneren der Finsterberge haust und Eier aus Stahl legt, aus denen die Eisenmaden schlüpfen. Eine wissenschaftliche Bestätigung dafür gibt es aber bislang nicht.
    Die Made nahm mich überhaupt nicht wahr. Wenn doch, dann höchstens so, wie man eine Fliege an der Wand registriert. Sie setzte einfach ihre Arbeit fort, stapfte hinüber zur nächsten Stollenwand, riß ihr Edelstahlmaul auf und fauchte einen armdicken Flammenstrahl dagegen.
    Dann riß die Made mit ihren Klauen große Stücke halbgeschmolzenen Eisens heraus, warf sie sich in den Rachen und verschluckte sie geräuschvoll. Im Nu hatte sie einen neuen Durchgang geschaffen und stieg hindurch. Ich war einer der wenigen Zeugen des faszinierenden Vorgangs geworden, wie sich dieses Geschöpf seinen Weg durch die Finsterberge bahnt.
    »Dann schmolz die Wand, dann brach das Eisen Und durch das Loch strömte das Licht
    Ich spürte Lufthauch, einen leisen
    Und hatte weithin klare Sicht.«
    Was war das?
    »Finsterbergmade, die« [Gedicht]: achtundsiebzigstrophiges Gedicht des Dichters Hildegunst von Mythenmetz, gilt als der Höhepunkt der zamonischen Rarlebewesen-Dichtung.
    Rarlebewesen-Dichtung? War das nicht jene Königsdisziplin der zamonischen Dichtkunst, an der so viele mittelmäßige Dichter gescheitert waren? Was hatte das mit der Finsterbergmade zu tun?
    Rarlebewesen-Dichtung, die: Königsdisziplin der zamonischen Dichtkunst, in der sich die Dichter in die Perspektive eines Lebewesens versetzen, das sich nur noch rarer Verbreitung erfreut und sich normalerweise der allgemeinen Beobachtung entzieht, wie der ->Rettungssaurier oder die ->Finsterbergmade. Als Höhepunkt der Rarlebewesen-Dichtung gilt das Gedicht ->»Finsterbergmade, die« von ->Hildegunst von Mythenmetz.
    Ich erinnerte mich. Ich konnte zwar alle Sonette von Hildegunst von Mythenmetz auswendig, aber vor der »Finsterbergmade« hatte ich mich gedrückt, wegen der vielen Strophen.
    »Finsterbergmade, die« [Gedicht] [Forts.]: Mythenmetz versetzt sich in die Perspektive einer Finsterbergmade und beschreibt ihren mühevollen Weg durch das eisenhaltige Gestein mit größter Genauigkeit. In der letzten Strophe läßt Mythenmetz die Made den Weg ins Freie finden und gibt damit ihrem scheinbar sinnlosen Streben eine Bedeutung, was nahelegt, daß der Dichter mit seinem Reimwerk eine Hymne auf das arbeitsame Leben und den darin liegenden tieferen Sinn schaffen wollte.
    Natürlich! Wenn es irgend jemand schaffen könnte, einen Weg aus dem Finsterberglabyrinth zu finden, dann eine Finsterbergmade. Ich mußte mich nur an ihre stählernen Fersen heften und warten, bis sie irgendwann eine Wand schmolz, die ins Freie führte. Ich stieg vorsichtig durch das erkaltende Loch und trat in den nächsten Stollen. Die Made war bereits einen Gang weiter und brannte mit ihrem Schweißbrenneratem ein neues Loch in eine Tunnelwand. Endlich hatte ich eine konkrete Chance, dem Labyrinth zu entrinnen. Es geht doch nichts über eine solide Bildung.
    Es war ziemlich einfach, der Made zu folgen. Selbst wenn ich in Sichtnähe kam, beachtete sie mich nicht, und wenn ich sie einmal kurzzeitig aus den Augen verloren hatte, verrieten mir frischgeschmolzene Tunnellöcher und die Geräusche von brechendem Eisen, wo es langging.
    Für Unterhaltung sorgte das Lexikon, das aus irgendeinem Grund das Gedicht »Die Finsterbergmade« wieder und wieder aufsagte. Ich kann es heute noch auswendig:
    »Heute muß das Eisen schmilzen Heute wird der Gang gebohrt Frisch hinweg mit Schimmelpilzen Graben ist das Zauberwort!
    Wo ein Weg, da ist ein Wille Ihn zu pflügen durch den Berg Höllenlärm wird aus der Stille Das gehört zum Tageswerk!
    Stollentrolle fliehn in Scharen Wenn ich meine Bahnen zieh Sinn find ich nur hier den wahren Aber fertig werd ich nie.«
    Alles was recht war, dieser Hildegunst von Mythenmetz hatte es drauf, sich in eine

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