Die 13. Stunde
sie mit dem Zeigefinger hin und her. Sie waren größer, als er je zu hoffen gewagt hatte – drei, vier und fünf Karat. Lupenrein. Sam und er hatten die Beute aus dem Safe unterschätzt. Es waren sicher mehr als zweihundert Brillanten; Dance vermutete, dass sie ihre ursprüngliche Schätzung von zweiundzwanzig Millionen mehr als verdoppeln konnten.
»Ich glaube, wir bekommen ein bisschen mehr raus, als Sie gedacht haben«, staunte Dance.
»Ich habe nicht gewusst, dass es so viele sind«, entgegnete Sam.
»Von einem Holzkasten haben Sie auch nichts gesagt«, sagte Dance. Er lächelte, als er Sam anschaute, doch seine Augen sprachen eine andere Sprache. »Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke … Shannon hat in der Tat von einem Kasten gesprochen.«
»Er gehört mir«, sagte Sam.
»Was ist da drin?«, fragte Dance, während er die Brillanten zurück in den Beutel gleiten ließ, den er dann fest in der linken Hand hielt. »Sie versuchen doch nicht, einen Extraanteil für sich herauszuschlagen, Sam?«
Sam starrte ihn nervös an.
»Sam …?«
»Er gehört Hennicot.«
»Alles hier gehört Hennicot«, sagte Dance.
»Er lag im Safe. Da sind auch seine Geschäftsgeheimnisse, Papiere und dergleichen.«
»Darf ich mal?« Dance zeigte auf den Kasten.
Sam konnte nichts dagegen tun. Dance schüchterte ihn ein – jetzt erst recht, nachdem Sam gesehen hatte, wie Dance kaltblütig seinen eigenen Vetter über den Haufen geschossen hatte. Widerwillig überließ er ihm den Kasten.
»Ganz schön schwer«, stellte Dance überrascht fest. Er brauchte beide Hände, um ihn zu halten. »Zu schwer für ein bisschen Papier. Was ist wirklich da drin? Gold? Noch mehr Brillanten?«
»Nein, nichts in der Art.«
»Okay. Ich will die Hälfte von dem, was da drin ist.« Dance wuchtete den Kasten hoch und ließ ihn wieder sinken. »Mit den anderen teilen wir nicht, aber ich will meine Hälfte.«
»Wir müssen hier weg«, sagte Sam mit einem Blick auf die Uhr. »Wir haben nur noch vier Minuten.«
»Erst wenn Sie mir gesagt haben, was in dem verdammten Kasten ist.« Dance stellte sich zwischen Sam und den Ausgang.
Sam fühlte sich in die Ecke gedrängt. Seine Blicke huschten durch den Raum. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. »Ich gebe Ihnen meinen Anteil an den Brillanten und den Antiquitäten.«
Etwas Schlimmeres hätte Sam nicht sagen können, denn seine Worte bestätigten den Wert des Kastens.
»Sie nehmen lieber die Schachtel mit dem Fragezeichen als alles andere, was wir hier rausbringen?«, fragte Dance erstaunt.
Sam nickte.
»Ich will Ihren Anteil nicht«, sagte Dance. »Sie haben ihn sich verdient. Ich will nur sicher sein, dass niemand mich wegen ein paar zusätzlichen Dollar übers Ohr haut.«
»Ich versuche nicht, Sie übers Ohr zu hauen.«
»Arbeiten Sie mit Ihrem Bruder zusammen?«
»Was?«, fragte Sam erstaunt.
»Holt er Sie ab? Versuchen Sie zu verschwinden?«
»Na klar, ich stehle ihm sämtliche Informationen über die Alarmvorrichtungen hier unten, und dann rufe ich ihn an, dass er mich abholen soll.«
»Geben Sie mir Ihr Handy.« Dance streckte die Hand aus.
»Was ist denn jetzt schon wieder? Bekommen Sie jetzt Angstzustände, oder was?«, fragte Sam, zog aber sein Mobiltelefon aus der Tasche und reichte es dem Detective.
»Ich bin nur vorsichtig. Ich will nicht, dass Sie Ihren Bruder tatsächlich anrufen und ihm sagen, er soll Sie irgendwo abholen.«
»Das ist doch albern!«
»Warum machen Sie nicht den Kasten auf und zeigen mir, was drin ist? Dann werden wir ja sehen, wie albern das ist.«
»Das kann ich nicht.«
»Wieso nicht?«
»Weil ich die Schlüssel nicht habe. Begreifen Sie doch«, sagte Sam bittend, »er ist wertlos.«
»Für jeden außer Ihnen und Hennicot.« Dance stellte den Kasten auf einen Tisch, drehte ihn herum und betrachtete die drei Schlüssellöcher. »Erstaunlich viele merkwürdige Schlösser für etwas von so geringem Wert.«
Sam hüllte sich in Schweigen.
»Warum sagen Sie mir nicht einfach die Wahrheit?« Dance zog die Pistole, ließ den Lauf jedoch gesenkt.
»Wenn Sie mich erschießen, bekommen Sie den Kasten niemals auf. Und eines sollten Sie nicht vergessen«, fuhr Sam mit wachsender Selbstsicherheit fort. »Wenn ich tot bin, erfahren Sie nie, wie Sie die Ersatzsicherung löschen, die eine Aufnahme von Ihrem Gesicht aufgezeichnet hat.«
Dance hob die Waffe. »Was haben Sie getan?«
»Ich will Ihnen etwas zeigen.« Sam führte Dance zu der
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