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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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beiden Taschen auf den Boden und holte eine lange Metallstange mit einem Saugnapf heraus, den er auf dem großen Schaukasten ansetzte, in dem sich die Waffen befanden. Als Nächstes befestigte er ein streichholzschachtelgroßes quadratisches Kästchen am rechten inneren Bein der Vitrine. Das kleine Gerät erzeugte eine elektromagnetische Störung und setzte die Alarmanlage des Schaukastens außer Gefecht, die sein Bruder Paul entworfen hatte.
    Dance und seine Männer umstanden den Schaukasten und beobachteten, wie Sam mit einem Glaserdiamanten einen Kreis in die Abdeckscheibe schnitt.
    Nick konnte nicht anders, er musste grinsen, als er gleich hinter Dance den Monet an der Wand sah, das Achtzig-Millio- nen-Dollar-Gemälde. Allein das Seerosengemälde hätte diesen Dummköpfen – selbst auf dem Schwarzmarkt – mehr Reichtum verschafft, als sie sich vorstellen konnten, viel mehr, als die goldenen Waffen in dem Schaukasten je gebracht hätten.
    Sam beendete vorsichtig seinen Kreisschnitt. Mit einer Hand hielt er den Saugnapf fest, mit der anderen klopfte er an dem Kreis entlang und zog schließlich einen großen runden Scheibenausschnitt heraus.
    »Dance, Sie und Ihre Leute füllen die beiden Sporttaschen. Wickeln Sie die Waffen einzeln in die Handtücher ein, damit sie sich nicht gegenseitig zerkratzen.«
    »Gibt es keine Drucksensoren?«, fragte Dance.
    »Seien Sie nicht albern.« Sam musterte ihn, als hätte er ein begriffsstutziges Kind vor sich. »Was meinen Sie denn, was dieses Kästchen tut, das ich gerade ans Bein der Vitrine geklebt habe? Seine Impulse schalten die magnetischen Druckschalter aus.« Er nahm Nick beim Arm und ging den Korridor entlang.
    »Wohin wollen Sie?«, rief Dance ihm nach.
    »Brillanten«, erwiderte Sam nur.
     
Sam eilte in Shamus Hennicots Büro, als wäre er schon ungezählte Male dort gewesen. Er stieß Nick in die Ecke; dann befestigte er ein weiteres seiner Kästchen mit den roten Kuppeln auf dem Schreibtisch und schaltete die Schreibtischlampe ein. Er nahm sie hoch, drehte Nick herum und drückte ihm die Lampe in die Hände, nahm sie ihm wieder ab und stellte sie auf die lederbezogene Schreibplatte zurück. Dann riss er Nick wieder herum.
    »Nur für den Fall, dass man beim Prozess gegen Sie noch ein paar Beweise braucht«, sagte Sam.
    »Danke«, erwiderte Nick spöttisch. »Zu schade, dass Sie nicht lange genug leben werden, um zuschauen zu können.«
    Ohne auf Nicks Anspielung zu achten, wandte Sam sich ab, stellte sich vor die Wand aus dunklem Nussholz und fuhr mit der Magnetkarte über die linke Schreibtischecke. Es klickte fast unhörbar. Er ging zur Wand und legte die Hand dagegen. Als er leicht drückte, schwang die Geheimtür auf flüsterleisen Angeln nach innen.
    »Warten Sie hier.« Sam nahm das letzte Kästchen mit roter Kuppel und kicherte. »Nicht dass Sie an Dance und seinen Leuten vorbeikämen …«
    »Wenn Sie Hilfe beim Safe brauchen, rufen Sie mich einfach«, entgegnete Nick und lehnte sich an den Schreibtisch.
    Sam ignorierte ihn, trat über die Schwelle und befestigte das Kästchen an der Wand. Der kleine Raum hatte kahle Betonwände; von der Decke hingen drei Lampen und beleuchteten die beiden Harris-Safes.
    Sam blickte auf die Uhr. Ihnen blieben keine fünf Minuten mehr, dann lösten die deaktivierten Kameras auf dem Parkplatz einen Alarm aus.
    Er nahm die Sonnenbrille ab, schob sie in die Tasche und kauerte sich vor den rechten Panzerschrank. Dann drehte er das Messingrad dreimal nach rechts, um die Stifte zu befreien. Bei der vierten Umdrehung wurde er langsamer und hielt bei 64, drehte das Rad dann einmal ganz nach links und hielt bei 88; schließlich drehte er es nach rechts auf 0 und zum Schluss nach links auf 90.
    Als hätte er es schon hundertmal getan, nahm Sam den Messinggriff, drückte ihn voller Zuversicht und zog die stählerne Safetür auf.
    Als das Licht in den Tresorraum fiel, sah er ihn dort stehen, in all seiner schlichten Schönheit. Aus Shamus Hennicots Lieblingsholz gefertigt, dem dunklen afrikanischen Mahagoni, erschien er wie ein Baumgott in schimmerndem Glanz. Der Kasten war quadratisch, mit sechzig Zentimetern Kantenlänge und dreißig Zentimetern Höhe; der Deckel war fünf Zentimeter dick und hob sich nur durch einen kaum wahrnehmbaren Spalt ab. Die inneren Scharniere waren unsichtbar, und in den anderen drei Seiten befand sich je ein Schlüsselloch von ungewöhnlichem, achteckigem Umriss ähnlich dem Schloss an der Stahltür, das

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