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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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konnte; jede hatte fünfhundert Gigabyte Kapazität – genug, um die Überwachungsvideos von fünf Tagen redundant abzuspeichern.
    Sam schob ein Kabel in die Schnittstelle, isolierte das andere Ende ab und schob die blanken Kabelenden in eine Wandsteckdose. Der Server verfügte über einen Überspannungsschutz gegen Spannungsspitzen und einen Stromkreisunterbrecher gegen Blitzschlag, doch diese Vorrichtungen schützten allesamt die Spannungsversorgung und die Netzwerkeingänge des Systems. Nichts widerstand der Vernichtungskraft von 110 Volt Wechselspannung, die durch eine gewöhnliche Schnittstelle in die Computerschaltkreise eingespeist wurde.
    Es vergingen nur Sekunden, dann schlug das Gehäuse Funken, und Rauch quoll aus den Medienschächten. Nachdem Sam das System im Wortsinn gegrillt hatte, zog er das Kabel wieder aus der Steckdose, ehe ein Brand ausbrach. Er hatte sich vielleicht zu Einbruchdiebstahl herabgelassen, doch das konnte er letztendlich rechtfertigen. Mord und Brandstiftung gehörten allerdings nicht in sein Vokabular.
    Mit seinem Messer hebelte er die vier verschmorten Festplatten aus dem Gehäuse, legte sie auf den Mahagonikasten und hob ihn auf. In der Speisekammer schloss er das Türpaneel wieder, stürmte durch die Küche, verließ das Haus durch die Hintertür und gelangte auf den Parkplatz.
    »Sind wir fertig?«, fragte Brinehart, an seinen Wagen gelehnt.
    »Erfolg auf ganzer Linie«, sagte Sam und versuchte, den jungen Cop seine Aufregung nicht anmerken zu lassen.
     »Na, toll.« Brinehart grinste breit. »Das war ja einfach.«
    Sam ging zu Shannons Mustang. Die Fahrertür stand noch offen, und wie erhofft steckte der Schlüssel. Er warf Kasten und Festplatten auf den Beifahrersitz.
    »He!«, rief Brinehart. »Hat Dance gesagt, dass Sie Shannons Mustang nehmen dürfen?«
    Als Sam sich umdrehte, lehnte Brinehart an Dance’ klapprigem Taurus. Durch das Heckfenster starrte Nick ihn an.
    »Sie müssen zugeben, dass Shannon einen guten Geschmack hatte, was Autos angeht«, sagte Brinehart, wobei er auf Sam zuging.
    »Stimmt«, entgegnete Sam und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Er war froh, dass Brinehart nicht die Schlüssel abgezogen hatte. Sam schaute unter dem Sitz und in den Taschen der Türen nach und fand schließlich, was er suchte. Er wusste, dass Dance zwei Waffen besaß und war froh, dass sein Partner Shannon die gleiche Entscheidung getroffen und im Handschuhfach eine zweite 9-mm-Pistole deponiert hatte.
    »Also sind wir fertig?«, fragte Brinehart, ohne stehen zu bleiben.
    Sam drehte den Zündschlüssel. Der großvolumige Shelby-Motor erwachte grollend zum Leben, als wäre er aus langem Schlaf geweckt worden. Sam packte die Pistole mit festem Griff. Ein Gefühl der Sicherheit durchströmte ihn, als er die Waffe in den Hosenbund steckte. Dann trat er aufs Gas, legte den ersten Gang ein und ließ die Kupplung kommen. Mit aufbrüllendem Motor schoss der Wagen schlingernd und mit qualmenden Reifen vom Parkplatz.
    »Oh ja, wir sind fertig«, rief Sam gegen den Lärm des Motors an. Dance stürmte die Treppe hinauf und rammte die Schulter gegen die siebeneinhalb Zentimeter dicke Feuerschutztür aus Stahl. Sie gab nicht einmal ein Geräusch von sich, als er mit seinen hundert Kilo von ihr zurückprallte.
    »Verdammtes Mistding!«, fluchte Dance und richtete seine Pistole auf die Tür.
    »Nein!«, rief Randall. »Der Querschläger bringt dich um!«
    Dance begann vor Wut zu zittern. Er stürmte die Treppe wieder hinunter und rannte durch die Tür des Gewölbes auf der hektischen Suche nach einem Ausweg. Er eilte durch das Lager, durch den Besprechungsraum und in Hennicots elegantes Büro – irgendwo musste doch ein Notausgang für Situationen sein wie die, in der sie sich befanden!
    Er wollte das Büro gerade wieder verlassen, als er auf dem Fußboden ein zusammengeknülltes Stück Papier entdeckte, das so gar nicht in diese ordentliche, blitzsaubere Umgebung passte.
    Dance nahm das Papier auf, faltete es auseinander, las rasch durch, was darauf stand, stopfte es sich in die Tasche und rannte wieder zur Treppe.
    »Was ist, wenn wir die Sprinkleranlage auslösen?«, schlug Arilio vor und nahm sein Feuerzeug aus der Tasche. »Ich wette, das gibt die Tür frei. Hennicot würde bestimmt nicht zulassen, dass einer seiner Angestellten hier versehentlich gebraten wird.«
    »Weg damit«, sagte Dance und riss Arilio das Feuerzeug aus der Hand. Er zeigte auf die flachen Metallscheiben, die in

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