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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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unterlegte Stimme.
    »Shannons Funkgerät ist hinüber, und ich bekomme ihn nicht ans Handy. Wir sollen uns heute Morgen irgendwo treffen, aber ich weiß nicht, wo er steckt.«
    »Kleinen Moment …«, sagte Lena. »Er ist auf der Sechs-acht- vier.«
    »Ich liebe GPS«, sagte Dance. »In welche Richtung fährt er?«
    »Nach Süden … nein, halt, er ist gerade zum Flughafen abgebogen. Fliegt ihr zusammen in ein romantisches Wochenende?«
    »Jetzt hast du uns ertappt.« Dance lachte.
    »Ich sehe gerade, Shannon fährt zum Terminal für Privatflugzeuge.«
    »Danke, Lena.«
    »Kein Problem. Und nächstes Mal schreib es dir auf.«
    »Aber sicher, Lena.«
    Nick wurde auf der Rückbank hin und her geworfen, als Dance den Taurus beschleunigte, sich auf die US-684 einfädelte und mit flackerndem Blaulicht und heulender Sirene mit hundertsiebzig Stundenkilometern über die Interstate jagte, bis er sie nach zwei Meilen an der Ausfahrt zum Flughafen wieder verließ. Dance fuhr nach links, benutzte die Gegenfahrbahn und wich entgegenkommendem Verkehr immer wieder auf halsbrecherische Weise aus, indem er Lücken auf der rechten Spur nutzte.
    Dance’ Handy klingelte. Er klappte es auf und sagte: »Ja.«
    »Detective.« Die Stimme mit dem schweren albanischen Akzent erfüllte über die Freisprechanlage den ganzen Wagen. Nick machte die Stimme eine Gänsehaut.
    »Wie oft wollen Sie heute noch anrufen?«, fuhr Dance ihn an, doch Nick spürte, dass sich Angst in die Wut des Detectives mischte, was er bei Dance bisher noch nie erlebt hatte. Es war nicht bloß Furcht, es war ein Entsetzen, das an Panik grenzte.
    »Ich bin ein großzügiger Mann«, sagte die ausländische Stimme. »Sie sollten es als Gunst auffassen, dass Sie noch leben. Zweimal haben Sie Aufschub erhalten. Mehr gibt es nicht. Vielleicht gefällt es Ihnen ja, mich in noch mehr Körperteilen zu bezahlen.«
    »Ich sagte, Sie bekommen es am Freitag.«
    Vor ihnen erschien die Einfahrt zum Flughafen.
    »Heute ist Freitag.«
    Dance klappte das Handy zu und stopfte es sich wieder in die Tasche. Blind vor Wut trat er aufs Gaspedal und schlug den Weg zum Privatflugzeugterminal ein.
     
Sam Dreyfus fuhr auf das offene Rollfeld, wo dreißig verschiedene Privatflugzeuge abgestellt waren: Pipers, Lear Jets, Cessnas, Hondas. Ein Parkplatz für den Jetset im wahrsten Sinne des Wortes.
    Er hielt direkt auf die weiße Cessna 400 zu, neben der sein Bruder Paul stand, kam schlitternd zum Stehen und sprang aus dem Wagen.
     »Was ist hier los, verdammt?«, brüllte Sam.
    »Ich verstehe dich nicht«, entgegnete Paul kopfschüttelnd. »Nach allem, was ich für dich getan habe, und nach allem, was du letztes Jahr gesagt hast. Ich dachte, du wärst ein anderer geworden.«
    »Machst du dir eine Vorstellung, was für ein Wert hier drin ist?« Sam nahm den Mahagonikasten vom Beifahrersitz. »Begreifst du überhaupt, was wir hiermit auf die Beine stellen könnten?«
    »Warum sagst du ›wir‹? Das Wort hat in deinem Vokabular nie existiert. Du bist immer den leichtesten Weg gegangen. Und wenn die Welt sich nicht um dich gekümmert hat, bist du sauer geworden.«
    »Du hast mir eine Scheißnachricht hinterlassen: ›Überleg dir genau, was du tust. Du weißt, wo ich auf dich warte.‹ Willst du dich mir in den Weg stellen, oder willst du einen Anteil?« Sam hob den Kasten.
    »Ich wollte, dass du erkennst, wie leicht man dir auf die Schliche kommt.«
    »Du hast genau gewusst, was ich vorhabe. Du hättest dich an die Bullen wenden sollen.«
    »Das hast du ja bereits getan.«
    »Warum hast du den Kasten zurückgelassen, wenn du genau wusstest, dass ich ihn mitnehme? Hast du gedacht, ein dämlicher Zettel bringt mich von meiner Entscheidung ab?«
    »Sam.« Paul musterte seinen Bruder eindringlich und voller Enttäuschung. »Gib mir den Kasten. Lass mich versuchen, die Sache wieder in Ordnung zu bringen.«
    »Bist du verrückt geworden?«, explodierte Sam. »Das lasse ich mir nicht abnehmen!«
    »Niemand braucht zu wissen, dass du in den Einbruch verwickelt bist. Noch haben wir Zeit.«
    »Zeit wofür?«, fuhr Sam seinen Bruder an. »Du glaubst, du kannst das alles ungeschehen machen? Du meinst, du kannst den Einbruch einfach auslöschen? Die anderen dazu bringen, dass sie ihre goldenen Messer, Schwerter und Revolver zurückgeben? Ich glaube nicht, dass sie gerne auf die Brillanten verzichten würden.« Sam lachte auf. »Du bist wirklich ein Sonnyboy, weißt du das? Lass dir gesagt sein, Paul, die Welt

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