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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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den Schädel. Dance stand einen Augenblick wie angewurzelt da, einen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht.
    Dann brach er tot zusammen.
    Als Nick sich herumrollte, sah er Paul Dreyfus auf einem Knie hocken, den exotischen Colt Peacemaker im beidhändigen Anschlag.
    »Ich war in Vietnam«, sagte Dreyfus und atmete tief durch. »Als Sanitäter … aber ich war auch ein verdammt guter Schütze.«
     
Mit ohrenbetäubendem Brüllen jagte hinter Nick und Paul eine Passagiermaschine vom Typ Airbus A 300 über die südliche Startbahn. Die kreischenden Triebwerke jagten das Flugzeug mit brachialer Kraft über die Piste und hoben es schließlich sanft in den blauen Vormittagshimmel.
    Als Nick und Paul Dreyfus sich umwandten, sahen sie, wie Sam den Mahagonikasten auf den Sitz der Cessna 400 wuchtete. Er griff ins Innere der Maschine und schlug auf den Anlasser und den Zünderschalter. Der Motor erwachte hustend zum Leben.
    An der Seite blutend, wandte Sam sich seinem Bruder zu, hob die Pistole und zielte damit abwechselnd auf Nick und Paul, während er in die kleine zweisitzige Maschine kletterte.
    »Sam, bitte!«, rief Dreyfus über den Propellerlärm hinweg. Noch immer hielt er den kostbaren Colt in der Hand, doch nun baumelte er harmlos an seiner Seite. »Du bist seit Jahren nicht mehr geflogen.«
    »Sag du mir nicht, was ich kann und was nicht!«, rief Sam zurück. »Mein Leben lang hast du alles bestimmt … meinen Job, meinen Gehaltscheck … Du kannst mich mal! Jetzt nehme ich mein Leben selbst in die Hand!«
    »Wir können darüber sprechen!«, flehte Dreyfus.
    »Was willst du noch besprechen, verdammt? Ich brauche dich nicht mehr«, erwiderte Sam und tätschelte den Kasten.
    »Du wirst ihn niemals aufbekommen! Der Kasten ist aus zolldickem Titan, deshalb ist er so schwer. Das Mahagoni ist reine Zierde. Die drei Schlösser lassen sich nur mit den drei passenden Schlüsseln öffnen, die gleichzeitig gedreht werden müssen.«
    »Schon wieder hältst du mich für dumm!« Sam holte mühsam Luft. Der Blutfleck auf seinem Hemd wurde größer, während sein Gesicht alle Farbe verlor. »Ich krieg das schon raus, keine Bange.«
    Nick stand auf. Er begriff, was geschehen würde.
    »Sie müssen ihn aufhalten!«, rief er Paul zu und trat an seine Seite.
    »Halten Sie sich da raus«, erwiderte Paul, ohne Sam aus den Augen zu lassen. »Ich weiß, was ich tue.«
    »Sie begreifen nicht«, bat Nick. »Wenn er losfliegt …«
    »Verdammt noch mal, er ist mein Bruder! Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich habe Ihnen gerade das Leben gerettet, also halten Sie sich raus, ehe Sie sich auch noch eine Kugel einfangen!« Ohne Warnung feuerte Sam vor Nick in den Boden. »Hören Sie meinem Bruder lieber zu, er irrt sich nie.«
    Paul betrachtete die Wunde in Sams Seite, aus der immer noch Blut strömte. In hilflosem Zorn drückte er den exotischen Revolver in seiner Hand fester.
    »Wenn du auf mich schießen willst, wenn du mich umbringen willst, dann tu es jetzt!«, rief Sam herausfordernd.
     Paul Dreyfus legte den Peacemaker auf den Boden und wich ein paar Schritte zurück.
    Die Brüder starrten einander an. Der Augenblick dehnte sich.
    »Sam«, sagte Paul schließlich. »Bitte …«
    Ohne ein weiteres Wort knallte Sam die Tür zu, ließ den Motor der Cessna aufheulen und entfernte sich von dem kleinen Vorfeld.
    Auf der schmalen Zufahrtsstraße nahm die Maschine rasch Geschwindigkeit auf.
     
Nick raffte den Colt vom Boden auf, betätigte den Patronenauswerfer, kramte hastig vier Patronen aus der Tasche und lud nach. Dann hetzte er über das Hallenvorfeld dem Flugzeug nach und eröffnete das Feuer, doch seine Schüsse gingen weit daneben. Keuchend blieb er stehen, ließ sich auf ein Knie nieder, zielte mit beiden Händen und setzte sein Sperrfeuer auf die fliehende Cessna fort.
    Doch nach nur zwei weiteren Schüssen wurde Nick der Revolver aus der Hand gerissen. Dreyfus stand neben ihm und schleuderte den Peacemaker ins entfernte Gebüsch.
    »Sie begreifen es nicht!«, brüllte Nick ihn an und richtete sich vor Dreyfus auf. »Mehr als zweihundert Menschen werden sterben!«
    »Was reden Sie da?«, rief Dreyfus. »Mir ist es egal, was Sie denken. Aber Sam ist immer noch mein Bruder, und ich lasse nicht zu, dass jemand ihn kaltblütig abknallt.«
    Nick sah der Cessna 400 hinterher, als sie die Zufahrtsstraße entlangholperte, ohne Freigabe auf die Startbahn einbog und die Geschwindigkeit erhöhte, als das Vorfeld endete. Nick war kein Pilot,

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