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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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doch er wusste, dass Sam niemals über den Zaun am Ende der Startbahn setzen würde, wenn er die Geschwindigkeit nicht schnellstens erhöhte.
     Die Nase der Cessna hob sich, als der Motor aufheulte, und die Räder federten am Boden auf und ab. So schrecklich der Gedanke war – Nick hoffte, dass Sam es nicht schaffte, sondern in den Zaun raste, oder dass eine der Revolverkugeln den Motor getroffen hatte. Nicht dass er Sam den Tod gewünscht hätte; er hofft nur auf ein Ende des schicksalhaften Fluges, das 212 Menschen das Leben retten würde.
    Dann aber hob die Cessna ab und verfehlte den Zaun um Zentimeter. Nick beobachtete voller Entsetzen, wie das Flugzeug in einem eigenartigen Winkel in die Höhe stieg, gelenkt von einem verletzten, unerfahrenen Piloten, der verzweifelt versuchte, die Kontrolle über die Maschine zu halten, und auf ein Entkommen hoffte.
    Und dann sah Nick den A 300, der nach dem Start eine Schleife flog und Kurs auf Boston nahm.
     
Julia warf einen letzten Blick aus dem Fenster, als sie den Kensico-Stausee überflogen. Dann schloss sie wieder die Augen, um ein Nickerchen zu machen und sich ein bisschen auszuruhen für einen Abend, der für sie und Nick zu den denkwürdigsten in ihrer Ehe gehören würde.
    Ohne Warnung kippte der Airbus hart nach links. Getränke wurden verschüttet, Gepäckstücke brachen aus den Staufächern über den Sitzen, fielen in den Gang und auf die Passagiere. Menschen schrien erschrocken auf, als Angst sie erfasste.
    Der Pilot brachte die Maschine in einen Rollwinkel von sechzig Grad. Julia drückte sich in den Sitz, presste die Arme auf die Lehnen und hielt sich krampfhaft fest, um nicht aus dem Sitz gerissen zu werden, während das Flugzeug immer weiter nach links rollte. Sie dachte an das Kind, an Nick … tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Voller Angst blickte sie aus dem Fenster auf den Boden, der tausend Meter unter ihr lag. Sie konnte kaum atmen, war vor Entsetzen wie erstarrt. Als sie den Kopf drehte, sah sie Jason, den jungen Familienvater, auf der anderen Seite des Ganges. Er hatte sein Handy herausgenommen und schaltete es ein. Wahrscheinlich wollte er seine Frau anrufen, um ihr Lebewohl zu sagen.
    Überall um sie herum schrien die Passagiere um Hilfe, weinten, jammerten, beteten stumm oder bettelten, dass jemand etwas tat, irgendetwas, während vorn im Cockpit der Pilot alles versuchte, um die Fluggäste und sich selbst zu retten.
    Dann spürte Julia, wie jemand ihre Hand nahm. Es war Katherine, die ihr nun beruhigend über den Handrücken strich, wie es früher Julias Mutter getan hatte, wenn ihre Tochter Angst hatte. Julia blickte in die weisen alten Augen der Frau und entdeckte einen Frieden darin, der in völligem Gegensatz zu all dem Schrecken stand, der sie umgab.
    »Keine Angst, Kind«, sagte Katherine.
    Und alles verlangsamte sich. Das Heulen der Düsentriebwerke, die Schreie der Menschen – alles fiel von Julia ab, als die Wärme von Katherines liebevoller Hand sie umfing.
    Ein letztes Mal blickte Julia aus dem Fenster und entdeckte den Grund für die Ausweichmanöver der Maschine: die kleine Cessna, die genau auf sie zuhielt. Sie konnte deutlich den Mann erkennen, der die Maschine flog. Er saß zusammengekrümmt im Pilotensessel, und Julia sah die Panik auf seinem Gesicht, als er verzweifelt nach rechts steuerte.
     
Alle Blicke waren zum Himmel gerichtet. Der A 300 legte sich so tief nach links, dass es aussah, als würde die Maschine jeden Moment wegkippen. Die Tragflächen der Cessna flatterten, als der Pilot nach rechts auszuweichen versuchte, doch wie bei zwei Magneten, die einander anziehen, schien die drohende Katastrophe unausweichlich. Nick sah es in Pauls Gesicht, erkannte es daran, wie er den Atem anhielt, wie er hoffte und still um ein Wunder betete. Doch Nick wusste, dass es kein Wunder geben würde, diesmal nicht …
    Und die Schuld an allem trug Dance, der nun tot auf dem Hallenvorfeld lag. Seine Habgier hatte die verhängnisvolle Ereigniskette in Gang gesetzt. Dance war es, der Sam in Panik versetzt hatte, indem er versucht hatte, ihn zu töten. Niemand wusste, wie ernst Sam verletzt worden war, wie viel Blut er verloren hatte; doch ob das Geschoss nun ein lebenswichtiges Organ getroffen oder eine Arterie punktiert hatte oder nicht – Sam würde so oder so sterben.
    Nick hatte das Schicksal verändert, und Dance war beseitigt worden; das Haupt der Schlange war abgetrennt, und ihr Leib, der aus korrupten Detectives

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