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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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die Schlüssel aus der Tasche und öffnete den Kofferraum, schaute hinein, wühlte im Inhalt, schaute unter der Eishockeytasche und hinter dem Verbandkasten nach.
    Nichts. Der Revolver war ihm nicht untergeschoben worden …
    … noch nicht.
    Nick warf den Kofferraumdeckel zu und sah sich in der Garage um, wie er es vor einer Stunde getan hatte.
    Nein, falsch: Wie er es in einer Stunde tun würde.
    Was für ein verrückter Gedanke! Nick schwirrt der Kopf. Die Zeit besaß keine lineare Abfolge mehr, sondern war eine Serie surrealer Vignetten, von denen jede einen Teil des Rätsels bildete, und jeden Teil musste er genau betrachten. Vorwärts, rückwärts … er musste sich die Zukunft vergegenwärtigen, während er in die Vergangenheit reiste.
    Es fiel ihm schwer, dies alles im Kopf zu behalten, doch er bemühte sich nach Kräften. Er musste die einzelnen Teile des Rätsels ordnen, ohne sich von seinen Gefühlen ablenken zu lassen, wenn er Julias Mörder aufhalten wollte.
    Er dachte an den Flugzeugabsturz. War Julia dem Tod entkommen, nur um wenige Stunden später trotzdem vom Schicksal ereilt zu werden? Weshalb war sie nicht an Bord der Maschine gewesen? Und was war das überhaupt für ein Flug? Als sie am Morgen zur Arbeit gegangen war, hatte er gar nicht gewusst, dass sie nach Boston fliegen würde.
    Nicht dass es etwas Ungewöhnliches gewesen wäre. Sie beide hatten schon viele Stunden auf Flughäfen und in Flugzeugen verbracht, unterwegs von einer Besprechung zur anderen, immer dem Amerikanischen Traum hinterher. Nick hasste das Fliegen, denn es machte ihm Angst. Ihm war klar, dass seine Furcht irrational war – man brauchte sich nur die Unfallstatistiken anzuschauen –, doch es erfüllte ihn stets mit Beklommenheit, wenn er oder Julia in ein Flugzeug steigen mussten.
    Nick hielt es für den schrecklichsten aller Tode, hilflos vom Himmel zu fallen, während einem die Schreie der verzweifelten Mitreisenden in den Ohren klangen, bis man im feurigen Aufprall starb, zusammen mit allen anderen. Nick hatte seine Furcht bezwungen und gelernt, damit umzugehen, doch wenn Julia flog, wuchs seine Angst stets zu neuen Dimensionen und verursachte ihm schlaflose Nächte und angsterfüllte Tage. Einmal hatte er sie wegen eines unguten Gefühls sogar angefleht, nicht zu fliegen. Sie rieb ihm immer wieder unter die Nase, dass damals nicht das Geringste passiert sei.
    Doch welcher Glücksfall hatte Julia diesmal gerettet?
    Leider war sie vorhin nicht mehr dazu gekommen, es ihm zu erzählen, weil das Telefon geklingelt hatte.
    Nick verließ die Garage und betrachtete erneut Julias Wagen. Er dachte an Flucht und daran, Julia so weit fortzubringen, wie er nur konnte.
    Aber damit würde er das Unausweichliche nur hinauszögern. Oder? Würde der Unbekannte, der Julia töten wollte, sie nicht später finden? Schon morgen? Oder am Sonntag? Würde Julia dann nicht zu einer Zeit getötet werden, wo er nicht einschreiten und sie retten konnte?
    Nick zog die goldene Uhr aus der Tasche und las die Zeit ab: fünf vor halb sieben. Dance hatte gesagt, Julia sei kurz vor 19.00 Uhr erschossen worden. Ihm blieben also noch fünfunddreißig Minuten, dann wurde er wieder zwei Stunden in der Zeit zurückversetzt.
    Er musste ihren Mörder aufhalten, und zwar jetzt! Er musste erfahren, wer es war, damit er nicht wieder aus dem Dunkel gegen Julia losschlagen konnte.
    Nick nahm sein Handy hervor und tätigte den Anruf, den er schon in dem Augenblick hatte machen wollen, als er Julia lebendig und gesund in den Armen gehalten hatte.
    »Byram Hills Police, Sergeant Manz am Apparat«, antwortete eine Stimme.
    »Guten Abend. Mein Name ist Nick Quinn …«
    »Wie kann ich Ihnen helfen, Mr. Quinn?«
    »Ich glaube, jemand wird versuchen, meine Frau zu ermorden.«
    »Was bringt Sie zu dieser Vermutung?« Die Stimme des Beamten war ernst und ohne jede Regung.
    Nick fehlten plötzlich die Worte. Er hatte geglaubt, er könnte einfach die Polizei rufen und den Mörder festnehmen lassen, ehe dieser auch nur in die Nähe Julias kam, aber so einfach war es nicht.
    »Mr. Quinn?«
    »Wir sind in unserem Haus …«
    »Ist sonst noch jemand da?«, fragte Sergeant Manz. »Ein Eindringling? Oder ist jemand draußen vor dem Haus?«
    »Nein«, antwortete Nick, wobei er sich umsah. »Aber ich glaube, dass bald jemand kommen wird.«
    »Es tut mir leid, Mr. Quinn, dass ich Ihnen am Telefon diese Fragen stellen muss, aber Sie können sich bestimmt vorstellen, dass wir wegen des

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