Die 13. Stunde
findest?«
»Die Folgen sind mir egal.«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
»Du weißt genau, was ich dann tun werde«, sagte Nick.
»Und wenn es mehr als einer ist?«
»Dann bringe ich sie alle um.«
Marcus ging zu seiner Bar, nahm zwei Tiffany-Kristallgläser vom Regal und goss zwei Whiskey ein. Ein Glas reichte er Nick. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche jetzt was für die Nerven.«
»Ich auch«, sagte Nick und nahm Marcus das Glas aus der Hand. »Ich muss herausfinden, wer abgedrückt hat.«
»Und wenn du Julia von hier fortschaffst? Weg von Byram Hills? Dann ist sie nicht zu Hause, wenn der Mörder kommt.«
»Das stimmt. Und ich schicke sie auch fort, in anderthalb Stunden. Aber das heißt nicht, dass ihre Mörder nicht mehr hinter ihr her sind. Julia ist dem Tod entkommen, indem sie nicht in dem Flugzeug war, aber sie wurde noch am gleichen Tag ermordet. Wer kann schon sagen, ob man sie nicht später umbringt, auch wenn ich sie vor der Kugel schütze, von der ich weiß? Deshalb muss ich den Mann, der abdrücken wird, jetzt finden, solange noch Möglichkeiten bestehen und solange ich die Zeit noch auf meiner Seite habe.«
»Das alles ist total verrückt. Ich krieg das einfach nicht auf die Reihe«, sagte Marcus.
»Glaub mir, ich befasse mich schon seit Stunden damit, und mir geht es nicht anders«, erwiderte Nick. »Egal was ich tue – es hat Folgen. Es wirkt sich auf Ereignisse aus, die ich bereits beobachtet habe, deren Folgen ich gesehen habe. Allein schon, indem ich hierherkomme und dir alles sage, verändere ich die Zukunft auf eine Weise, die ich nicht vorhersehen kann.
Weil ich dir gesagt habe, was passieren wird, wirst du mich in viereinhalb Stunden nicht davon abhalten, in unser Haus zurückzugehen, um herauszufinden, wer Julia ermordet hat. In dreieinhalb Stunden wirst du mich nicht neben ihrer Leiche finden. In vier Stunden wirst du mich nicht mit zu dir nach Hause nehmen, mir Scotch anbieten«, Nick hob das Glas, »und ein Freund sein. Genau in diesem Zimmer haben wir gesessen. Du hast deinen Kumpel Mitch Shuloff angerufen und gesagt, dass er der beste Anwalt ist, den du kennst, dass er aber immer zu spät kommt. Außerdem schuldet er dir einen Tausender, weil gestern Abend die Yankees gewonnen haben.«
Marcus starrte Nick an, als hätte dieser soeben ein Wunder gewirkt. »Davon habe ich niemandem etwas erzählt. Das ist völliger Irrsinn …« Er verstummte fassungslos. »Und was wird am Ende aus dir?«, fragte er dann.
»Ich werde verhaftet«, antwortete Nick. »Wegen Mordes an Julia.«
»Mein Gott, so ein Wahnsinn!«
»Ja. Das sagst du auch, wenn sie kommen, um mich zu verhaften. Genau hier.«
»Du wirst verhaftet?«, fragte Marcus ungläubig. »Hier?«
»Du hättest fast die Bullen zusammengeschlagen, als du versucht hast, sie aufzuhalten.« Nick grinste. »Dafür habe ich dir noch gar nicht gedankt.«
»Gern geschehen«, sagte Marcus verwirrt.
»Sie treten dir die Tür ein.«
»Welche Tür?«
»Zwei Türen. Die Haustür und die Tür zur Bibliothek.«
»Verdammt! Die waren sauteuer.«
»Dafür schlagen die Yankees schon wieder die Red Sox.«
»Oh! Noch ein Tausender, den Mitch mir schuldet. Ich sollte ihn gleich anrufen und ihm doppelt oder nichts anbieten.«
»Die Yankees gewinnen mit sechs zu fünf. Ich könnte dir sogar sagen, wie, wann und durch welchen Spieler. Wie auch immer, nachdem ich dich jetzt ins Bild gesetzt habe, ändert sich alles.«
»Nein, Nick.« Marcus sah ihn an. »Manches ändert sich nie. Für dich würde ich alles noch einmal tun.«
»Nein«, sagte Nick.
»Doch.«
»Aber das sollst du nicht. Denn du sollst nicht mehr hier sein, weil ich dich bitte, mit Julia so weit weg von Byram Hills zu fahren, wie du kannst. Lass sie nicht aus den Augen.«
»Ich dachte, du hättest bereits dafür gesorgt, dass sie in anderthalb Stunden aufbricht.«
»Das stimmt. Sie ist eine Minute vor sechs abgefahren. Aber wenn du sie begleitest und wenn sie noch in dieser Stunde mit dir losfährt statt in anderthalb Stunden, hat sie größeren Vorsprung und jemanden, der auf sie aufpasst. Dann ist sie sicherer.«
»Du weißt, ich würde alles für euch tun.«
»Ja, das weiß ich«, antwortete Nick.
»Kennst du meinen Freund Ben Taylor? Am besten, wir fahren zu ihm. Im Haus eines Exsoldaten dürfte Julia ziemlich sicher sein, meint du nicht auch?«
»Gute Idee.«
»Woher weiß ich, wann alles okay ist?«
»Ich finde dich
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