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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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überspannte sie in fünfzehn Metern Höhe das Kensico Reservoir, einen Stausee, der zu den idyllischsten Flecken in ganz Byram Hills gehörte.
    »Viertel vor vier«, sagte Dance.
     »Ich frage Sie das nicht gerne, aber glauben Sie, wir könnten vielleicht …«
    Dance schaute ihn mit unergründlicher Miene an und nickte schließlich. »Sicher, ich wollte nicht gefühllos sein. Es ist nur noch eine Minute bis zum Revier. Wir haben Notstrom, wir legen sofort los.«
    »Danke.« Nick bereute inzwischen, sich nicht früher an die Polizei gewandt zu haben. Hätte er es getan, könnte er bei seiner Suche nach Julias Mörder schon viel weiter sein.
    »Tun Sie mir einen Gefallen?« Dance wies mit dem Daumen nach hinten auf die Rückbank. »Da liegt meine Sporttasche. Können Sie mir die angeben?«
    »Klar.« Nick löste den Sicherheitsgurt, drehte sich um und schob sich halb über die Sitzlehne, da die Leinentasche außerhalb seiner Reichweite lag.
    Ohne Warnung machte Dance eine Vollbremsung. Die Reifen kreischten, und das Antiblockiersystem stotterte, als es zu verhindern versuchte, dass der Wagen ins Schleudern geriet, bis er mitten auf der Brücke zum Stehen kam. Nick wurde gegen das Armaturenbrett geworfen und rutschte halb auf den Wagenboden. Dance hielt ihm eine Pistole an die Stirn.
    »Hände auf das Armaturenbrett!«, befahl er.
    »Was ist denn los?«, fragte Nick benommen, als er wieder auf den Sitz kletterte. Seine Hände zitterten aus Verunsicherung über die plötzliche Wendung der Ereignisse und aus Furcht vor der Mündung der Waffe, die gegen seine Stirn drückte.
    Dance hielt die Pistole in der rechten Hand, während er mit der Linken seine Handschellen hervorholte und sie um Nicks Handgelenke zuschnappen ließ.
    »Was soll denn …«
    Dance drückte Nick nach vorn, riss ihm die SIG Sauer aus dem Hosenbund und warf die Waffe nach hinten in den Wagen.
     »Wieso tragen Sie heimlich eine Waffe?«, fragte Dance.
    »Immer mit der Ruhe. Ich …«
    »Machen Sie die Tür auf!«, befahl Dance. »Schön langsam. Los, raus aus dem Wagen. Tun Sie nichts Unüberlegtes.«
    »Hören Sie zu, Dance.« In Nick stieg Wut auf. »Ich habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Wenn wir nicht schnellstens …«
    »Raus!« Dance schaltete das Polizeisignallicht ein. Die hellen roten Blitze stachen Nick in die Augen. Mit den gefesselten Händen öffnete er die Tür und stieg unbeholfen aus dem Wagen. Dance schob sich direkt hinter ihm hinaus.
    »Hände aufs Brückengeländer!«, rief der Detective, ging zum Heck des Wagens und öffnete den Kofferraum.
    »Verdammt, Dance, was ist denn los? Ich trage die Waffe zum Schutz meiner Frau. Ich habe einen Waffenschein, wenn es das ist, was Sie stört!«
    Nick konnte nicht sehen, was Dance tat, doch plötzlich spürte er, wie ihm etwas um die Beine gewickelt wurde. Mit zwei großen Kabelbindern schnürte der Detective ihm die Fußgelenke aneinander.
    »He, was soll das? Was haben Sie vor?« Nick starrte verwirrt auf seine gefesselten Hände und Füße.
    Dance riss ihn herum, griff ihm in die Jacke und zog Julias PDA heraus.
    »Dance!«, rief Nick. »Was soll dieser Blödsinn?«
    Doch als er sich nach links beugte und in den offenen Kofferraum sah, ergab plötzlich alles einen Sinn.
    Der Kofferraum war voller Sporttaschen, von denen eine halb offen stand. Und aus der Tasche ragte, in der Nachmittagssonne funkelnd, ein goldener Schwertknauf.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, stieß Nick hervor. »Sie?«
    Dance öffnete schweigend die Fondtür des Wagens, nahm Nicks Pistole von der Rückbank, packte Nick beim Kragen, schob ihn hinein und knallte die Tür zu.
    Nick saß allein im verschlossenen Wagen.
    Die LED-Uhr am Armaturenbrett zeigte 3:50.
    Alles ergab plötzlich einen Sinn – warum man ihn verhaftet hatte und weshalb Dance die Untersuchung leitete: Dance war in den Raub und in Julias Ermordung verwickelt.
    So mies die Lage auch geworden war, Nick wusste jetzt, wer für Julias Tod verantwortlich war. Er wusste, wen er aufhalten musste. In den nächsten Minuten ging es nur darum, am Leben zu bleiben. Er musste bis zur vollen Stunde überleben.
    Die Uhr zeigte 3:52. Nick war das Verstreichen der Zeit noch nie so schnell und zugleich so langsam vorgekommen.
    Dance öffnete die Hintertür, wedelte mit seiner Waffe und bedeutete Nick auf diese Weise, wieder auszusteigen.
    »Halten Sie sich bloß von meiner Frau fern«, stieß Nick hervor, »oder ich …«
    Er verstummte abrupt, als Dance

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