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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Julia retten.
    Wenn es doch nur so einfach wäre.
    Nichts von dem, was er über die Zukunft wusste, hatte er benutzt, um die Vergangenheit zu ändern. Es war wie ein Spiel – nur dass es ein Spiel war, das Nick kaum beherrschte. Bisher hatte er sich nur darauf verlassen, dass Fremde ihm aus dem Augenblick heraus halfen. Doch er selbst musste Veränderungen bewirken, und zwar sofort, denn die Zeit, die ihm blieb, um Julia zu retten, lief ab.
    Er nahm die feuchte Brieftasche, die er der Leiche abgenommen hatte, und schob sie in die Tasche seines Blazers. Von nun an würde er nichts mehr passiv dem Zufall überlassen.
    Als Erstes würde er Paul Dreyfus suchen.
     
Nick parkte seinen Wagen vor der Straßensperre an der Absturzstelle direkt hinter dem blauen Chevy Impala, mit dem Julias Mörder fahren und den er, Nick, Stunden später von der Straße gegen einen Baum drängen würde.
    Rasch ging er zu Corporal McManus, den Nationalgardisten, der ihn angehalten hatte, als er zu Captain Delia wollte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der junge Mann.
    »Ich bringe Captain Delia Beweismaterial über den Absturz.« Ohne stehen zu bleiben, hob Nick die feuchte Brieftasche.
    McManus nahm Nicks Gebaren ohne Gegenfrage hin und ließ ihn passieren.
    Nick blickte auf die Absturzstelle. Feuerwehrleute rollten ihre Schläuche ein, aber noch konnten sie sich nicht für eine Verschnaufpause auf die Trittbretter ihrer Feuerwehrwagen setzen. Familienangehörige der Opfer wurden mit Bussen zum Umkleidegebäude gefahren, damit sie in der Nähe der sterblichen Überreste ihrer Lieben waren, Neuigkeiten erfuhren und vielleicht sogar von jemandem hörten, der wie durch ein Wunder überlebt hatte.
    Solche Zerstörungen hatte Nick noch nie gesehen. Obwohl er schon vor einer Stunde am Absturzort gewesen war, hatte er sich nicht an den Anblick gewöhnt. Er beobachtete die Hunderte von Freiwilligen, die den Rettungsmannschaften halfen und sich um trauernde Familien kümmerten. In der Katastrophe, wenn das Leben sich von der schlimmsten Seite zeigt, kehrt die Menschlichkeit ihre beste Seite hervor.
    Und irgendwo dort, mitten in diesem Meer aus Trümmern und Leibern, war Paul Dreyfus.
    Nick zog Dreyfus’ noch immer feuchte Brieftasche heraus, entdeckte eine Visitenkarte und wählte die Handynummer, die darauf stand.
    »Ja?«, meldete sich eine tiefe Stimme.
    »Mr. Dreyfus?« Nick ließ den Blick über das Heer der Freiwilligen schweifen; dann schaute er zu der Menge, die sich am Umkleidegebäude und bei den Zelten versammelt hatte.
     »Ja.«
    »Mein Name ist Nick Quinn.«
    »Aha«, sagte Dreyfus ohne jede Regung.
    Nick musterte das Trümmerfeld, das von Meilen Absperrband umgeben war, und entdeckte ihn endlich, das Handy am Ohr. Dreyfus stand auf dem Acker des Todes. Nick unterbrach die Verbindung und ging auf den Mann zu, ohne den Blick von ihm zu nehmen.
    Dreyfus war schwerer, als Nick gedacht hätte – ein Mann, der einst wie ein Fels gebaut gewesen war, dessen Gewicht sich allerdings aus Schultern und Armen zu Bauch und Hüften verschoben hatte.
    Das graue Haar trug er sauber gescheitelt; nichts erinnerte an die wogenden Locken, die Nick an der Leiche dieses Mannes auf dem Grund des Stausees gesehen hatte.
    Dreyfus trug Chirurgenhandschuhe aus Gummi und hatte die Ärmel hochgekrempelt. Er hob ein weißes Laken nach dem anderen und betrachtete die Leichen darunter.
    »Mr. Dreyfus?«, fragte Nick, als er näher kam.
    Dreyfus ließ sich nicht stören. Er schaute weiterhin unter die Laken, ohne Nick eines Blickes zu würdigen.
    »Mein Name ist Nick Quinn.« Nick hielt Dreyfus die Hand hin.
    Der Mann übersah sie geflissentlich. Nick war nicht sicher, ob es wegen der Handschuhe war oder aus Unhöflichkeit.
    »Sie sind heute hierhergeflogen?«, fragte Nick.
    »Wieso fragen Sie? Müsste ich Sie kennen?«
    »Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll …« Nick hielt inne, unsicher, wie er fortfahren sollte.
    »Ich habe keine Zeit für dumme Spielchen«, sagte Dreyfus ungehalten. »Kommen Sie zur Sache.«
    »Man wird Sie töten«, stieß Nick hervor.
     »Ach ja? Und wer?« Dreyfus sah nicht von seiner Arbeit auf, als hätte er nichts gehört oder als wäre es ihm egal.
    »Ihre Partner.«
    »Partner?«, fragte Dreyfus und sah endlich auf. »Sie wissen ja gar nicht, wovon Sie reden.«
    Nick packte den Mann bei den Schultern und drehte ihn zu sich um, damit er ihm zuhörte. »Und dann werden diese Leute meine Frau umbringen!«
    Für einen

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