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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Polizei.«
    »Auf keinen Fall«, widersprach Nick. »Shamus hatte recht, als er dir untersagt hat, ohne seine ausdrückliche Erlaubnis die Polizei einzuschalten.«
    »Woher weißt du das?« Julia starrte ihn an. Stille senkte sich herab und hing lastend in der Luft. »Davon habe ich dir nie erzählt.«
    »Doch, hast du«, log Nick.
    »Nick«, beharrte Julia, »Shamus hat gesagt, es sei eine Richtlinie, aber ich habe dir nie etwas davon gesagt … weder dir noch sonst jemandem. Die Einzigen, die es wussten, sind die Dreyfus-Brüder. Sam und ich haben noch vor einer Viertelstunde darüber gesprochen.«
    »Julia«, sagte Nick ernst und schaute ihr über den Ledersitz hinweg in die Augen. »Sam Dreyfus ist bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Ich weiß nicht, mit wem du gesprochen hast, aber Sam war es mit Sicherheit nicht.«
    Julias Gesicht wurde kreidebleich.
     
Der Bahnhof von Byram Hills sah aus wie im frühen 20. Jahrhundert: ein Gebäude im englischen Stil aus Feldstein mit Schalter und Wartesaal, gekrönt von einem patinierten Kupferdach, dessen grüne Farbe in die Blätter der gewaltigen Eichen überging, die den kleinen Pendlerparkplatz beschatteten. Der altmodische Bahnsteig bestand aus dicken Zedernholzplanken. Im Augenblick war der kleine Bahnhof leer bis auf den Fahrkartenverkäufer, einen älteren Mann.
    Marcus fuhr auf den Parkplatz und hielt direkt vor dem Schalter.
    »Was soll das?«, fragte Nick.
    »Du hast mich um Hilfe gebeten«, erwiderte Marcus, »und ich habe mich an meine Freunde gewandt.«
    Als Nick sich umschaute, sah er bis auf den Fahrkartenverkäufer im Fenster des Schalters keine Menschenseele.
    »Der Express nach New York kommt in drei Minuten hier durch. Erster Halt Grand Central. Ben und seine Männer warten am Bahnsteig auf Julia. Es gibt niemanden, dem wir ihr Leben eher anvertrauen könnten. Ben könnte sie vor einer Invasionsarmee schützen, erst recht vor ein paar verbrecherischen Cops.«
    Ben Taylor war seit vielen Jahren ein enger Freund von Marcus. Nach zwanzig Jahren Militärdienst – fünf davon als Navy Seal, fünf als Delta-Force-Teamführer und weitere zehn Jahre, über die er nie sprach – war Ben ins Zivilleben zurückgekehrt und hatte mit Startkapital, das von Marcus stammte, eine Beraterfirma aufgebaut. Marcus war der erste und einzige Freund aus der Grundausbildung, mit dem Ben noch Kontakt hielt. Bens kleines Unternehmen florierte; es brachte Aufträge sowohl in den USA als auch im Ausland ein, wobei »Probleme« gelöst wurden, über die Marcus lieber nicht zu viel erfahren wollte. Er hatte einen kleinen Anteil an der Firma behalten, teils wegen der Originalität, vor allem aber wegen der vierteljährlichen Vorstandssitzungen, bei denen er sich mit Ben traf und einen langen und feuchtfröhlichen Abend mit ihm verbrachte.
    »Ich weiß nicht …«, sagte Nick zögernd.
    »Wer hat dir das Schießen beigebracht?«, fragte Marcus. »Wer hat dir den Waffenschein und deine Pistole verschafft? Wem würdest du, ohne zu zögern, dein Leben anvertrauen? Ben hat diesen Vorschlag gemacht, weil er niemanden innerhalb einer Stunde hierherschicken kann – dein Zeitrahmen, weißt du noch? Er sagte, sobald sie im Zug sitzt, erreicht sie auf jeden Fall sicher die Stadt.«
    Marcus sprang aus dem Wagen, trat an den Schalter und kaufte eine einfache Fahrt zur Grand Central Station, New York. Dann kam er zu den anderen zurück und reichte Julia die Fahrkarte. »Er wartet auf dem Bahnsteig. Du kannst ihn nicht übersehen: über eins neunzig groß, rotes Haar, flirtet wie ein Verrückter. Du hast ihn schon auf meinen Hochzeiten gesehen.«
    Julia lächelte und nickte, bevor sie ausstieg. Schweigend umarmte sie Marcus.
    »Alles wird gut, Julia«, sagte er. »Es gibt niemanden, dem ich mehr trauen würde als Ben.«
    »Das wollte ich gerade von dir sagen. Du kümmerst dich um ihn, ja? Pass auf, dass er keine Dummheiten macht«, sagte Julia mit einem Blick auf Nick.
    »Du weißt, wie schwer das ist.«
    »Was machst du?«, fragte Nick.
    »Na, ich begleite dich.« Marcus blickte ihn an, als wäre das offensichtlich. »Glaubst du, ich lasse dich das allein machen?«
     »Ich will dich da nicht reinziehen.«
    »Was soll das jetzt? Das hast du längst getan. Was glaubst du wohl, weshalb ich Ben gebeten habe, sich um Julia zu kümmern?«, fragte Marcus. »Sie ist jetzt außer Gefahr, sodass du dich auf die anderen Dinge konzentrieren kannst … sodass wir uns darauf konzentrieren

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