Die 13. Stunde
Allgemeinen, und als Kind hatte er es nicht einmal geschafft, ein Puzzlespiel fertig zusammenzusetzen.
Brinehart hatte die Byram Hills High School besucht und besaß aus seiner Jugend reichhaltige Erfahrung mit der Polizei – von der anderen Seite des Gesetzes aus natürlich. Er war nie angeklagt oder gar verurteilt worden, sondern der typische auffällige Heranwachsende: Trunkenheit, Ruhestörung, Handgreiflichkeiten, aber nichts, was über jugendliche Ungebärdigkeit hinausging.
In der Hoffnung, schnell voranzukommen, damit er ein anständiges Gehalt bekam und die alberne Mütze mitsamt der blauen Uniform ablegen konnte, hatte er sich bei Detective Dance eingeschmeichelt. Er wusste, dass Dance vor ein paar Jahren Shannon weitergeholfen und sich für ihn eingesetzt hatte. Shannon, der wie Dance aus Brooklyn kam, war dadurch nach nur einem Drittel der sonst üblichen Zeit befördert worden.
Und jetzt hatte Brinehart in Dance seinen Mentor gefunden. Dance war ein Lehrer, der dringend einen neuen Gefolgsmann brauchte, und Brinehart war ein braver Schüler.
Dance hatte ihm erklärt, dass die romantische Welt der Kriminalbeamten, wie sie in Film und Fernsehen dargestellt wurde, gar nicht existierte. Verbrechen ließen sich zumeist entweder mühelos aufklären oder überhaupt nicht, und die Bezahlung sei grauenhaft schlecht. Doch wenn Brinehart bereit wäre, einem etwas anderen Weg zu folgen, könne er nicht nur in einem Jahr zum Detective ernannt werden, sondern auch ein Bankkonto besitzen, das ihm einen Lebensstil erlaube, der sich mit dem mickrigen Gehalt eines Detective unmöglich finanzieren ließe.
Auf diese Weise war Brinehart im letzten Moment zu Dance’ Truppe gestoßen und fungierte nun als Aufpasser und Laufbursche.
Brinehart freute sich auf seinen Anteil. Eine Million Dollar war ihm versprochen worden, eine Summe, die es ihm gestatten würde, seiner Frau jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Dance hatte ihm gesagt, sie würden das Geld einem Mann wegnehmen, der es nie vermissen würde und dessen märchenhaften Reichtum Brinehart niemals begreifen könne.
Dance’ hatte ihm versichert, es sei ein leichter Bruch; er habe einen Informanten in der Sicherheitsfirma. Brinehart müsse nur die Augen nach Leuten aufhalten, die sich dem Haus näherten, während sie drin waren, oder anderen möglichen Problemen, die sich anbahnten.
Brinehart hatte beobachtet, wie Dance, Randall und Arilio von Sam Dreyfus ins Washington House geführt worden waren, und war zum Schmierestehen draußen geblieben. Bald darauf brachten Randall und Arilio die beiden Sporttaschen heraus und legten sie in den Kofferraum von Dance’ Taurus; dann verschwanden sie wieder im Haus.
Sam kam zwei Minuten später mit einem braunen Holzkasten unter dem Arm heraus und erzählte Brinehart vom Erfolg des Coups und von dem Geld, das sie sich soeben leicht verdient hätten. Dann setzte er sich in Randalls Chrysler und fuhr davon.
Augenblicke später brach Dance wie ein wildes Tier durch die Tür, sprang in seinen Wagen und jagte Sam hinterher.
Brinehart hatte nie begriffen, dass das Problem, auf das er achten sollte, aus dem Haus kommen könnte, aus ihrer Gruppe von fünf Mann. In letzter Sekunde hinzugekommen, hatte er die anderen für Freunde gehalten, für Partner; nie hätte er geglaubt, ihr Mann bei der Sicherheitsfirma könne insgeheim eigene Absichten verfolgen, die ihren gesamten Plan über den Haufen warfen und alles in einer Katastrophe enden ließen.
Dance rief Brinehart aus seinem Wagen an und machte ihn zur Schnecke, weil er Sam hatte entkommen lassen. Brinehart solle am Washington House bleiben, wies Dance ihn an, es weiter beobachten und alles melden, was er sah. Und er solle sich bloß keine weiteren Dummheiten leisten.
Um 11.50 Uhr beobachtete Brinehart, wie die Frau mit dem schwarzen Lexus auf den Parkplatz fuhr. Sie hatte fünfundzwanzig Minuten im Wagen gewartet und beobachtet; er hatte das Kennzeichen überprüft. Das Fahrzeug gehörte Julia Quinn. Sie hatten vermutet, dass dieser Name früher oder später auftauchen würde: Julia Quinn war Shamus Hennicots Anwältin.
Brinehart ignorierte alle Aufrufe, sich zur Absturzstelle zu begeben; stattdessen blieb er in seinem zivilen Streifenwagen unter den Hecken des Wampus Park sitzen und schaute zu, wie seine Kollegen zusammen mit Feuerwehrleuten und anderen Rettungskräften zum Schauplatz des Unglücks rasten. Er hörte in seinem Radio von irgendeiner Katastrophe, wie man
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