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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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Seitenstraßen, schufen sich mit auf- und abschwellendem Heulen freie Bahn. Alles bewegte sich auf den Ort der Katastrophe zu.
    Gebete wurden gesprochen, alltägliche Probleme waren vergessen. Alle Gedanken richteten sich auf die Opfer und ihre Hinterbliebenen.
    Nick konnte den Wagen nur noch im Schritttempo voranbewegen; die panische Menge schloss ihn ein. Sein Blick fiel auf die Zeitanzeige am Armaturenbrett, bei deren Anblick ihm die Uhr in seiner Tasche wie ein Bleiklumpen vorkam.
    12.05 Uhr.
    Keine drei Stunden, ehe ihm die Zeit ausging.
    Als der Stau sich endlich auflöste, bog Nick auf die Maple Avenue Richtung Washington House ab. Als er dort ankam, drückte er den Blinkerhebel, brachte ihn dann aber schnell in Ausgangsstellung zurück und trat aufs Gaspedal.
    Er hatte vergessen, wie spät es war.
    Auf dem Parkplatz neben Shamus Hennicots Haus parkte Julias Lexus. Julia war lebendig, befand sich irgendwo im Haus und versuchte zu verarbeiten, dass bei ihrem Mandanten eingebrochen worden war, ohne die Folgen zu ahnen, die es für sie haben würde.
    Nick überlegte, ob er zu ihr eilen, sie in die Arme nehmen und für immer festhalten solle, aber der Einbruch hatte sich schon ereignet. Dance und seine Leute waren bereits vom Verfolgungswahn befallen. Ihre Suche nach Zeugen, Überwachungsvideos und letztendlich nach Julia hatte längst begonnen.
    Nick fragte sich, ob er Marcus erneut rekrutieren solle, doch er hatte ihn schon einmal in den Tod geführt. Er dachte daran, Julia sofort mit sich zu nehmen, wusste aber, dass sie früher oder später gefunden würde, und dann wäre ihr Tod unausweichlich – ein sinnloser Tod, den er bereits zweimal hatte miterleben müssen. McManus musste erst noch am Schauplatz eintreffen, und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo Paul Dreyfus war.
    Nick zog den Christopherus-Anhänger hervor, den er Julias Mörder vom Hals gerissen hatte. Ursprünglich hatte er geglaubt, es wäre der Talisman, mit dem er den Täter aufspüren könne, doch letztlich war der Anhänger nur ein Stück Metall, das schwer in seiner Tasche lag.
    Eine Spur, die sich als Sackgasse erwiesen hatte. Nick war überzeugt gewesen, dass der Anhänger Dance gehörte, doch Dance trug nichts um den Hals.
    Shannon hatte er in seinem verschwitzten kurzärmeligen Hemd gesehen, doch auch er trug keinen Anhänger oder Ähnliches. Brinehart war von Dance ermordet wurde, ehe Julia erschossen wurde, und Randall war der übergewichtige Komplize, der Nick an der Haustür abgelenkt hatte. Damit blieben nur Arilio, den Nick noch nie gesehen hatte, und der Gangsterboss Rukaj. Einer von beiden musste es sein – oder irgendjemand, von dem Nick noch gar nichts wusste. Er würde sich weiter bemühen, doch Nick hatte die Hoffnung aufgegeben, der Anhänger könnte zur Identifizierung des Mörders führen.
     Er sah deutlich, dass Christopherus-Anhänger und Mahagonikästen, goldene Schwerter und Dolche, jede Stunde, jeder Mord – dass alles auf einen einzigen Ursprungspunkt zurücklief: zu dem Einbruch bei Shamus Hennicot.
    Und die Rettung Julias und Marcus’ lief darauf hinaus, dieses Ereignis zu verhindern und dafür zu sorgen, dass Dance nie den Coup ausführte, den er daraufhin vertuschen müsste. Aber das konnte Nick jetzt nicht bewerkstelligen – nicht, nachdem der Einbruch geschehen war. Er müsste bis elf Uhr warten, einen Zeitpunkt, ehe die Einbrecher ins Haus eindrangen. Folglich hatte er fünfundvierzig Minuten, um die Teile des Puzzles zusammenzusetzen und einen Plan zu entwickeln, wie er es mit fünf Bewaffneten aufnehmen sollte, die von Dance angeführt wurden, dem ein Menschenleben nichts bedeutete.
     
Der Beamte der Polizei von Byram Hills saß in einem Zivilfahrzeug. Sein Blick war auf ein weißes Gebäude fünfzig Meter vor ihm gerichtet. Nervös trommelte er mit den Fingern aufs Lenkrad. Seine dunkelblaue Schirmmütze lag neben ihm auf dem Beifahrersitz. Er hasste diese Mütze, die so albern aussah. Warum war dieses steife Design mit dem Lacklederschirm nach fünfundsiebzig Jahren noch in Gebrauch, wenn die übrige Mode in der Gegenwart lebte?
    Nolan Brinehart hatte schon als kleiner Junge Kriminalbeamter werden wollen; er hatte davon geträumt, wie einer der Fernsehserienhelden mit messerscharfem Verstand Verbrechen aufzudecken und aus den zusammenhanglosesten Hinweisen den gefährlichsten Killern auf die Spur zu kommen. Doch er hatte Schwierigkeiten mit dem Lösen quadratischer Gleichungen und mit Algebra im

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