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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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bist du?«
    »Noch immer am Flughafen. Was ist denn los?«
    »Möglicherweise haben wir ein Problem. Ich habe einen Nicholas Quinn erwischt, wie er bei Washington House herumschnüffelte.«
    »Quinn? So wie in Julia Quinn?«
    »Ja. Sie war hier, ist aber wieder gefahren.«
    »Hat er auf sie aufgepasst?«
    »Er hat Paul Dreyfus’ Brieftasche.«
     »Woher?«
    »Soll ich ihn verhören?«, fragte Brinehart.
    »Nein, verdammt!«, kanzelte Dance ihn ab. »Bring ihn aufs Revier. Übergib ihn Shannon. Ich will, dass er von jemandem mit Erfahrung vernommen wird.«
     
Nick schaute sich im Raum um, in dem er an einem kargen Stahltisch saß. Die eiserne Tür mit dem Bullauge war voller Kratzer, und an einer Wand hing ein dunkler Zweiwegespiegel. Anders als in den meisten Gebäuden der Stadt brannte hier das elektrische Licht. Der Taschenuhr zufolge war er vor über neun Stunden hier gewesen, um 21.30 Uhr in der Zukunft. Damals war er Dance zum ersten Mal begegnet und hatte ihn als freundlichen, mitfühlenden Mann kennengelernt, nur um später zu erfahren, was für ein Dreckskerl er war.
    Hier hatte alles angefangen, im Verhörraum des Byram Hills Police Department, in den man ihn unter dem Verdacht geschafft hatte, seine Frau ermordet zu haben. Und wie er später erfahren sollte, hatte ihm ausgerechnet der Mann, von dem er vernommen worden war, die Tat angehängt.
    Brinehart hatte ihm die Taschen vollständig ausgeleert und ihm alles abgenommen – Paul Dreyfus’ Brieftasche, seine eigene Brieftasche, seine Schlüssel, seine Pistole, den Umschlag mit Marcus’ Brief und der Seite aus dem Wall Street Journal , dazu den Brief des Europäers, den Christopherus-Anhänger und jenen Gegenstand, dessen Verlust echte Panik bei Nick auslöste, weil es das Einzige war, was er unbedingt besitzen musste, um Erfolg zu haben und Julia zu retten: die goldene Taschenuhr.
    Er hatte die Uhr bisher für selbstverständlich gehalten. Wo er zuerst skeptisch gewesen war und über die Unbegreiflichkeit gelacht hatte, traute er dieser Uhr nun ohne jeden Vorbehalt. Nach nunmehr neun Zeitsprüngen vertraute er ihr genauso, wie er darauf vertraute, dass jeden Morgen die Sonne aufging. Er betrachtete sie jetzt nicht mehr mit Ehrfurcht, Staunen oder Verwunderung, sondern wie einen Vertrauten. Er hatte sie stundenlang nicht mehr aus der Tasche gezogen, um zu beobachten, wie die Sekunden vertickten; er glaubte ihren dahingleitenden Zeigern, glaubte, dass ihr Inneres ihn irgendwie in der Zeit zurückversetzte …
    Die Uhr war seine Brücke. Sie war das Licht, das ihn leitete, um Julia zu retten.
    Und jetzt war sie verschwunden.
    Er blickte auf die Wanduhr.
    Halb eins.
     
Detective Bob Shannon kam mit einem kleinen flachen Weidenkorb, in dem Nicks persönliche Gegenstände lagen, und zwei Bechern Kaffee in den Raum.
    Shannon hatte sich das dunkle Haar ordentlich zurückgekämmt, seine Hände waren sauber, und weder Schweiß noch Schmutz klebten an ihm. Er wirkte fit und ausgeruht, ganz anders als vor ein paar Stunden, als Nick ihn an der Absturzstelle getroffen hatte. Dort war das Entsetzen über das Sterben so vieler Menschen in seinen Augen zu erkennen gewesen, und die Belastung hatte ihn beinahe zerbrochen.
    »Tut mir leid, dass Sie warten mussten«, sagte Shannon. Das war eine andere Begrüßung als vor neun Stunden, als Shannon ihn im gleichen Raum beschimpft und beschuldigt hatte, Julia ermordet zu haben. Er stellte einen Becher Kaffee vor Nick und setzte sich ihm gegenüber auf den Stahlrohrstuhl.
    »Spielen Sie den guten Bullen?«, fragte Nick.
    »Ob Sie’s glauben oder nicht, sonst ist niemand hier. Nur Sie und ich. Ich bin der gute und der böse Bulle in einer Person.« Shannon grinste, doch die Erheiterung verschwand rasch, als er in Gedanken abschweifte. Er fuhr mit der Hand über sein dunkles Haar und lehnte sich zurück. »Dieser verdammte Flugzeugabsturz ist entsetzlich. Jeder, der zwei gesunde Beine hat, ist an der Absturzstelle. Ich habe das Revier ganz für mich allein, nur ich und der Sergeant, der die Anrufe entgegennimmt … Nein, ich ziehe hier kein Cop-Klischee ab. Ich bringe Ihnen an einem wirklich miesen Tag nur einen Becher passablen Kaffee.«
    »Ich wüsste gerne, was eigentlich los ist«, sagte Nick.
    »Ihnen wird nichts vorgeworfen, Mr. Quinn. Ich muss Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Officer Brinehart ist noch ein bisschen feucht hinter den Ohren. Zu sagen, dass wir im Moment zu wenig Leute haben, wäre die Untertreibung

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