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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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einengt?«
    Ich nickte. »Männlich. Weiß. Vielleicht eine oder mehrere Tätowierungen.«
    »Na super!« Sie verdrehte die Augen.
    Ich drückte ihre Hand. Ich wusste, ich konnte auf sie zählen. Dann blickte ich auf die Uhr. Halb acht. »Ich lasse dich lieber weiterarbeiten, solange du noch im ersten Trimester bist.«
    »Geh nicht, Lindsay.« Jill hielt meinen Arm fest. »Bleib noch.«
    Ich sah an ihrem Gesicht, dass sie etwas bedrückte. Das war nicht der klare professionelle Blick. Sie schien etwas zu sehen, das tausend Meter entfernt war.
    »Stimmt etwas nicht, Jill? Hat der Arzt etwas gesagt?«
    In ihrer ärmellosen Weste und den dunklen Locken sah sie hundertprozentig wie die fähige Staatsanwältin aus, die Nummer zwei in der Rechtspflege der Stadt. Aber ihr Atem war zittrig. »Mir geht’s prima. Wirklich, körperlich ist alles bestens. Ich sollte glücklich sein, richtig? Ich bekomme ein Baby. Ich sollte auf Wolken schweben.«
    »Du solltest das fühlen, was du fühlst, Jill.« Ich nahm ihre Hand.
    Sie nickte. Dann zog sie die Knie hoch. »Als ich ein Kind war, bin ich manchmal nachts aufgewacht und hatte Angst, weil ich das Gefühl hatte, die ganze Welt ringsum, der ganze riesige Planet schliefe und ich sei der einzige Mensch auf der Welt, der wach war. Manchmal kam mein Vater und wiegte mich in den Schlaf. Er war unten in seinem Arbeitszimmer und bereitete seine Fälle vor. Aber er sah immer nach mir, ehe er ins Bett ging. Er nannte mich seinen zweiten Stuhl.
Aber selbst wenn er da war
, fühlte ich mich schrecklich allein.«
    Sie schüttelte den Kopf, Tränen glitzerten in ihren Augen. »Schau mich an. Steve ist zwei Nächte weg, und ich werde zu einer beschissenen Idiotin.«
    »Ich denke nicht, dass du eine Idiotin bist«, widersprach ich und streichelte ihr hübsches Gesicht.
    »Ich kann dieses Baby nicht verlieren, Lindsay. Ich weiß, das klingt dämlich. Ich trage ein Leben in mir. Es ist
hier
, immer in mir, ganz nahe. Aber wieso fühle ich mich so allein?«
    Ich hielt sie an den Schultern. Mein Vater war nie da gewesen, um mich in den Schlaf zu wiegen. Schon ehe er uns verlassen hatte, hatte er in der Nachtschicht gearbeitet und war danach immer zu McGoey’s auf ein Bier gegangen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Herzschlag der Dreckskerle, die ich verfolgen musste, mir am nächsten war.
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte ich leise und drückte Jill an mich. »Manchmal fühle ich mich auch so.«
    An der Ecke von Ocean und Victoria duckte sich der Mann in der grünen Armeejacken, der ein Burrito aß, als der schwarze Lincoln langsam die Straße herauffuhr. Dutzende Nächte hatte er hier gewartet und sein nächstes Opfer wochenlang beobachtet.
    Die Person, der er seit so langer Zeit nachstellte, wohnte in einem hübschen Stucco-Haus in den Ingleside Heights, nur ein paar Schritte entfernt. Dieser Mensch hatte eine Familie, zwei Mädchen in einer katholischen Schule. Seine Frau war Krankenschwester. Er hatte einen schwarzen Labrador, der manchmal aus dem Haus lief, um ihn zu begrüßen, wenn das Auto hielt. Der Labrador hieß Bullitt wie der alte Film.
    Für gewöhnlich fuhr der Wagen gegen halb acht Uhr abends vor. Mehrmals pro Woche stieg der Mann an derselben Stelle aus, an der Victoria Street, und ging das letzte Stück zu Fuß. Er ging auch gern in den koreanischen Laden, plauderte mit dem Besitzer und nahm eine Melone oder einen Kohlkopf mit. Er spielte den großen Max bei seinen Leuten.
    Manchmal ging er auch in Tiny’s News und holte sich einige Zeitschriften:
Car and Driver, PC World, Sports Illustrated
. Einmal hatte er sogar hinter dem Mann in der Schlange gestanden, als dieser für seine Lektüre zahlte.
    Er hätte ihn leicht erledigen können. Sehr oft schon. Ein eleganter Schuss aus einiger Entfernung.
    Nein, dieser Schuss musste aus der Nähe erfolgen. Auge in Auge. Dieser Mord würde für Aufruhr sorgen und die gesamte Stadt San Francisco alarmieren. Das würde ein großer Fall werden. Nicht viele Morde waren so spektakulär.
    Sein Herz schlug schneller, als er sich in dem feuchten Nieselregen duckte, aber diesmal fuhr der schwarze Lincoln vorbei.
    Heute Abend nicht
. Er atmete aus.
Geh nach Hause zu deinem Frauchen und dem Hund… aber bald… du bist vergesslich geworden,
dachte er. Dann warf er den Rest des Burritos in einen Abfalleimer.
Vergesslich in Bezug auf die Vergangenheit.
Aber sie holt dich immer ein.
    Ich lebe jeden Tag mit der Vergangenheit.
    Er schaute zu, wie

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