Die 2 Chance
Hand aus und half ihm auf die Beine. Dann wischte ich ihm losen Split vom Revers. »Du hast mich überredet. Eine Tasse Kaffee,
Butterblume
.«
Ich kochte für meinen Vater Kaffee und für mich Tee. Ich zeigte ihm schnell die Wohnung und stellte ihn Martha vor, die, entgegen meinen stummen Anweisungen, meinem alten Dad sofort zeigte, dass sie ihn mochte.
Wir saßen auf der Couch mit dem weißen Leinenbezug. Martha hatte sich neben den Füßen meines Vaters zusammengerollt. Ich gab ihm einen nassen Lappen, mit dem er den Kratzer auf seiner Wange betupfte.
»Tut mir Leid wegen dem Kratzer«, sagte ich und hielt den Becher mit dem heißen Tee auf den Knien.
Na ja, ein bisschen.
»Ich habe Schlimmeres verdient.« Er zuckte lächelnd die Schultern.
»Ja, allerdings.«
Wir saßen da und schauten einander an. Keiner von uns wusste, wo er anfangen sollte. »Ich schätze, jetzt bist du dran, mich auf den neuesten Stand zu bringen. Was hast du in den letzten zwanzig Jahren so getrieben?«
Er schluckte und stellte seinen Becher ab. »Klar, mache ich.« Er berichtete mir von seinem Leben, das eine einzige Pechsträhne gewesen zu sein schien. Er war unten in Redondo Beach stellvertretender Chief gewesen. Dann machte er seine private Sicherheitsfirma auf. Prominentenschutz. Kevin Costner. Whoopi Goldberg. »Bin sogar zur Oscar-Verleihung dabei gewesen.« Er lachte. Er hatte wieder geheiratet, diesmal nur für zwei Jahre. »Habe festgestellt, dass ich für diesen Job nicht qualifiziert bin«, meinte er spöttisch. Jetzt arbeitete er wieder als Sicherheitsmann, aber nicht mehr für Promis, sondern für alle möglichen Firmen.
»Spielst du immer noch?«, fragte ich.
»Nur im Geist. Im Kopf schließe ich noch Wetten ab«, antwortete er. »Musste es aufgeben, als meine finanziellen Mittel versiegten.«
»Immer noch ein Fan von den Giants?« Als Kind nahm er mich oft nach seiner Schicht in seine Stammkneipe
das Alibi
auf dem Sunset mit. Er setzte mich auf die Theke, während er mit seinen Freunden die Nachmittagsspiele im Candlestick Park im Fernsehen anschaute. Damals war ich liebend gern mit ihm zusammen.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nachdem sie Will Clark verschachert haben, nicht mehr. Jetzt bin ich ein Dodger-Fan. Aber ich würde gern ins neue Stadion gehen.« Dann schaute er mich lange stumm an.
Jetzt war ich an der Reihe. Wie konnte ich die letzten zwanzig Jahre meines Lebens meinem Vater erzählen?
Ich erzählte ihm alles, soweit ich dazu imstande war. Das, was mit Mom zu tun hatte, ließ ich weg. Ich sprach von meinem Ex, Tom, und dass es nicht geklappt hatte. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, meinte er lachend. »Aber ich bin zumindest geblieben«, erwiderte ich. Erzählte, wie ich mich bemüht hatte, zur Mordkommission versetzt zu werden, und es endlich geschafft hatte.
Er nickte. Seine Miene hatte sich verdüstert. »Ich habe von deinem spektakulären Fall unten im Süden gelesen. Es war ja in allen Nachrichten.«
»Ein echter Karrieresprung.« Ich erzählte ihm, wie man mir einen Monat nach Abschluss des Brautpaarfalls die Stellung als Lieutenant angeboten hatte.
Mein Vater beugte sich vor und legte eine Hand auf mein Knie. »Ich wollte dich sehen, Lindsay… hundert Mal… Ich weiß nicht, warum ich nicht gekommen bin. Ich bin so stolz auf dich. Die Mordkommission ist wirklich Spitze. Wenn ich dich so anschaue… du bist so… stark, so kontrolliert. So wunderschön. Ich wünschte, ich könnte mir davon ein bisschen was als meinen Anteil anrechnen.«
»Kannst du. Du hast mich gelehrt, dass ich mich auf niemanden, nur auf mich selbst verlassen kann.«
Ich stand auf, schenkte seinen Becher noch mal voll und setzte mich wieder hin. »Es tut mir Leid, dass du so viel Pech gehabt hast. Ehrlich. Aber es waren zwanzig Jahre. Weshalb bist du hier?«
»Ich habe Cat angerufen und gefragt, ob du mich sehen wolltest. Sie hat mir gesagt, dass du krank warst.«
Das musste ich nicht noch mal durchleben. Es war schlimm genug, ihn anschauen zu müssen. »Ja, ich war krank, aber jetzt geht’s mir besser. Hoffentlich bleibt es so.«
Mein Herz war schwer. Langsam wurde die Situation unangenehm. »Und wie lange hast du mich verfolgt?«
»Seit gestern. Ich habe drei Stunden gegenüber vom Präsidium im Auto gesessen und mir überlegt, wie ich mich dir nähern könnte. Ich wusste nicht, ob du mich sehen willst.«
»Ich bin mir nicht sicher, Daddy.« Ich rang um die richtigen Worte und spürte, wie Tränen in
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