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Die 2 Chance

Titel: Die 2 Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Andrew Gross
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Hinterkopf.
    »Polizei, Arschloch! Hände ausbreiten!«
    Schmerzliches Stöhnen war zu hören. Er breitete die Arme aus.
War er die Chimäre
?
    »Du wolltest mich haben, du Hurensohn. Na schön, jetzt hast du mich. Umdrehen!«
    Ich lockerte meinen Griff, damit er sich umdrehen konnte. Und dann blieb mir fast das Herz stehen.
    Ich starrte in das Gesicht meines Vaters.
    Marty Boxer rollte auf den Rücken und stöhnte. Die Luft wich aus seiner Lunge. Immer noch besaß er einen Hauch des guten Aussehens, an das ich mich erinnerte. Aber er hatte sich verändert, war älter geworden, magerer und müder. Seine Haare waren dünner, und die einst so lebendigen blauen Augen schienen verblasst zu sein.
    Ich hatte ihn seit zehn Jahren nicht gesehen und seit zwanzig Jahren nicht mit ihm gesprochen.
    »Was machst du denn hier?«, wollte ich wissen.
    »Im Augenblick lasse ich mich von meiner Tochter windelweich prügeln.« Er stöhnte und rollte auf die Seite.
    Ich spürte einen harten Gegenstand in seiner Jackentasche. Dann holte ich eine alte Polizeiwaffe heraus, eine Smith & Wesson, 40er Kaliber. »Was, zum Teufel, ist das? Deine Art von Begrüßung?«
    »Die Welt da draußen ist furchtbar schlecht.« Wieder stöhnte er.
    Ich ließ ihn los. Sein Anblick war wie ein Angriff, blitzartig stiegen Erinnerungen auf, die ich seit Jahren verdrängt hatte. Ich bot ihm nicht an, ihm auf die Beine zu helfen. »Was hast du gemacht? Bist du mir gefolgt?«
    Langsam richtete er sich in eine sitzende Position auf. »Ich tue so, als hättest du nicht gewusst, dass dein alter Herr dich besuchen wollte, Butterblume.«
    »
Bitte
, nenn mich nicht so!«, fuhr ich ihn wütend an.
    Butterblume war sein Kosename für mich gewesen, als ich sieben Jahre alt und er noch zu Hause gewesen war. Meine Schwester Cat war »Bremse« und ich »Butterblume«. Als ich den Namen hörte, stieg eine Woge bitterer Erinnerungen in mir auf. »Du glaubst, du kannst nach all den Jahren einfach hier auftauchen, mich fast zu Tode erschrecken und einfach so davonkommen, wenn du mich Butterblume nennst? Ich bin nicht mehr dein kleines Mädchen. Ich bin Lieutenant bei der Mordkommission.«
    »Das weiß ich, und du hast eine verdammt harte Handschrift, Baby.«
    »Du hast noch mal Glück gehabt.« Ich legte den Sicherungshebel meiner Glock um.
    »Wen, um alles auf der Welt, hattest du denn erwartet?«, fragte er und massierte sich die Rippen. »Den Rock?«
    »Das spielt keine Rolle. Ich möchte nur wissen, was du hier zu suchen hast.«
    Er schnüffelte schuldbewusst. »Langsam kapiere ich, dass du nicht außer dir vor Begeisterung bist, mich zu sehen.«
    »Warum sollte ich. Bist du krank?«
    Seine blauen Augen funkelten. »Darf ein Mann nicht nachsehen, wie es seiner Erstgeborenen geht, ohne dass man seine Motive in Frage stellt?«
    Ich studierte die Linien in seinem Gesicht. »Seit zehn Jahren habe ich dich nicht gesehen, und du tust, als wäre es eine Woche gewesen. Soll ich dich auf den neuesten Stand bringen? Ich war verheiratet, jetzt bin ich geschieden. Ich habe es geschafft, in die Mordkommission zu kommen. Jetzt bin ich Lieutenant. Ich weiß, das war die Kurzfassung, Dad, aber jetzt weißt du Bescheid.«
    »Ist deiner Meinung nach so viel Zeit vergangen, dass ich dich nicht mehr wie ein Vater ansehen darf?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie du mich anschaust«, entgegnete ich.
    Plötzlich wurden die Augen meines Vaters weich, und er lächelte. »O Gott, du bist so schön… 
Lindsay

    Dann war seine Miene wieder die des zwinkernden unschuldigen Burschen, die ich als Kind tausendmal gesehen hatte. Frustriert schüttelte ich den Kopf. »Marty, beantworte nur meine Frage.«
    »Schau mal«– er schluckte –, »ich weiß, dass ich mir keine Punkte wegen guten Benehmens eingehandelt habe, weil ich mich an dich rangeschlichen habe, aber kann ich dich nicht wenigstens überreden, mir eine Tasse Kaffee zu kochen?«
    Ungläubig starrte ich den Mann an, der unsere Familie im Stich gelassen hatte, als ich dreizehn war, der die ganze Zeit über ferngeblieben war, als meine Mutter krank war, den ich den Großteil meines Lebens als Erwachsene für einen Feigling, ein gemeines Schwein oder Schlimmeres gehalten hatte. Ich hatte meinen Vater nicht gesehen, seit er an dem Tag, als ich meinen Eid als Polizistin leistete, in der letzten Reihe gesessen hatte. Jetzt war ich nicht sicher, ob ich ihm eine knallen oder ihn in die Arme nehmen wollte.
    »Nur
eine
…«, sagte ich, streckte die

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