Die 2 Chance
Hintergrund hörte man das dumpfe Aufsetzen von Gewichten und andere Fitnessgeräte. Ich lächelte freundlich. »Wir suchen Ihren Vater, Rusty. Wir wüssten gern, ob Sie eine Idee haben, wo wir ihn finden können?«
»Er ist nicht mein Vater«, erklärte der Junge und schüttelte den Kopf. »Mein Vater heißt Theodore Bell. Er und Mom haben mich erzogen. Teddy hat mir beigebracht, einen Football zu fangen. Er hat mir immer Mut gemacht, ich könnte es schaffen, in Stanford zu studieren.«
»Wann haben Sie das letzte Mal von Frank Coombs gehört?«
»Was hat er überhaupt verbrochen? Meine Mutter hat gesagt, Sie wären von der Mordkommission. Wir wissen, was in den Nachrichten gekommen ist. Aber er hat seine Zeit abgesessen, ganz gleich, was er vorher gemacht hat, richtig? Sie können doch nicht glauben, dass er für diese entsetzlichen Verbrechen verantwortlich ist, nur weil er vor zwanzig Jahren einige Fehler gemacht hat?«
»Wir wären nicht den ganzen Weg hierher gefahren, wenn es nicht wirklich wichtig wäre«, sagte Jacobi.
Der Footballspieler wiegte sich auf den Ballen vor und zurück. Er wirkte wie ein netter Bursche und sehr kooperativ. Er rieb sich die Hände. »Einmal ist er hergekommen. Kurz nachdem er draußen war. Ich hatte ihm ein paar Mal ins Gefängnis geschrieben. Getroffen haben wir uns in der Stadt. Ich wollte nicht, dass ihn jemand sieht.«
»Und was hat er Ihnen erzählt?«, fragte ich.
»Ich glaube, er wollte nur sein Gewissen erleichtern. Und er wollte wissen, wie meine Mutter über ihn dachte. Nicht ein einziges Mal hat er gesagt: ›He, Rusty, das machst du prima. Ich bin
stolz
auf dich.‹ Oder ›He, ich habe deine Spiele genau verfolgt…‹ Er war vielmehr daran interessiert, ob meine Mutter irgendwelchen alten Kram von ihm weggeworfen hatte.«
»Was für Kram?«, fragte ich. Was war so wichtig, dass Coombs bis hierher fuhr, um seinen Sohn danach zu fragen?
»Polizeikram«, antwortete Rusty. »Und vielleicht seine Waffen.«
Ich lächelte mitfühlend. Ich wusste, wie es war, seinen Vater nicht gerade zu bewundern. »Hat er irgendwelche Andeutungen gemacht, wohin er gehen wollte?«
Rusty Coombs schüttelte den Kopf. Er sah aus, als wollte er gleich fortlaufen. »Ich bin nicht Frank Coombs. Ich trage zwar seinen Namen, damit muss ich wohl leben, aber ich bin nicht
er
. Bitte lassen Sie unsere Familie in Ruhe. Bitte.«
Also, das war Scheiße gelaufen. Ich fühlte mich schrecklich, weil ich in Rusty Coombs schlimme Erinnerungen aufgerührt hatte. Jacobi war meiner Meinung.
Gegen vier Uhr kamen wir zurück ins Büro. Wir waren die ganze Strecke bis Palo Alto gefahren, um wieder in einer Sackgasse zu landen. Das machte Freude.
Eine Telefonnachricht erwartete mich. Ich rief Cindy sofort zurück. »Laut Gerüchteküche heißt es, du hättest einen Verdächtigen eingekreist«, sagte sie. »Wahrheit oder Lüge?«
»Wir haben einen Namen, Cindy, aber mehr kann ich nicht sagen. Wir wollen ihn lediglich zu einer Befragung herholen.«
»Also gibt’s keinen Haftbefehl?«
»Cindy… nein, noch nicht.«
»Ich rede nicht wegen eines Artikels mit dir, Lindsay. Er wollte unsere Freundin umbringen. Erinnerst du dich? Wenn ich helfen kann…«
»Ich habe hundert Polizisten darauf angesetzt, Cindy. Einige davon haben schon mal die eine oder andere Ermittlung durchgeführt. Bitte, vertrau mir.«
»Aber wenn du ihn noch nicht festgenommen hast, dann habt ihr ihn noch nicht
gefunden
, richtig?«
»Oder es ist uns noch nicht gelungen, den Fall wasserdicht zu machen. Aber, Cindy, das ist nicht druckreif.«
»Du sprichst mit
mir
, Lindsay. Und es gibt noch Claire und Jill. Wir sind ein eingeschworenes Team, Lindsay.«
Sie hatte Recht. Im Gegensatz zu allen anderen Mordfällen, mit denen ich zu tun gehabt habe, wurde dieser Fall immer problematischer und persönlicher.
Warum war das so?
Ich hatte Coombs noch nicht gefunden und konnte tatsächlich Hilfe gebrauchen. Solange er frei umherlief, konnte alles Mögliche passieren.
»Ja, ich brauche deine Hilfe, Cindy. Geh deine alten Unterlagen noch mal durch. Vielleicht bist du nicht weit genug zurückgegangen.«
Sie machte eine Pause, dann atmete sie tief durch. »Du hast Recht, nicht wahr? Der Mörder ist ein Polizist?«
»Das kannst du nicht verwerten, Süße. Und wenn, dann würdest du dich irren. Aber du bist verdammt nahe dran.«
Ich spürte, wie sie analysierte und sich auf die Zunge biss. »Wir treffen uns aber trotzdem, ja?«
Ich
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