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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Neuigkeit überraschte mich. Normalerweise beschränkten sich die Kontakte der Sechs Provinzen mit Bingtown auf Kontakte zwischen einzelnen Kaufleuten; der regierende Rat der Stadt hatte eigentlich nie mit den Weitsehern zu tun. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, ob der Stadtstaat in Listenreichs Regierungszeit je einen Gesandten geschickt hatte, gab es aber rasch wieder auf. Als Junge hatte ich ohnehin keine Ahnung von solchen Dingen gehabt. Ich setzte mich an den Tisch.
    »Wirst du auch bei dieser Audienz sein?«
    »Auf Ratgeber Chades Vorschlag hin werden wir beide dort sein. Natürlich nicht sichtbar. Du sollst mich durch Chades Labyrinth führen. Ich muss zugeben, dass ich schon recht aufgeregt bin, es endlich mal zu sehen. Abgesehen von dem einen Mal, wo Kettricken und ich vor Edel aus der Burg geflohen sind, habe ich nie einen Blick hinein geworfen.«
    Ich war entsetzt. Es war unvermeidlich, dass er von der Existenz der Spionagegänge wusste, aber ich hätte nie gedacht, dass Chade ihm Zugang dazu gewähren würde. »Hat die Königin dem zugestimmt?«, fragte ich vorsichtig.
    »Das hat sie, wenn auch widerwillig.« Dann fügte er auf die aristokratische Art des Fürst Leuenfarb hinzu: »Da ich einige Zeit in Bingtown verbracht habe und weiß, wie ihr Rat arbeitet, hofft Chade, dass ich ihm zu einem besseren Verständnis der ganzen Angelegenheit verhelfen kann. Und du bist natürlich ein Extrapaar Augen und Ohren für ihn, das Nuancen auffangen soll, die anderweitig übersehen werden könnten.« Während er sprach, servierte er mir Frühstück. Er war äußerst großzügig mit Räucherfisch, Weichkäse und frischem Brot und Butter. Ein Teekessel dampfte mitten auf dem Tisch. Ich ging in mein Zimmer, um meine Tasse zu holen. Als ich wieder zurückkam, fragte ich: »Warum hat die Königin dich nicht schlicht eingeladen, bei der Audienz dabei zu sein?«
    Der Narr zuckte mit den Schultern und spießte ein Stück Räucherfisch auf. Nach einem Augenblick bemerkte er: »Glaubst du nicht, dass die Gesandten von Bingtown es etwas seltsam finden würden, wenn die Königin der Sechs Provinzen einen ausländischen Adeligen zu ihrem ersten Treffen mit ihnen einlädt?«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich glaube, es ist schon Jahrzehnte her, seit der Rat von Bingtown sich zum letzten Mal formell an den Hof der Sechs Provinzen gewandt hat. Außerdem haben wir jetzt eine Bergkönigin, eine Frau aus einem Reich, über das sie nun überhaupt nichts wissen. Würde sie sie begrüßen, indem sie Hühner opferte oder Rosen vor ihnen ausstreute, für sie wäre das alles gleich. Was auch immer sie tun mag, sie werden davon ausgehen, dass das Brauch bei ihrem Volk ist, und versuchen, höflich darauf zu reagieren.« Ich nippte an meinem Tee und fügte dann hinzu: »Das gilt auch für das Einladen ausländischer Edelleute zu der Audienz.«
    »Vielleicht.« Dann gab der Narr widerwillig zu: »Aber ich habe auch meine eigenen Gründe, warum ich bei der Audienz nicht dabei sein will.«
    »Und die wären?«
    Er nahm sich Zeit, ein Stück Brot abzuschneiden und es zu essen. Schließlich trank er noch einen Schluck Tee; und erst dann antwortete er: »Vielleicht würden sie erkennen, dass ich keinerlei Ähnlichkeit mit einem der jamailianischen Adelshäuser besitze, das sie kennen. Die Kaufleute von Bingtown treiben weit mehr Handel mit Jamailia als die Sechs Provinzen. Sie würden mein Spiel durchschauen und es verderben.«
    Das akzeptierte ich, auch wenn ich bezweifelte, dass das der einzige Grund war. Ich fragte ihn jedoch nicht, ob er fürchtete, persönlich erkannt zu werden. Er hatte mir erzählt, dass er einige Zeit in Bingtown verbracht hatte. Selbst als Adeliger verkleidet, war die Erscheinung des Narren einmalig genug, dass ihn jeder erkannt hätte, der ihn dort gesehen hatte. Der Narr wirkte so unruhig wie schon lange nicht mehr. Ich wechselte das Thema.
    »Wer wird noch ›sichtbar‹ anwesend sein, wenn die Königin die Gesandten empfängt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich nehme an, all jene die einzelne Provinzen im Augenblick bei Hofe repräsentieren.« Er aß einen neuen Bissen, kaute nachdenklich darauf herum, schluckte und fuhr dann fort: »Wir werden sehen. Es könnte eine äußerst delikate Situation werden. Wenn ich richtig verstanden habe, hat man Nachrichten ausgetauscht, allerdings nur sporadisch. Diese Abordnung ist eigentlich schon vor Monaten erwartet worden, doch Chalced hat seine Kriegsanstrengungen

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