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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einer fließenden Melodie. Viel zu schnell brachte der Diener das Windspiel wieder zum Schweigen. Dann schüttelte er es erneut, doch diesmal kam eine andere Melodie hervor; sie unterschied sich so deutlich von der ersten wie das Knistern von Feuer vom Rauschen eines Bachs. Eine Zeit lang spielte das Windspiel, bis er es schließlich wieder verstummen ließ. Der Vogelmann sagte: »Werte Königin Kettricken, edelste Dame sowohl des Bergreichs als auch der Sechs Provinzen, wir hoffen, dieser Klang erfreut Euch. Niemand vermag mit Sicherheit zu sagen, wie viele Melodien sich in diesen Windspielen verbergen. Jedes Mal, wenn sie erklingen, scheinen sie eine andere zu spielen. So groß und weit Euer Land ist und so raffiniert Euer Geschmack sein muss, wir hoffen, dass dieses demütige Geschenk Euer Gefallen findet.«
    Kettricken musste irgendeine Geste der Akzeptanz gemacht haben, denn das Windspiel wurde wieder in das Kästchen gelegt und zu ihr gebracht.
    Das dritte Geschenk war Stoff, in Struktur und Farbe jenem ähnlich, den eine der Frauen trug. Der Ballen wurde aus einer Truhe geholt, doch als die kleine Frau und der Vogelmann ihn nahmen, entfalteten sie ihn und entfalteten ihn, immer weiter, bis die Bahn die Länge des Tisches in der Großen Halle erreichte. Der Stoff schimmerte, als sie ihn schüttelten und wechselte dabei die Schattierung. Schließlich falteten die beiden ihn mühelos wieder zu einem kleinen Bündel zusammen und verstauten ihn in der Truhe. Auch dieses Geschenk stellte man vor die Königin. Das vierte Geschenk war ein Glockenspiel. Die Töne, die es von sich gab, waren nichts Besonderes, doch jedes Mal, wenn man eine der Glocken anschlug, schimmerte sie im Licht. »Dies ist Jidzin, gnädigste Königin Kettricken, Herrscherin der Sechs Provinzen und Erbin des Bergthrons«, erklärte die kleine Frau. »Dies ist einer der Schätze, die nur aus Bingtown kommen können. Wir sind sicher, dass Ihr nichts Geringeres wert seid als das Beste, was wir zu bieten haben. Jidzin gehört zu unseren einmaligen Schätzen. Ebenso wie das hier.« Sie winkte dem vermummten Mann, der daraufhin vortrat. »Flammenjuwelen, edle Königin Kettricken. Die Seltensten der Seltenen für eine seltene Königin.«
    Meine Muskeln verspannten sich, als der verschleierte Mann sich der Empore näherte, wo Kettricken und Pflichtgetreu saßen. Chade war dort, ermahnte ich mich, auch wenn mein Magen sich zusammenzog. Der alte Assassine war sicherlich genauso wachsam wie ich; er würde nicht zulassen, dass der Königin oder dem Prinzen ein Leid geschah. Nichtsdestotrotz sandte ich Pflichtgetreu mittels der Gabe eine leise Warnung.
    Sei wachsam.
    Ich werde es auch sein.
    Ich hatte nicht erwartet, dass der Prinz auf meine Warnung antwortete; aber er tat es, und sein Gedanke war recht weit gestreut, nicht sorgfältig kanalisiert. Mir sträubten sich die Nackenhaare, als ich den verschleierten Mann zusammenzucken sah, als hätte ihn was gestochen. Einen Augenblick lang war er wie erstarrt. Ich fühlte etwas von ihm – etwas, wofür ich keinen Namen hatte.
    Schschsch, warnte ich den Prinzen. Verhalte dich vollkommen ruhig.
    Verzweifelt sehnte ich mich danach, den Gesichtsausdruck des Verschleierten zu sehen. Starrte er meinen Prinzen an? Schaute er sich in der Halle um und suchte mich?
    Wer auch immer er sein mochte, seine Beherrschung war meisterhaft. Er ließ sein unvermitteltes Stehenbleiben wie eine zeremonielle Pause aussehen. Dann verneigte er sich tief und präsentierte sein Geschenk. Er stellte eine kleine Truhe vor sich hin. Auf eine Berührung seiner Hand schien sie sich von selbst zu öffnen. Er griff hinein und holte eine kleinere Truhe heraus. Diese öffnete er ebenfalls und enthüllte einen juwelenbesetzten Halsreif. Erst zeigte er ihn der Königin, dann hielt er ihn in die Höhe, um ihn den versammelten Adeligen zu präsentieren. Dabei schüttelte er ihn kurz. Plötzlich erwachten die Juwelen zum Leben und glühten in einem unirdischen Blau. Als der Verschleierte sich daraufhin wieder zur Königin umdrehte und den Schmuck ihr reichte, hörte ich, wie der Narr neben mir ob der Schönheit des Dings nach Luft schnappte. Der Verschleierte sprach deutlich, trotz der dämpfenden Tücher, und seine Stimme war die eines jungen Mannes, fast eines Kindes. »Die Blauen sind die seltensten aller Flammenjuwelen, gnädigste Königin. Sie sind für Euch gewählt worden, in der Farbe der Bocksmarken. Und für jeden Edelmann und gnädigen

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