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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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erzielt, sondern noch nicht einmal die Leistung vom Tag zuvor erreicht.
    »Ein weiterer Tag vorbei, und wir sind einer funktionierenden Kordiale keinen Schritt näher gekommen«, bemerkte Chade mir gegenüber verbittert, als wir schließlich allein waren. Er ging zur Anrichte und schenkte sich ein Glas Branntwein ein. Als er mir fragend winkte, schüttelte ich den Kopf.
    »Nein, danke. Ich habe noch nicht gefrühstückt.« »Ich auch nicht.«
    »Chade, du siehst erschöpft aus. Ich denke, ein, zwei Stunden Ruhe und eine ordentliche Mahlzeit wären jetzt besser als Branntwein.«
    »Wenn du zwei freie Stunden in meinem Tag findest, werde ich mit Freuden schlafen«, erwiderte er ohne Verbitterung. Chade ging mit seinem Glas zum Fenster und blickte hinaus. »Ich weiß langsam nicht mehr, wo mir der Kopf steht, Fitz. Wir brauchen diese Allianz mit den Äußeren Inseln. Durch den Krieg zwischen Chalced und Bingtown ist unser Handel nach Süden fast vollständig zum Erliegen gekommen. Sollte Chalced Bingtown besiegen, was durchaus der Fall sein könnte, wird das Reich sein Schwert als Nächstes gegen uns richten. Wir müssen uns mit den Äußeren Inseln verbünden, bevor Chalced es tut.
    Doch es sind nicht nur die Reisevorbereitungen, die mir so viel Arbeit bescheren; es sind all die Sicherheitsmechanismen, die ich in Gang setzen muss, damit in Bocksburg während meiner Abwesenheit alles läuft wie geschmiert.« Er nippte an seinem Glas und fügte dann hinzu: »In zwölf Tagen brechen wir nach Aslevjal auf ... in zwölf Tagen, obwohl ich mindestens sechs Wochen brauchen würde, um alles so zu arrangieren, wie ich es haben will.«
    Ich wusste, dass er nicht von solchen Dingen wie der Versorgung von Bocksburg, der Steuererhebung oder der Ausbildung der Wache sprach. Andere kümmerten sich um diese Dinge und erstatteten der Königin regelmäßig Bericht. Chade sorgte sich um sein Netz von Spionen und Informanten. Niemand war sicher, wie lange die diplomatische Mission zu den Äußeren Inseln dauern würde, ganz zu schweigen davon, wie viel Zeit die Queste des Prinzen nach Aslevjal in Anspruch nehmen würde. Ich hegte noch immer die schwindende Hoffnung, dass es sich bei diesem >Drachentöten< um irgendein Ritual der Outislander handelte; doch Chade war fest davon überzeugt, dass sich in der Tat der Kadaver eines Drachen im Eis des Gletschers verbarg, und dass Pflichtgetreu ihn weit genug würde ausgraben müssen, um den Kopf abzutrennen und ihn der Narcheska öffentlich zu präsentieren.
    »Während deiner Abwesenheit wird sich doch sicher dein Adept um alles kümmern können.« Ich hielt meine Stimme so ruhig wie möglich. Ich hatte Chade nie wegen der Wahl seines Adepten zur Rede gestellt; doch ich war nach wie vor nicht bereit, Lady Rosmarin als Hofdame der Königin zu vertrauen, geschweige denn als Adept des Assassinen. Als Kind war sie Edels Werkzeug gewesen, und der Anmaßer hatte sie rücksichtslos gegen uns eingesetzt. Doch das hier war nicht gerade der richtige Augenblick, Chade zu enthüllen, dass ich herausgefunden hatte, wer sein Adept war. Seine Stimmung befand sich ohnehin schon auf dem Tiefpunkt.
    Verärgert schüttelte er den Kopf. »Ein paar meiner Kontakte vertrauen nur mir. Sie werden niemand anderem Bericht erstatten. Und die Wahrheit ist, dass mein Talent zur Hälfte darauf beruht, dass ich weiß, wann ich nachfragen und welchen Gerüchten ich auf den Grund gehen muss. Nein, Fitz, ich werde mich damit abfinden müssen, dass es bei meiner Rückkehr Lücken in der Informationsbeschaffung geben wird, auch wenn mein Adept sich alle Mühe geben wird.«
    »Du hast die Bocksburg auch früher schon verlassen, während des Kriegs der Roten Schiffe. Wie hast du es denn damals gehandhabt?«
    »Ah, das war eine vollkommen andere Situation. Damals habe ich eine Bedrohung verfolgt, bin ins Herz der Intrigen vorgestoßen. Diesmal werde ich an äußerst kritischen Verhandlungen teilnehmen, während hier in Bocksburg viel geschieht, was eingehender beobachtet werden muss.« »Die Gescheckten«, warf ich ein.
    »Genau. Zwar müssen auch noch andere unter Beobachtung gehalten werden, doch die Gescheckten fürchte ich nach wie vor am meisten, auch wenn sie sich in letzter Zeit ruhig verhalten haben.«
    Ich wusste, was er meinte. Dass man von den Gescheckten im Moment schlicht überhaupt nichts hörte, war alles andere als beruhigend. Ich hatte das Oberhaupt ihrer Organisation getötet, doch ich fürchtete, dass schon bald

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