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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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aufhören, meine Zeit zu verschwenden, und mir sagen, wer du bist!
Ich zuckte unwillkürlich zusammen ob seines befehlenden Tonfalls. Eine schreckliche, stille Leere breitete sich um mich herum aus. Dann reagierte Nessel so, wie ich es von ihr erwartet hatte.
    Oh, natürlich werde ich das, nachdem du mich so freundlich fragst. Prinz Ungehobelt, ich bin Königin Ich-bezweifele-es-stark von den Sieben Misthaufen. Und vieleicht gehst du ja, >wohin auch immer du willst<, aber wenn dieses >wohin< mir gehört, werde ich dafür sorgen, dass du nie dorthin kommst. Wandler, du solltest dir bessere Freunde suchen.
    Ich sah, was sie getan hatte. Inzwischen hatte sie genau erkannt, wie er sie festhielt, und nun löste sie sich mühelos
von
ihm - und verschwand.
    Ich war mit einem Schlag wach und wurde von einem Hagel der Verachtung getroffen wie von winzigen Kieseln. Hin und her gerissen zwischen Ehrfurcht vor meiner Tochter und Angst vor dem Drachen versuchte ich, mich zu erholen. Ich musste darüber nachdenken, was ich als Nächstes tun sollte. Stattdessen drängte sich Chade in meine Gedanken.
    Wir müssen reden. Unter vier Augen.
Seine Gabe zitterte vor Aufregung.
    Unter vier Augen? Bist du sicher; was das heißt?
Warum musste er mich ausgerechnet heute Nacht ausspionieren?
    Nicht unter vier Augen.
Pflichtgetreu war auf uns beide wütend, als er in unsere Gabenverbindung eindrang.
Wer ist sie? Wie lange geht das schon? Ich verlange eine Antwort. Wie könnt ihr es wagen, eine weitere Gabenkundige auszubilden und es vor mir geheim zu halten ?!
    Geht wieder schlafen!
Dicks schwerfälliger Einwurf war eine Mischung aus Stöhnen und Befehl.
Geht wieder schlafen, und hört auf zu schreien. Das waren nur Nessel und ihr Drache. Geht wieder schlafen.
    Jeder weiß darüber Bescheid, nur ich nicht? Das ist unerträglich!
Wut und Frust mischten sich in Pflichtgetreus Gedanken mit dem Gefühl des Verrats, wie jemand es empfindet, der von einem Geheimnis ausgeschlossen war.
Ich verlange zu wissen, wer sie ist. Sofort.
    Ich schirmte meine Gedanken sicher ab und betete, obwohl ich wusste, dass mir das nichts nützen würde.
    Chade
?, holte der Prinz ihn aus dem Schweigen.
    Ich weiß es nicht, mein Herr.
Der alte Mann log elegant und ohne Reue. Ich verdammte und bewunderte ihn dafür zugleich.
    FitzChivalric.
    Es liegt in der Tat Macht darin, einen Mann bei seinem wahren Namen zu nennen. Ich schauderte ob der Wucht und bettelte dann rasch:
Nenn mich nicht bei diesem Namen. Nicht hier, nicht jetzt, damit der Drache ihn nicht hört.
Ich fürchtete jedoch nicht den Drachen, sondern meine Tochter. Inzwischen waren ihr schon viel zu viele Stücke meines Geheimnisses in die Hände gefallen.
    Erzähl es mir; Tom.
    Nicht auf diese Art. Wenn wir schon darüber sprechen müssen
, dann von
Angesicht zu Angesicht.
Neben mir im Dunkeln zog sich Dick stöhnend die Decke über den Kopf.
    Dann werden wir uns
jetzt
treffen.
Die Stimme des Prinzen klang streng.
    Das wäre nicht klug
, riet Chade uns beiden.
Lasst Euch bis morgen Zeit, mein Prinz. Es ergibt keinen Sinn, unnötige Fragen heraufzubeschwören, weil Ihr mitten in der Nacht einen einfachen Soldaten zu Euch ruft.
    Nein. Jetzt. Wirklich unklug war nur, das ihr beide beschlossen habt, mich in Bezug auf diese Nessel zu hintergehen. Ich will sofort wissen, was ihr hinter meinem Rücken gemacht habt und warum.
Es war fast, als befände ich mich im Mütterhaus neben den Schlafbänken. Ich fühlte, wie die Wut die Kälte aus Pflichtgetreus Brust vertrieb, als er die Decken beiseite warf, und ich spürte den Zorn, als er die Füße in die Schuhe steckte.
    Dann gebt mir wenigstens noch Zeit, mich anzuziehen,
gab Chade müde nach.
    Nein, bleibt, wo Ihr seid, Ratgeber Chade. Ihr habt ja gesagt, dass Ihr nichts wisst, stimmt's nicht? Dann braucht Ihr ja auch nicht zu kommen. Ich werde mich mit Fitz ... Tom alleine treffen.
    Seine Wut brannte inzwischen lichterloh, und doch hatte er sich zurückgehalten und meinen Namen nicht voll ausgesprochen. Irgendwie bewunderte ich ihn dafür, doch größtenteils drehten sich meine Gedanken um ein Dilemma. Das hier war mein Prinz, der wütend auf mich war, und so wie er dachte, hatte er auch jedes Recht dazu. Wie sollte ich auf seine Fragen reagieren? Wer war ich heute Nacht für ihn? Freund, Mentor, Onkel oder Untertan? Ich bemerkte, dass Dick sich aufgesetzt hatte und mir zusah, wie ich mich anzog.
    »Ich werde nur kurz wegbleiben. Du wirst schon allein hier

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