Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
zurechtkommen«, beruhigte ich ihn, während ich mich gleichzeitig fragte, ob das der Wahrheit entsprach.
    Ich will Dick nicht allein hier lassen
, sagte ich zum Prinzen und hoffte, dass mir auf diese Art das Treffen erspart bleiben würde.
    Dann bring ihn mit
, befahl der Prinz knapp.
    »Willst du mitkommen?«
    »Ich habe ihn gehört«, erwiderte Dick müde und stieß einen lauten Seufzer aus. »Du lässt mich immer irgendwo hingehen, wo ich nicht hingehen will«, beschwerte er sich, während er im Dunkeln nach seinen Kleidern suchte.
    Ich hatte das Gefühl, als würde ein ganzes Jahr vergehen, bis er sich endlich angezogen hatte. Schließlich verließen wir gemeinsam die Hütte und gingen durchs Dorf. Das seltsame Zwielicht, das man in diesem Teil der Welt als Nacht bezeichnet, tauchte die Welt in ein einheitliches Grau. Das wirkte seltsam beruhigend auf meine Augen, und schließlich erkannte ich auch warum. Diese gedämpften Farben erinnerten mich daran, wie Nachtauge die Welt des Abends oder bei Dämmerung wahrgenommen hatte, wenn wir zusammen auf die Jagd gegangen waren. Es war ein sanftes Licht, und ohne Farben konnte das Auge darin jede noch so kleine Bewegung der Beute erkennen. Leichtfüßig schritt ich durch die Straßen, doch Dick schlurfte untröstlich neben mir her. Dann und wann hustete er. Ich ermahnte mich, dass er noch immer nicht voll genesen war, und versuchte, Geduld mit seiner Langsamkeit zu haben.
    Kleine Fledermäuse flatterten durch die Luft über der Stadt. Kurz sah ich eine Raubratte, die aus einem Regenfass vor eine Tür sprang. Ich fragte mich, ob das wohl dieselbe war, mit der Flink sich anzufreunden versucht hatte, schob den Gedanken jedoch rasch wieder beiseite. Wir näherten uns dem Mütterhaus. Der Hof war menschenleer. Sie postierten hier keine Wachen, unterhielten aber Ausguckposten an der Rüste und im Hafen. Offensichtlich fürchteten sie keine Angriffe von ihren eigenen Leuten. Ich fragte mich, ob Peottre mir alles gesagt hatte, was er über Henja wusste. Sicher waren er und die Narcheska ihrer überdrüssig gewesen, und er hatte gesagt, dass sie eine Fremde gewesen sei. Warum hatte er dann keinen Mann abgestellt, um sie fernzuhalten?
    Ich führte Dick vom Haupteingang fort. Wir näherten uns dem Mütterhaus von hinten, vorbei an den Steinmauern und den Hecken, hinter denen die Schafe eingepfercht waren. Hinter einem Schuppen wartete der Prinz auf uns . Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen, während er uns näher kommen sah, und ich fühlte seine Ungeduld. Stumm hob ich die Hand, um ihm zu bedeuten, er solle sich im Schutz der Hecken zu uns gesellen. Dann:
    Komm nicht zu mir. Bleib still. Nein, versteck dich. Oder geh weg.
    Ich blieb unvermittelt stehen, verwirrt ob des unerwarteten Befehls des Prinzen. Und dann sah ich, was ihn so durcheinander gebracht hatte. Elliania trug einen Mantel über ihrem Nachtgewand, als sie sich aus der Tür lehnte und umschaute. Mir blieb kaum Zeit, Dick die Hand auf die Brust zu legen und ihn hinter die Hecke zu schieben. Wütend schlug der kleine Mann meine Hand weg. »Ich habe ihn gehört«, beschwerte er sich, als ich ihn erfolglos zum Schweigen bringen wollte.
    Wir müssen jetzt sehr leise sein, Dick. Der Prinz will nicht, dass Elliania weiß, dass wir hier sind.
    Warum nicht?
    Er will
es
einfach nicht; das ist alles. Wir müssen uns hier verstecken und sehr leise sein.
Ich hockte mich hinter der Hecke auf den Boden und klopfte einladend neben mich. Dick kauerte sich zusammen und funkelte mich an. Ich sehnte mich danach, ihn zur Hütte zurückzubringen, doch ich war sicher, dass Elliania sein Schlurfen hören würde, sollten wir uns bewegen. Es war besser zu warten. Sie würde sicher nicht lang bleiben. Vermutlich musste sie nur einmal austreten. Ich spähte durch ein Loch zwischen den Ästen.
Komm zu uns, bevor sie dich sieht
, schlug ich dem Prinzen vor.
    Nein. Sie hat mich schon gesehen. Geh weg. Ich werde später mit dir reden.
Dann fühlte ich ungläubig, wie er seine Gabenmauern gegen mich errichtete. Er war stärker geworden. Nur mit der Alten Macht fühlte ich ihn, selbstsicher und doch zitternd unter ihrem festen Blick, als sie im dämmrigen Licht der Sonne, die sich weigerte, hinter dem Horizont zu verschwinden, auf ihn zukam.
    Bestürzt sah ich, wie rasch sie auf ihn zu eilte und wie nahe sie im Dämmerlicht vor ihm stand. Das war nicht das erste Mal, dass die beiden sich heimlich getroffen hatten. Ich wollte den Blick

Weitere Kostenlose Bücher