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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Peottre, gleichzeitig aber auch eifrigst an dessen Antworten interessiert.
Hier gehen die Muster ineinander über, fast wie bei den Rätselkugeln des Narren. Ich bin überzeugt, dass Peottre und die Narcheska einen eigenen Plan verfolgen, und dass nicht alle in ihrem Mütterhaus davon wissen, einige aber schon. Almata zum Beispiel. Und der Urgroßmutter der Narcheska hat man es sicherlich auch gesagt, obwohl ich bezweifele, dass sie sich der Bedeutung des Ganzen bewusst ist. Lestra und ihre Mutter interessieren mich. Lestra wird die Narcheska, wenn Elliania mit Pflichtgetreu nach Bocksburg geht. Trotzdem scheint sie mit Elliania um Pflichtgetreus Aufmerksamkeit zu buhlen, und ich vermutete, dass ihre Mutter sie auch noch darin bestärkt. Ob sie versteht, dass die Königin der Sechs Provinzen zu werden, ein größeres Ziel ist als Elliania den Titel der Narcheska abzunehmen? Ich denke nicht, dass Lestra und ihre Mutter Ellianias Forderung nach dem Drachenkopf irgendeine Bedeutung zumessen. Ich denke allerdings, dass Lestras Ehrgeiz sowohl Elliania als auch Peottre Sorge bereiten sollte, doch es scheint ihnen egal zu sein; in Gedanken sind sie ganz woanders. Elliania jagt Lestra nur zum Teufel, wenn ihre Herausforderungen zu unverschämt werden, als dass man sie noch ignorieren könnte.
    Wie ihre Prügelei am Abend der Hochzeit ?
    Verlobung, Fitz. Verlobung. Wir erkennen diese Zeremonie nicht als richtige Hochzeit an. Der Prinz muss zu Hause vermählt werden, in Bocksburg, und die Ehe muss vollzogen werden. Aber nein, ich meine nicht nur diese Konfrontation. Lestra hat es seitdem mehrere Male bei ihm versucht, für gewöhnlich, wenn die Narcheska nicht in der Nähe ist.
    Weiß Elliania davon ?
    Wie sollte sie?
    Er könnte es ihr sagen,
spekulierte ich.
Ich frage mich, was geschehen würde, wenn sie es wüsste.
    Ich verspüre nicht den Wunsch, das herauszufinden. Die Situation ist auch so schon kompliziert genug. Vielleicht ist das Ganze ja auch nur die übliche Rivalität zwischen Cousinen. Ich wünschte nur, ich würde Henjas Rolle bei dem allen kennen. Ist sie einfach nur eine verrückte, alte Frau, oder ist sie mehr? Bist du sicher; dass sie es war?
    Ziemlich.
Nicht nur meine Augen hatten mir das bestätigt, doch ich würde Chade nicht sagen, dass ich sie gerochen hatte, dass noch genug Wolf in mir war, um mir dieses Sinnes sicher zu sein.
    Unser Gespräch hatte Chade ermüdet, und ich ließ ihn gehen. Ich vergewisserte mich, dass die Tür unserer Hütte verriegelt war, und schloss dann wehmütig auch die Fensterläden. Es gefiel mir nicht, in einem solch abgeriegelten Raum zu schlafen. Ich schlief stets am besten, wenn ich frische Luft auf meinem Gesicht spüren konnte, doch nachdem ich Henja heute gesehen hatte, wollte ich ihr keine Gelegenheit geben, näher an mich heranzukommen.
    Das waren meine Gedanken, als ich mich zum Schlafen niederlegte, und am nächsten Morgen versuchte ich, meine Alb träume damit zu erklären. Aber > Albträume < konnte man das eigentlich gar nicht nennen. Sie hatten nichts Erschreckendes an sich gehabt, nur etwas Beunruhigendes und eine Lebendigkeit, die an eine Gabenwanderung erinnerte, aber nicht ganz. Ich träumte vom Narren, wie er einst gewesen war, nicht von ihm als Fürst Leuenfarb, sondern von ihm als dem blassen, zerbrechlichen Jungen mit den farblosen Augen. In dieser Verkleidung setzte er sich rittlings auf den Steindrachen hinter dem >Mädchen auf einem Drachen<, und gemeinsam erhoben sie sich in den blauen Himmel. Doch dann verwandelte er sich plötzlich in Fürst Leuenfarb, und während er hinter dem seelenlosen Mädchen ritt, das Teil der Drachenskulptur war, die er zum Leben erweckte hatte, flatterte ein schwarz-weißer Mantel hinter ihm. Sein Haar war glatt zurückgekämmt und straff zu einem Kriegerzopf gebunden. Sein Gesichtsausdruck war so streng und ernst, dass er fast so seelenlos wirkte wie das Mädchen, an dessen Hüfte er sich festhielt. Seine Hände waren nackt, wie ich überrascht feststellte, denn es war schon lange her, seit ich ihn zum letzten Mal ohne Handschuhe gesehen hatte. Immer höher stiegen sie in den Himmel hinauf, immer höher und höher, und dann hob der Narr plötzlich die Hand und deutete zur Seite, und das Mädchen lenkte den Drachen mit den Knien in die entsprechende Richtung. Dann verschwanden sie in den Wolken wie im Nebel. Ich wachte auf und fand meine Hand auf meinem Handgelenk, dort, wo die Finger des Narren ihre blassen Abdrücke

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