Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

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Autoren: Robin Hobb

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wolltest?«
    »Das ist alles, was ich mir im Augenblick nehme«, konterte Pflichtgetreu. Seine Brust pumpte, als wäre er gerade ein Rennen gelaufen. »Bevor ich mir mehr nehme, will ich warten, bis ich mir mehr verdient habe.«
    Ein unsicheres Lächeln huschte über Ellianias Gesicht. »Du musst dir nichts verdienen, was ich dir freiwillig gebe.«
    »Aber ... Du hast gesagt, du würdest erst mein Weib sein, wenn ich dir den Drachenkopf gebracht habe.«
    »In meinem Land gibt eine Frau sich hin, wann immer sie will. Das ist etwas anderes, als verheiratet zu sein. Oder jemandes >Weib< zu sein, wie du es nennst. Ist ein Mädchen erst einmal zur Frau herangewachsen, kann sie jeden Mann zu sich ins Bett nehmen, den sie will. Das heißt nicht, dass sie mit einem von ihnen verheiratet sein muss.« Sie blickte zur Seite und fügte vorsichtig hinzu: »Du wärst mein erster. Manche betrachten das als etwas Besondereres als sich einander Treue zu schwören. Natürlich würde mich das nicht zu deinem Weib machen. Ich werde nicht mit dir verheiratet sein, bevor du nicht den Drachenkopf hierher gebracht hast, ins Mütterhaus.«
    »Ich würde es auch gerne sehen, wenn du meine erste wärst«, sagte Pflichtgetreu vorsichtig. Dann fügte er in einem Tonfall hinzu, als fiele es ihm so schwer, die Worte hervorzubringen, wie einen Baum auszureißen: »Aber nicht jetzt. Nicht bevor ich getan habe, was ich versprochen habe.«
    Elliania war entsetzt, doch nicht darüber, dass er zuerst sein Versprechen einlösen wollte. »Deine erste? Wirklich? Du hast noch keine Frau gekannt?«
    Es dauerte einen langen Augenblick, bis Pflichtgetreu es zugab. »Es ist Sitte in meinem Land zu warten, bis wir verheiratet sind - obwohl sich nicht alle daran halten.« Er sprach steif, als fürchte er, sie würde ihn ob seiner Keuschheit verspotten.
    »Es würde mir gefallen, deine erste zu sein«, gestand sie ein. Elliania trat näher an ihn heran, und diesmal schlang er die Arme um sie. Ihre Körper verschmolzen miteinander, als sich ihre Lippen fanden.
    Die Alte Macht verriet mir, dass Peottre da war, bevor sie ihn bemerkten. Verzaubert wie sie waren, hätten sie noch nicht einmal gemerkt, wenn eine Schafherde an ihnen vorbeigezogen wäre; doch ich sprang sofort auf, als ich den alten Krieger um die Ecke des Mütterhauses biegen sah. Das Schwert hing an seiner Hüfte, und sein Blick war gefährlich. »Elliania.«
    Sofort löste sie sich aus Pflichtgetreus Umarmung, und schuldbewusst wischte sie sich mit der Hand über den Mund, als könne sie so den Kuss verbergen. Ich muss es Pflichtgetreu zugute halten, dass er die Fassung bewahrte. Seine Haltung verriet weder Reue noch Scham, nichts auch nur ansatzweise Jungenhaftes. Er sah aus wie ein Mann, den man beim Küssen der Frau unterbrochen hatte, die ihm gehörte. Ich hielt den Atem an und fragte mich, ob ich die Situation noch verschlimmern würde, sollte ich hinter den Büschen hervortreten.
    Das Schweigen war so still und wachsam wie die Nacht. Peottre und Pflichtgetreu blickten einander weiter unverwandt in die Augen. Es war ein abschätzender Blick, nicht wirklich eine Herausforderung. Als Peottre sprach, waren seine Worte an Elliania gerichtet. »Du solltest jetzt wieder in dein Zimmer zurückgehen.«
    Sie wirbelte herum und floh. Ihre nackten Füße machten kein Geräusch auf dem Staub des Hofes. Selbst nachdem sie verschwunden war, blickten Peottre und Pflichtgetreu sich weiter an. Schließlich sagte Peottre: »Der Drachenkopf. Ihr habt es versprochen. Als Mann habt Ihr Euer Wort gegeben.«
    Pflichtgetreu nickte ernst. »Das habe ich. Als Mann habe ich es versprochen.«
    Peottre schickte sich an, sich umzudrehen, da sprach Pflichtgetreu erneut.
    »Was Elliania mir Angeboten hat, hat sie mir als Frau angeboten, nicht als Narcheska. Stellen eure Sitten es ihr frei, mir das anzubieten?«
    Peottres Rücken versteifte sich. Langsam drehte er sich wieder um und antwortete unwillig: »Wer sonst kann Euch das anbieten, wenn nicht eine Frau? Ihr Körper gehört ihr. Ihn kann sie mit Euch teilen. Aber sie wird erst Euer Weib werden, wenn Ihr ihr den Kopf des Drachen Eisfeuer gebracht habt.«
    »Aha.«
    Wieder wandte sich Peottre zum Gehen, und wieder hielt Pflichtgetreus Stimme ihn davon ab.
    »Dann ist sie freier als ich. Mein Leib und meine Saat gehören den Sechs Provinzen. Mir ist nicht freigestellt, sie zu teilen, mit wem auch immer ich will, nur mit meinem Weib. Das ist unser Brauch.« Ich hörte ihn