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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Drachen entpuppten. Nun, damit hatte der Narr eindeutig klar gemacht, wem seine Loyalität gehörte.
    Es gab zwei kleine Lagerfeuer für die einfachen Zelte, in denen der Rest von uns übernachtete. Die Männer des Hetgurd hatten ihre Zelte ein Stück von uns entfernt aufgeschlagen und ihr eigenes, winziges Feuer entzündet, als wollten sie so den Göttern verkünden, dass sie nicht zu uns gehörten und es somit auch nicht verdient hätten, unser Schicksal zu teilen.
    Ich sah keine Spur vom Schwarzen Mann und auch keinen Ort, an dem er sich hätte verstecken können. Das beendete meine Sorgen jedoch keineswegs, sondern verstärkte sie noch.
    Als wir uns auf den Weg ins Lager hinunter machten, trafen wir auf die erste Gletscherspalte. Es war kaum mehr ein schmaler, gewundener Riss, und ich stieg mühelos über ihn hinweg. Dick blieb jedoch stehen und starrte in die Tiefe. »Komm«, ermutigte ich ihn. »Bis zum Lager ist es nicht mehr weit. Ich kann schon das Essen riechen.«
    »Das ist tief.« Er hob den Blick. »Peottre hat Recht gehabt. Es könnte mich verschlingen!« Er trat einen Schritt zurück.
    »Nein, es geschieht dir nichts. Es ist alles in Ordnung, Dick. Komm.«
    Dick atmete tief durch und hustete. Dann sagte er: »Nein. Ich gehe wieder zurück.«
    »Das kannst du nicht, Dick. Es wird bald dunkel werden. Es ist nur ein Riss. Tritt einfach über ihn hinweg.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist gefährlich.«
    Zu guter Letzt ging ich wieder zurück und ergriff seine Hand, um ihn davon zu überzeugen. Fast wäre ich dabei ausgerutscht, und so musste ich unbeholfen springen. Während ich um mein Gleichgewicht rang, stellte ich mir einen atemlosen Augenblick lang vor, wie ich in dem engen Spalt eingekeilt war. Ich würde nicht weiter rutschen können, doch zu Hilfe kommen würde mir auch niemand. Dick fühlte meine Angst und tröstete mich mit den Worten: »Siehst du? Ich habe dir ja gesagt, dass es gefährlich ist. Du wärst fast hineingefallen und gestorben.«
    »Lass uns einfach ins Lager runtergehen«, Schlug ich vor.
    Wie versprochen erwartete uns eine warme Mahlzeit. Sieber und Hest hatten bereits gegessen. Leise unterhielten sie sich mit Langschopf, der die Wachen für die Nacht einteilte. Ich setzte Dick neben das Feuer und holte uns Essen. Es gab Eintopf mit Pökelfleisch, der nicht nur versalzen, sondern auch viel zu kurz gekocht war. Kurz grinste ich vor mich hin, als ich darüber nachdachte, wie sehr ich mich an die üppigen Mahlzeiten in Bocksburg gewöhnt hatte. Hatte ich wirklich so schnell vergessen, wie es war, sich von einfachen Garderationen ernähren zu müssen? Es hatte Zeiten in meinem Leben gegeben, da hatte ich am Ende eines langen, kalten Tages weit Schlechteres zu essen gehabt oder sogar überhaupt nichts. Der Gedanke hätte das zähe Fleisch eigentlich besser schmecken lassen müssen, doch er tat es nicht. Verstohlen blickte ich zu Dick in der Erwartung, dass er sich beschweren würde. Stattdessen starrte er jedoch müde ins Feuer und balancierte die Schüssel auf den Knien. »Du solltest etwas essen, Dick«, riet ich ihm, und er erschrak, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht. Ich fing die Schüssel, bevor sie kippen konnte, und gab sie ihm zurück. Er zeigte nicht die Spur seines üblichen Enthusiasmus in punkto Essen und hielt oft inne, um zu husten. Das bereitete mir Sorgen. Rasch beendete ich meine Mahlzeit, stand auf und ließ Dick an den kleiner werdenden Flammen des Feuers zurück.
    Chade und Pflichtgetreu saßen mit der Zwiehaften Kordiale am anderen Feuer. Dort wurde viel geredet und sogar gelacht, und einen Augenblick lang beneidete ich sie um ihre Geselligkeit. Es dauerte einen Moment, bis mir auffiel, dass der Narr nicht bei ihnen war. Und erst da bemerkte ich, dass noch wer fehlte. Peottre und die Narcheska waren ebenfalls nicht dabei. Ich blickte ihrem Zelt hinüber. Es war dunkel und still. Schliefen sie bereits? Nun, vielleicht war das sogar keine schlechte Idee. Peottre würde uns ohne Zweifel früh wecken.
    Chade bemerkte, dass ich am Rand des Feuerscheins stand. Er verließ den Lichtkreis, als wolle er sich erleichtern, und ich folgte ihm geräuschlos. Schließlich stand ich neben ihm in der Dunkelheit und sagte leise: »Ich mache mir Sorgen um Dick. Er wirkt seltsam abgelenkt. Von einem Augenblick auf den anderen ändert sich seine Stimmung von verärgert zu verängstigt zu freudig.«
    Chade nickte langsam. »Da ist etwas mit dieser Insel... Ich kann

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