Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
es nicht benennen, aber es lässt mir keine Ruhe. Dieses Land scheint durch die Gabe mit mir zu sprechen. Und wenn es jemanden erreichen kann, der so schwach ist wie ich, wie muss es dann erst für Dick sein?«
Ich hörte Bitterkeit in Chades Stimme, wenn er über seine Magie sprach. »Du wirst mit jedem Tag stärker in der Gabe«, versicherte ich ihm, »aber vielleicht hast du Recht. Etwas Namenloses nagt schon eine ganze Weile an mir. Das ist bisweilen meine Natur, doch das hier fühlt sich ..
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an als gewöhnlich. Könnte das etwas mit den Erinnerungen zu tun haben, die in dem Stein gefangen sind?«
Chade seufzte resigniert. »Woher sollen wir das wissen? Wir können nicht mehr für Dick tun, als dafür zu sorgen, dass er ordentlich isst und nachts gut schläft.«
»Seine Gabe wird immer stärker.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen. Angesichts dessen kommen mir meine eigenen Fähigkeiten umso armseliger vor.«
»Zeit, Chade. Mit der Zeit wird auch deine Kraft wachsen, hab Geduld. Für jemanden, der erst so spät damit begonnen und kaum Übung hat, machst du dich sehr gut.«
»Zeit. Zeit ist das Einzige, was wir haben, wenn alles gesagt und getan ist, und doch haben wir nie genug davon. Du hast gut reden. Du hast diese Magie schon dein ganzes Leben lang. Ich hingegen werde bis ans Ende meiner Tage um jedes bisschen kämpfen müssen. Wo ist die Gerechtigkeit, wenn ein Schwachkopf das im Überfluss hat, wonach ich mich so verzweifelt sehne?« Er drehte sich zu mir um. »Warum ist die Gabe schon seit jeher so stark in dir? Und warum hast du sie nie mit ganzem Herzen meistern wollen, so wie ich?«
Allmählich machte er mir Angst. »Chade. Ich glaube, dieser Ort beeinflusst unseren Verstand; er spielt mit unseren Ängsten und Leiden. Errichte deine Mauern dagegen, und vertraue nur auf deine Intuition.«
»Hmpf, ich habe mein Handeln nie von meinen Gefühlen bestimmen lassen, aber wie auch immer ... Jetzt sollten wir uns lieber ausruhen, anstatt zu reden. Kümmere dich um Dick so gut du kannst. Ich werde auf den Prinz Acht geben. Auch er scheint unter einer düsteren Stimmung zu leiden.« Er rieb sich die behandschuhten Hände. »Ich bin alt, Fitz. Alt und müde. Und mir ist kalt. Ich freue mich schon darauf, wenn das hier vorbei ist und wir wieder auf dem Heimweg sind.«
»Ich auch«, stimmte ich ihm von ganzem Herzen zu. »Aber da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte. Die Angelegenheit ist ein wenig kompliziert. Eigentlich wollte ich Dick um diesen Gefallen bitten, doch ich glaube, wir beide sind noch nicht so weit. Er macht mir immer noch Vorwürfe. Es wäre besser, wenn du oder der Prinz ihn bitten würden.«
»Ich verstehe kein Wort. Worum geht es dir?«, verlangte Chade ungeduldig zu wissen. Ruhelos trat er von einem Fuß auf den anderen, und ich wusste, dass die Kälte an seinen alten Knochen nagte.
»Nessel ist in die Bocksburg gegangen. Ich glaube, unser Vogel hat die Königin erreicht, und sie hat jemanden zu Burrich geschickt. Nessel ist um ihrer Sicherheit Willen in die Burg gegangen, und sie weiß, dass die Gefahr, in der sie schwebt, etwas mit unserer Queste zu tun hat.« T ch brachte es nicht über mich, Chade zu erzählen, dass sie auch wusste, wer ihr Vater war. Ich wollte erst sicher sein, was genau und wie viel Burrich ihr erzählt hatte, bevor ich dieses Geheimnis lüftete.
Chade verstand sofort, worauf ich hinauswollte. »Und Dick spricht mit Nessel in seinen Träumen. Wir können also mit Bocksburg und der Königin kommunizieren.«
»Fast. Ich denke, wir sollten das vorsichtig angehen. Dick ist noch immer sauer auf mich; deshalb könnte er sich zu einem Schabernack hinreißen lassen, wenn er glaubt, das würde mich ärgern. Und Nessel ist ebenfalls wütend auf mich. Ich kann sie nicht direkt erreichen, und ich weiß nicht, wie viel Beachtung sie Nachrichten von mir schenken würde, die ich ihr über Dick zukommen lasse.«
Chade knurrte mürrisch. »Es ist zu spät für dich, dich meinen Plänen für sie anzuschließen. Es gefällt mir nicht, dich tadeln zu müssen, Fitz, aber hättest du zugelassen, dass wir Nessel holen, als wir von ihrem Potential erfahren haben, wäre sie nie in Gefahr geraten. Auch hätte der Streit zwischen dir und ihr uns jetzt nicht so behindert. Wäre sie in ihrer Magie entsprechend ausgebildet worden, hätten auch der Prinz oder ich sie nun erreichen können. Wir hätten die ganze Zeit über schon mit Bocksburg kommunizieren können.«
Es war
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