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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Leise ging ich näher an es heran.
    Als ich leise Stimmen von innen hörte, blieb ich stehen. Ich konnte die Worte nicht verstehen, doch dafür erkannte ich die Sprecher. Flink sagte etwas, und der Narr antwortete ihm neckisch. Das klang friedvoll und freundlich. Ich fühlte mich ausgeschlossen und hätte mich fast wieder zu meinem eigenen Zelt zurückgezogen. Dann rügte ich mich selbst für meine Eifersucht. Der Narr hatte sich also mit dem Jungen angefreundet. Höchstwahrscheinlich war das das Beste, was Flink passieren konnte. Da ich nicht anklopfen konnte, räusperte ich mich laut und bückte mich dann, um die Zeltklappe zurückzuschlagen. Ein Lichtstrahl fiel auf den Schnee. »Darf ich reinkommen?«
    Es folgte eine winzige Pause. »Wenn du willst. Versuch aber, Schnee und Eis draußen zu lassen.«
    Der Narr kannte mich einfach zu gut. Ich klopfte den feuchten Schnee von meiner Hose und schüttelte dann die Füße. Geduckt trat ich ein, und die Zeltklappe fiel hinter mir herunter.
    Der Narr hatte schon immer das einmalige Talent besessen, eine kleine Welt zu erschaffen, in die er sich zurückziehen konnte. Das Zelt bildete da keine Ausnahme. Als ich es zuvor besucht hatte, war es charmant, aber leer gewesen. Nun war es von seiner Gegenwart erfüllt. Eine kleine, metallene Feuerschale in der Mitte des Zeltes brannte fast rauchlos. Ein würziger Geruch lag in der Luft. Flink saß mit verschränkten Beinen auf einem Kissen, während der Narr sich auf seiner Pritsche zurückgelehnt hatte. Zwei Pfeile, einer mattgrau, der andere bunt bemalt und offensichtlich von der Hand des Narren, lagen auf Flinks Knien.
    »Braucht Ihr mich, Herr?«, fragte Flink rasch. Ich hörte ihm an, dass er nur widerwillig gehen würde.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wusste noch nicht einmal, dass du hier bist«, erwiderte ich.
    Als der Narr sich aufsetzte, sah ich, was Flink zum Lachen gebracht hatte. Eine winzige Marionette baumelte von seiner Hand; sie war durch fünf feine schwarze Fäden mit seinen Fingern verbunden. Ich musste unwillkürlich lächeln. Er hatte einen winzigen Hofnarren geschnitzt, ganz in Schwarz und Weiß. Das blasse Gesicht war sein eigenes, wie es als Junge gewesen war. Weißes Haar quoll um den Kopf herum, und mit einem Zucken des Mittelfingers nickte die hölzerne Kreatur in meine Richtung. »Nun denn, was führt dich her, Tom Dachsenbless?«, fragten mich der Narr und die Puppe. Eine winzige Handbewegung ließ die Puppe fragend den Kopf auf die Seite legen.
    »Kameradschaft«, antwortete ich nach kurzem Nachdenken. Ich setzte mich Flink gegenüber auf die andere Seite des Feuers. Der Junge schaute mich verärgert an und wandte sich dann ab.
    Das Gesicht des Narren war teilnahmslos. »Ich verstehe. Willkommen.« Doch seine Worte besaßen keine Wärme; ich war ein Eindringling. Ein verlegenes Schweigen senkte sich über uns herab, und ich erkannte das ganze Ausmaß des Fehlers, den ich begangen hatte. Der Junge wusste nichts über die Verbindung zwischen mir und dem Narren. Ich konnte nicht frei sprechen. Tatsächlich fiel mir nun überhaupt nichts mehr ein, was ich hätte sagen sollen. Der Junge starrte trübsinnig ins Feuer und wartete offenbar darauf, dass ich wieder ging, während der Narr bedächtig die Fäden der Marionette von seinen Fingern löste.
    »Ich habe so ein Zelt noch nie gesehen. Stammt es aus Jamaillia?« Selbst für meine eignen Ohren klang meine Frage wie ein höfliches Nichts, das man zu einer flüchtigen Bekanntschaft sagt.
    »Nein, aus der Regenwildnis. Der Stoff stammt von den Uralten, doch die Muster habe ich selbst ausgewählt.«
    »Von den Uralten?« Flink setzte sich mit der Leidenschaft eines Jungen auf, der eine Geschichte riecht. Ein leichtes Lächeln zuckte um den Mund des Narren. Er hatte wohl bemerkt, dass er auch mein Interesse geweckt hatte.
    »Dies sagen zumindest die Menschen in der Regenwildnis. Jene, die weit den Fluss hinauf leben. Sie sagen, dort habe es einst große Städte gegeben, und diese Städte seien die Heimstatt der Uralten gewesen. Was oder wer genau diese Uralten waren, das ist schwerer zu sagen. Doch an einigen Orten gibt es tief im Morast der Sümpfe tatsächlich Städte aus Stein. Manchmal gibt es einen Weg, der zu ihnen führt, und in trocken und intakt gebliebenen Räumen findet man bisweilen die Schätze eines anderen Volkes und einer anderen Zeit. Manche der Dinge, die auf diese Art gerettet werden, sind magisch, auch wenn die Regen Wildlinge ihre

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