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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Kopf vorging: Er glaubte, der Narr wolle den Jungen verführen. Ich wollte eingreifen, bevor Gentil irgendetwas davon nach außen trug, denn ich vermutete, dass sich die Outislander solch einem Verhalten gegenüber weit weniger tolerant zeigen würden, von den Göttern berührt hin oder her.
    Langschopf verteilte metallverstärkte Wanderstäbe an uns, einen Gegenstand, an den ich nie gedacht hätte. Bald wurde jedoch offensichtlich, dass Peottre die Idee dazu gehabt hatte, als Chade uns zusammenrief, um dem Outislander zuzuhören.
    Sowohl Peottre als auch die Narcheska waren genauso beladen wie jeder von uns. Elliania wartete neben drei Schlitten, die Schwarzwasser ebenfalls besorgt hatte, und auf denen nun ein Großteil unseres Proviants verstaut war. Ihr langer Mantel bestand ganz aus Schneefuchsfell. Sie trug eine helle, kleine, vielfarbige Kappe und hatte sich das schwarze prachtvolle Haar hineingestopft. Ihre weiten Stiefel besaßen Sohlen aus Walrosshaut, und die Schäfte bestanden aus Hirschleder, dem man das Fell gelassen hatte. Lederriemen schlossen sie in Kniehöhe. Wäre da nicht ihr ernster Gesichtsausdruck gewesen, sah sie aus wie eine Eisbraut. Peottre wirkte neben ihr geradezu unbeholfen in seinem schweren Wolfspelz und Bärenhose. Mehr als jeder Zwiehafter, den ich gekannt hatte, sah er wie einer der Gestaltwandler aus den Legenden aus. Seine vielen Schichten Kleidung hatten ihn nahezu lachhaft groß gemacht. Dennoch hörten ihm alle aufmerksam zu, als er zu uns sprach.
    »Ich weiß, wo der Drache schläft«, sagte er. »Ich bin schon zweimal dort gewesen. Nichtsdestotrotz wird es mir schwerfallen, euch dorthin zu führen. Zu wissen, wo auf einem Gletscher etwas ist, heißt nicht, den Weg dorthin zu kennen. Gletscher sind nicht wie feste Erde, die Jahr für Jahr gleich bleibt, und der Gletscher, den wir überqueren werden, gehört zu den ruhelosesten der Welt. Gletscher schlafen, und sie gehen; stöhnend erwachen sie und knirschen mit den Kiefern. Und dann schlafen sie wieder, und der Schnee weht über die Spalten und verbirgt die Gefahr selbst vor dem vorsichtigsten Wanderer.
    In eine solche Spalte zu fallen, ist nicht viel anders, als von einem Schneedämon verschlungen zu werden. Immer tiefer werdet ihr in die Dunkelheit stürzen, und das ist euer Ende. Wir werden um euch trauern, aber wir werden weitergehen.«
    Langsam ließ er den Blick über uns schweifen, und ich war nicht der einzige, der ein Schaudern unterdrücken musste.
    »Folgt mir«, fuhr Peottre fort, »nicht nur in die Richtung, in die ich gehe, sondern in meinen Fußstapfen. Und traut dem Eis unter euren Füßen selbst dann noch nicht Sind wir erst einmal auf dem Eis des Gletschers, passt auf jeden eurer Schritte auf. Ein Mann, zwei Mann, drei Mann können sicher vor euch gehen, doch unter eurem Gewicht bricht dann die Kruste. Tastet bei jedem Schritt den Boden vor euch mit dem Stab ab. Ihr werdet dessen müde werden; hört trotzdem nicht damit auf, denn es geht um euer Leben.« Wieder ließ er seinen Blick über uns wandern, und wieder nickte er. Dann sagte er: »Folgt mir.«
    Und ohne weiteres Aufheben drehte er sich um und führte uns den Strand hinauf. Die Narcheska schloss sich ihm an. Hinter ihm ging der Prinz und dann Chade. Fürst Leuenfarb beanspruchte den nächsten Platz für sich, und niemand machte ihn ihm streitig. Dann folgte die Zwiehafte Kordiale mit einem Schlitten, die Hetgurdkrieger und schließlich Langschopf und Hest mit dem zweiten und Sicher und Sieber mit dem dritten. Ich kam als Vorletzter, und Dick stapfte wacker hinter mir her. Ich hatte ihm einen Teil seines Gepäcks abgenommen und meinem hinzugefügt, ihm jedoch genug gelassen, um seinen Stolz nicht zu verletzen. Das bereute ich jedoch schon bald und nahm mir vor, dass er morgen ohne Last marschieren würde. Selbst in bester Verfassung war solch ein Marsch für seine Stummelbeine und dicken Bauch zu viel. Und mit einem Rucksack und chronischem Husten konnte er beim besten Willen nicht mit Peottre Schritt halten. Als wir schließlich den Gletscherrand erreichten, hatte sich bereits eine große Lücke zwischen uns und den anderen aufgetan. Hier begann das vorsichtige Tasten vor jedem Schritt, und ich glaubte, dass würde die anderen langsam genug werden lassen, dass wir aufholen konnten.
    Dabei hatte ich jedoch nicht damit gerechnet, dass Dick sich Peottres Worte sehr zu Herzen genommen hatte. Bei jedem Schritt stocherte er im Eis vor sich herum, als wäre

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