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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Morgen gefehlt.«
    »Du glaubst, er hat sich meinen genommen? Du glaubst, er habe das für ein Opfer deinerseits gehalten?«
    Ich hielt die Art, wie er sich über meinen Gedankengang erregte, für ausgesprochen übertrieben. Ich nippte an dem Tee, den er gekocht hatte. Der Ingwer war heiß. Ich spürte, wie er sich auf angenehme Art in meinem Bauch ausbreitete, während die Worte des Narren mich zunehmend nervöser machten. »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass ihn sich jemand aus unserem Lager genommen hat«, sagte ich. »Wie sollte der Schwarze Mann auch ungesehen zwischen unseren Zelten herumschleichen?«
    »Ungesehen und ungefühlt«, ergänzte der Narr. »Du hast gesagt, du könntest ihn mit der Alten Macht nicht sehen. Für die anderen Zwiehaften gilt dann vermutlich das Gleiche. Ich glaube, er hat sich den Honig genommen und damit sein Schicksal mit dem unseren verknüpft. Das verbindet uns, verstehst du, Fitz ?« Er trank aus seinem Becher und schloss kurz die Augen aus Freude über die Wärme. Als er den Becher wieder abstellte, hatte er ihn fast geleert. Dann griff er nach einer leuchtend gelben Decke, die genauso dünn wirkte wie der Stoff, aus dem sein Zelt bestand, schlang sie sich um die Schulter, trat die Stiefel von den Füßen und schob sie unter sich. »Das verbindet ihn mit uns beiden. Ich glaube, dass er von allergrößter Bedeutung ist. Siehst du nicht auch, dass das den Ausgang unserer Mission hier entscheidend beeinflussen könnte? Besonders wenn ich bekannt werden lasse, dass der Schwarze Mann unser Opfer angenommen hat.«
    Meine Gedanken überschlugen sich. Würde solch eine Bekanntmachung die Outislander auf die Seite des Narren ziehen? Würden die Narcheska und Peottre sich ihm dann entgegenstellen? Und wo blieb ich dann, nicht nur in Bezug zu ihnen, sondern auch im Hinblick auf die Art, wie Chade mich sah? Die Antworten, die mir darauf einfielen, waren nicht gerade tröstlich. »Das könnte unsere Gruppe noch tiefer spalten, als es jetzt ohnehin schon der Fall ist.«
    Der Narr trank den restlichen Tee, bevor er antwortete: »Nein. Es würde nur die Spaltung sichtbar machen, die ohnehin schon existiert.« Er schaute mich an, und sein Blick war nahezu Mitleid erregend. »Das ist der Höhepunkt meines Lebenswerkes, Fitz. Du kannst nicht von mir erwarten, eine Waffe oder einen Vorteil abzulehnen, die das Schicksal mir gewährt. Wenn ich schon auf dieser kalten, gottverlassenen Insel sterben muss, dann will ich wenigstens in dem Wissen sterben, dass ich mein Ziel erreicht habe.«
    Ich trank den Tee und stellte die Schüssel neben den Becher. Dann sagte ich in festem Tonfall: »Ich werde nicht hier bleiben und mir das anhören, diesen ... diesen Unsinn. Ich glaube nicht das Geringste davon.«
    »Und du denkst, wenn du dich weigerst, daran zu glauben, werde es nicht geschehen?
Das
ist Unsinn, Fitz. Akzeptiere es, und lass uns das Beste aus der Zeit machen, die uns noch bleibt.« Seine Stimme klang so schrecklich ruhig, dass ich plötzlich das Bedürfnis verspürte, ihn zu schlagen. Falls hier wirklich der Tod auf ihn wartete, sollte der Narr ihn nicht so einfach akzeptieren. Er sollte kämpfen; er sollte zum Kampf
gezwungen
werden.
    Ich atmete tief durch. »Nein. Ich werde es nicht glauben, und ich werde es nicht akzeptieren.« Mir kam ein Gedanke, und ich versuchte, ihn als einen Scherz zu verpacken, doch was herauskam, war eine Drohung. »Vergiss nicht, was ich für dich bin, Weißer Prophet. Ich bin der Katalyst. Ich bin der Veränderer. Und ich kann Dinge verändern, die
du
für unumstößlich hältst.«
    Kaum hatte ich zu sprechen begonnen, da sah ich, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte. Ich hätte aufhören sollen, doch einmal begonnen schienen die Worte wie von selbst aus mir herauszufließen. Das Gesicht des Narren war so hart, als würde ich auf seinen nackten Schädel blicken. »Was sagst du da?«, verlangte er mit einem entsetzten Flüstern zu wissen.
    Ich wandte mich von ihm ab. Ich konnte ihn nicht länger ansehen. »Nur, was du mir den größten Teil des Lebens über immer wieder gesagt hast. Du magst ja der Prophet sein und Dinge vorhersagen können, doch ich bin der Katalyst. Ich verändere die Ereignisse. Vielleicht sogar die, die du vorhergesehen hast.«
    »Fitz. Bitte.«
    Seine Worte zogen meinen Blick wieder auf ihn. »Was ?«
    Er atmete durch den Mund, als hätte er gerade ein Rennen hinter sich und verloren. »Tu das nicht«, flehte er mich an. »Versuch nicht,

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