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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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das einmal«, sagte ich ihm. Ich setzte mich neben ihn und drückte ihm vorsichtig die kalte Kompresse aufs Gesicht. Er drehte sich davon weg.
    »Bitte nicht! Es ist eisig, und mir ist ohnehin schon zu kalt«, beschwerte er sich. Müde fügte er hinzu: »Mir ist schon die ganze Zeit über zu kalt an diesem Ort.«
    »Egal«, erwiderte ich gnadenlos. »Nur bis deine Nase zu bluten aufhört. Und auch dein Gesicht wird dann nicht allzu sehr anschwellen. Um ein blaues Auge kommst du allerdings wohl nicht herum.«
    »Bitte, Fitz«, protestierte er schwach und griff im selben Augenblick mit der nackten Hand nach meinem Handgelenk, da meine Fingerspitzen seine Wange berührten.
    Die Wucht der gegenseitigen Berührung blendete mich für einen Augenblick, als wäre ich aus einem dunklen Stall ins helle Tageslicht hinausgetreten. Ich wich von ihm zurück und blinzelte, doch das Bild, das ich gesehen hatte, war auf die Innenseite meiner Augenlider gedruckt. Ich kann nicht sagen, woher ich wusste, was es war, das ich kurz gesehen hatte. Vielleicht hat irgendetwas in dem engen Kreis der Berührung es mir verraten. Zitternd atmete ich ein und griff nach dem Gesicht des Narren.
    »Ich kann dich heilen«, sagte ich ihm erstaunt und atemlos ob meiner Entdeckung. Das Wissen über meine neu gefundene Macht rauschte durch mein Blut wie Feuer. »Ich sehe, was nicht stimmt, die geplatzten Adern und wie das Blut sich unter der Haut sammelt. Narr, ich kann die Gabe nutzen, um dich zu heilen.«
    Wieder packte er mein Handgelenk, doch diesmal um meine Hand weit von seinem Gesicht zu halten. Und erneut zuckte ich unwillkürlich beim Kontakt mit seinen von der Gabe durchströmten Fingerspitzen zusammen. Rasch veränderte er seinen Griff und hielt stattdessen meinen Ärmel. »Nein«, sagte er leise, doch ein Lächeln erschien auf seinem geschwollenen Gesicht. »Hast du denn gar nichts von der >Heilung< gelernt, der wir dich unterzogen haben? Ich habe keine Reserven mehr, die ich um einer raschen Heilung willen verbrauchen könnte. Ich werde meinen Körper sich selbst heilen lassen, wie und wann er will.« Er ließ meinen Arm wieder los. »Danke für das Angebot.«
    Ein Schauder lief mir über den Rücken, und ich schüttelte mich wie ein Pferd, das die Flöhe aus seinem Fell bekommen will. Ich blinzelte den Narren an und hatte das Gefühl, gerade aufgewacht zu sein. Die Versuchung ließ allerdings nicht ganz so rasch nach. Ich hatte tatsächlich ziemlich viel von Chade in mir, dachte ich ironisch. Zu wissen, dass ich etwas tun konnte, weckte in mir das dringende Verlangen, es auch zu tun. Das geschundene Gesicht des Narren zu betrachten, war, als würde ich an der Wand ein schiefes Bild sehen, und mein Instinkt verlangte von mir, es gerade zu rücken. Ich seufzte. Entschlossen verschränkte ich die Arme vor der Brust und lehnte mich zurück.
    »Du verstehst das doch, oder?«, fragte er mich.
    Ich nickte, und dann schockierte er mich, denn seine Gedanken waren ganz woanders. »Irgendwie müssen wir der Königin eine Nachricht zukommen lassen. Ich glaube, dass Sydel unschuldig ist. Sie hat Rettung verdient, und nach all dem Leid, das unter anderem ich ihr bereitet habe, hoffe ich, dass sie sie auch bekommen wird. Ich wage noch nicht einmal zu vermuten, welcher ihrer beiden Elternteile der Gescheckte ist, der Lutwin geholfen hat. Vielleicht waren es beide. Sydel lebt in Schande, weil sie unseren Plänen zufällig in den Weg gekommen ist. Und Gentil ist nicht länger eine angemessene Partie für sie, weil er sich auf die Seite der Weitseher geschlagen hat.«
    Natürlich. Die Verbindungen waren alle da und deutlich zu erkennen, wenn der Narr darauf hinwies. Ich rief mir noch einmal die Reaktion ihrer Eltern ob Fürst Leuenfarbs offensichtlichem Interesse an ihrer Tochter ins Gedächtnis zurück. Ihre Mutter schien begierig darauf gewesen zu sein, ihren Vorteil daraus zu ziehen, während ihr Vater weit vorsichtiger gewesen war. Hatten sie Fürst Leuenfarb als jemanden betrachtet, der den Gescheckten Zugang zur Gesellschaft von Bocksburg gewähren könnte? War er für sie ein Wohltäter gewesen, dessen Reichtum ihre Sache hätte fördern können?
    »Warum hat Gentil es Pflichtgetreu nicht schon vor Monaten gesagt?« Ich war erregt. Der Prinz hatte Gentil vergeben, hatte ihn als Kamerad und Freund in die Arme geschlossen, und er hatte diese Schlüsselinformation vor uns geheim gehalten.
    Der Narr schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass Pflichtgetreu die

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