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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Gabe, Dick ließ sich auch nicht aus seiner Trance wecken. Ich schüttelte ihn erneut, diesmal fester, doch ich musste ihn schon in die Höhe zerren, bevor er irgendeine Reaktion zeigte. Dann heulte er wie ein plötzlich gewecktes Baby, und ich kam mir wie eine Bestie vor, als ich ihn zum Zelt des Prinzen schleppte. Während ich ihm die schneeverkrusteten Stiefel und die Oberkleidung auszog, murmelte er ständig unzusammenhängende Beschwerden über die Kälte. Dann kroch er, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, unter die Decken, und ich zog sie um ihn herum zurecht.
    Ich war gerade damit fertig geworden, als Chade und der Prinz das Zelt betraten. »Ich mache mir Sorgen um ihn«, sagte ich leise und nickte in Richtung Dick. Unter dem Berg von Decken hatte das Summen bereits wieder begonnen.
    »Das ist der Drache«, sagte Chade düster.
    »Glauben wir zumindest«, fügte Pflichtgetreu vorsichtig hinzu. Er setzte sich auf seine Pritsche und beugte sich vor, um seine Stiefel auszuziehen. »Wir können jedoch nicht sicher sein. Wir haben versucht, Dick mit der Gabe zu erreichen, und es scheint, als wäre er da, ignoriere uns aber.«
    Ich teilte ihnen die Nachricht mit, die ich den ganzen Tag über wie einen Stein mit mir herumgetragen hatte. »Nichts deutet darauf hin, dass ich mich wieder erhole. Meine Gabe ist verloren.«
    Der Prinz nickte ernst und wenig überrascht. »Wenn ich nach dir greife, ist es, als wärst du gar nicht da. Das ist ein seltsames Gefühl.« Er blickte zu mir hinauf. »Und durch diese Leere habe ich erst erkannt, dass du mein ganzes Leben lang stets irgendwo in meinem Geist gewesen bist. Hast du das gewusst?«
    »Ich habe es befürchtet«, gab ich zu. »Chade und ich haben darüber diskutiert. Er hat mir erzählt, du hättest als Kind merkwürdige Träume gehabt - Träume von einem Wolf und einem Mann.«
    Einen Augenblick lang wirkte Pflichtgetreu verblüfft. Dann erschien ein schwaches Lächeln auf seinem Gesicht. »Warst du das? Und Nachtauge?« Plötzlich atmete er tief durch und wandte den Blick von mir ab. »Das waren einige der besten Träume, die ich je gehabt habe. Als ich noch jung war, habe ich manchmal nachts versucht, dieselben Traume zu haben. Ich hatte jedoch nie denselben Traum zweimal. Hm. Selbst damals hast du mich schon die Gabe gelehrt, wie ich hinausgreifen und dich finden konnte. Und Nach tauge. Oh, Eda, Fitz, wie sehr du ihn vermissen musst! In diesen Träumen wart ihr ein- und dieselbe Kreatur. Hast du das gewusst?«
    Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Rasch drehte ich mich um und wischte mir über die Augen. »Das habe ich mir schon gedacht. Nessel sieht mich noch immer als Mannwolf.«
    »Dann bist du auch in ihre Träume gewandelt?«
    War das Eifersucht in der Stimme des Prinzen? »Nicht absichtlich«, antwortete ich. »Bei euch beiden nicht. Ich habe mir niemals vorgestellt, dass ich einen von euch die Gabe lehren würde. Gut, nach Nessel habe ich manchmal absichtlich geschaut und versucht, auch Burrich und Molly durch sie zu sehen. Weil ich sie geliebt und vermisst habe. Und weil Nessel meine Tochter ist.«
    »Und ich?«
    Diesen einen, einzigen Augenblick lang war ich froh, nicht mehr über die Gabe zu verfügen. Ich hatte nie gewollt, dass der Prinz erfuhr, welche Rolle ich bei seiner Empfängnis gespielt hatte. Veritas mochte sich ja meines Leibes bedient haben, um ihn zu bekommen, aber er war noch immer der Sohn des Königs, nicht meiner - nicht meiner in jeder Hinsicht, außer dass sein Geist nach meinem gerufen hatte. Laut sagte ich: »Du warst Veritas Sohn. Ich habe dich nicht bewusst gesucht, und ich wusste nicht, dass du meine Träume geteilt hast. Das habe ich erst viel später erfahren.«
    Ich blickte zu Chade und war überrascht, dass er unserem Gespräch kaum folgte. Er schaute in eine unbestimmte Ferne und sah nicht, was vor seinen Augen geschah. »Chade?«, fragte ich besorgt. »Alles in Ordnung?«
    Er atmete tief ein, als hätte ich ihn geweckt. »Ich glaube, es ist der Drache, der Dick so fasziniert. Ich habe versucht, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch seine Musik ist stark. Weder der Prinz noch ich können den Drachen mit der Gabe wahrnehmen; doch wenn ich mit der Gabe zu Dick hinausgreife, fühle ich etwas dort. Aber es ist seltsam ... Es ist, als sähe ich den Schatten eines Mannes, doch nicht den Mann selbst. Ich kann nichts über ihn sagen, außer dass er dort ist. Pflichtgetreu sagt, dass er manchmal mit der Alten Macht einen

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