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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit in Leder gepackten Köpfen trug man von solch einer Übung Blutergüsse von beachtlicher Größe davon. Als Flink die Axt nicht länger halten konnte, ließ ich ihn zu Kressbrunn für den Bogenunterricht gehen. Dann bestrafte ich mich selbst dafür, dass ich meine Laune an dem Jungen ausgelassen hatte, indem ich mir einen neuen Partner suchte, diesmal einen, der mit der Axt umzugehen wusste. Ich bemerkte nur allzu schnell, dass es mir an Übung fehlte und verließ den Platz in Richtung Dampfbad.
    Von Schweiß und Frust gereinigt aß ich Brot und Suppe im Wachraum. Die Gespräche dort waren laut und drehten sich fast ausschließlich um die bevorstehende Expedition, die Frauen der Outislander und deren Getränke. Beides wurde als äußerst schmackhaft gelobt. Ich versuchte, über die Scherze zu lachen, doch in der Gegenwart der jüngeren Gardisten fühlte ich mich alt, und so war ich froh, zu gehen und wieder in mein Arbeitszimmer zurückzukehren.
    Von dort aus nahm ich den Geheimgang hinunter zu dem Zimmer, in dem ich als Fürst Leuenfarbs Diener gewohnt hatte. Vorsichtig lauschte ich, bevor ich die Geheimtür öffnete. Auf der anderen Seite war alles ruhig, und ich hoffte, dass der Narr nicht da war. Doch kaum hatte ich die Geheimtür wieder geschlossen, da öffnete sich die Zimmertür. Ich blinzelte ihn an. Der Narr trug eine einfache Tunika, flache Schuhe und eine Hose, alles in Schwarz. Sein Haar schimmerte golden in dem Lichtschein, der durch das Fenster fiel.
    Ich musste unwillkürlich zu meinem alten Bett hinüber sehen, auf dem all die Dinge lagen, die ich zurückgelassen hatte, als ich aus seinen Diensten getreten war. Das wunderbare Schwert, das er mir gegeben hatte, steckte unter einem Haufen farbenfroher und extravaganter Kleider, die extra für mich angefertigt worden waren. Ich blickte den Narren verwirrt an. »Die gehören dir«, sagte er in sanftem Ton. »Du solltest sie mitnehmen.«
    »Ich bezweifele, dass ich mich je wieder in diesem Stil werde kleiden müssen«, entgegnete ich und bemerkte dann, wie hart diese Weigerung klang.
    »Das kann man nie wissen«, erwiderte der Narr leise und wandte den Blick ab. »Vielleicht wird Lord FitzChivalric dereinst wieder durch die Hallen der Bocksburg wandern. Falls ja, dann würden ihm diese Farben und dieser Schnitt ausgesprochen gut zu Gesicht stehen.«
    »Ich wage zu bezweifeln, dass es je dazu kommen wird.« Auch das klang kalt, und so versuchte ich, es ein wenig abzumildern. »Trotzdem danke ich dir, und ich werde die Sachen mitnehmen - nur für den Fall.« Das Gefühl der Beklommenheit senkte sich wie ein erstickender Vorhang auf mich herab.
    »Und das Schwert«, erinnerte er mich. »Vergiss das Schwert nicht. Ich weiß, dass es für deinen Geschmack ein wenig zu auffällig ist, aber...«
    »Aber es ist immer noch eine der besten Waffen, die ich je gezückt habe, und dementsprechend werde ich es hüten.« Ich versuchte weiter, meine anfängliche Weigerung abzumildern. Erst jetzt erkannte ich, wie sehr ich seine Gefühle verletzt haben musste, als ich bei meinem Umzug all das hier zurückgelassen hatte.
    »Oh. Und das noch. Es ist besser, wenn du das jetzt auch zurücknimmst.« Er griff nach dem hölzernen Ohrring, den Fürst Leuenfarb immer trug. Ich wusste, was sich darin verbarg: der Freiheitsohrring, der von Burrichs Großmutter an Burrich weitergegeben worden war, von ihm an meinen Vater und von jenem schließlich an mich.
    »Nein!« Ich packte ihn am Handgelenk. »Hör mit diesem Beerdigungsritual auf! Ich habe dir doch gesagt, drss ich nicht die Absicht habe, dich sterben zu lassen.«
    Er rührte sich nicht. »Beerdigungsritual«, flüsterte er. Dann lachte er. Ich roch den Aprikosenbrandy in seinem Atem.
    »Narr, übernimm wieder die Kontrolle über dich selbst. Das alles ist dir so unähnlich, dass ich dich kaum wiedererkenne«, rief ich im Zorn. »Können wir uns nicht einfach entspannen und in den Tagen, die uns noch bleiben, wir selbst sein?«
    »Die Tage, die uns noch bleiben«, echote der Narr, drehte die Hand und löste sich so aus meinem Griff. Ich folgte ihm zurück in das große, luftige Gemach. Leer und seiner prachtvollen Besitztümer beraubt kam mir der Raum sogar noch größer vor. Der Narr ging zur Karaffe mit dem Aprikosenbrandy, schenkte sich nach und goss auch mir ein kleines Glas ein.
    Ich nahm das Glas entgegen und schaute mich in dem Raum um. Die notwendigsten Dinge waren noch da: ein Tisch, Stühle, ein Sekretär. Alles

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