Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet
wird nie erraten, wo das herkommt. Und ich habe auch für Garetha, meine Gärtnerin, vorgesorgt. Ich habe ihr eine Hütte und ein Stück Land gekauft und ihr genug Geld hinterlassen, dass es ihr gut geht. Das dürfte für einen kleinen Skandal sorgen. Die Leute werden sich fragen, warum Fürst Leuenfarb eine einfache Dienerin so reich beschenkt; aber sollen sie doch denken, was sie wollen. Garetha wird es verstehen, und es wird sie nicht kümmern. Und was Jofron betrifft, meine Freundin aus Jhaampe ... Ich habe ihr eine Auswahl feiner Hölzer und all mein Schnitzerwerkzeug geschickt. Sie wird es zu schätzen wissen und sich liebevoll an mich erinnern, auch wenn ich sie so unvermittelt verlassen habe. Inzwischen hat sie sich einen gewissen Ruf als Spielzeugmacher erworben. Hast du das gewusst?«
Während er mir von seinen großzügigen Streichen berichtete, lächelte er, und der Schatten des Todes wich aus seinen Augen.
»Bitte, hör auf, so zu reden«, flehte ich ihn an. »Ich verspreche dir, dass ich dich nicht sterben lassen werde.«
»Mach keine Versprechen, an denen wir beide zerbrechen könnten, Fitz. Außerdem«, er atmete tief durch, »selbst falls es dir gelingen sollte, mich entgegen der alles zermalmenden Kraft des Schicksals am Leben zu erhalten, muss Fürst Leuenfarb dennoch verschwinden. Er hat das Ende seiner Nützlichkeit erreicht. Sobald ich von hier fort bin, werde ich nie wieder in diese Rolle schlüpfen.«
Während er darüber sprach, wie er sein Vermögen verschwendet hatte und wie sein Name in Vergessenheit versinken würde, wurde mir schlecht. Er war entschlossen und gründlich vorgegangen. Wenn wir ihn auf den Docks stehen lassen würden, würden wir ihn in einer äußerst schwierigen Lage zurücklassen. Dass Kettricken für ihn sorgen würde, egal wie er sein Geld vergeudet hatte, daran zweifelte ich nicht. Ich beschloss, vor unserer Abfahrt noch einmal in Ruhe mit ihr zu reden, um sie darauf vorzubereiten, dass sie den Narren notfalls würde retten müssen. Dann richtete ich meine Gedanken wieder auf das Gespräch, denn der Narr schaute mich seltsam an.
Ich räusperte mich und versuchte, mir etwas Vernünftiges auszudenken. »Ich glaube, du bist zu pessimistisch. Wenn du noch ein, zwei Münzen hast, solltest du besser sparsam damit sein - nur für den Fall, dass ich Recht haben und dich am Leben halten sollte. Und jetzt muss ich gehen. Flink wartet auf mich.«
Der Narr nickte und stand mit mir auf. »Wirst du mich in meinen Gemächern abholen, wenn es an der Zeit ist, Chade für den Gabenunterricht zu treffen?«
»Sicher«, erwiderte ich und versuchte, es nicht allzu widerwillig klingen zu lassen.
Der Narr lächelte schwach. »Viel Glück mit Burrichs Jungen«, sagte er und ging.
Die Teebecher und Karten lagen noch immer auf dem Tisch. Plötzlich fühlte ich mich zu müde, um sie wegzuräumen, geschweige denn zum Unterricht mit Flink zu eilen. Aber ich tat es, und als ich im Dachgarten eintraf, wartete Flink im Sonnenlicht auf mich, den Rücken gegen eine kalte Mauer gelehnt, und spielte gedankenverloren auf einer kleinen Flöte. Zu seinen Füßen pickten ein paar Tauben nach Futter. Kurz verließ mich der Mut. Als ich mich näherte, flatterten die Tiere auf. Flink nahm die Flöte aus dem Mund und blickte zu mir hinauf.
»Du hast gedacht, ich hätte die Tauben mit der Alten Macht angelockt, und das hat dir Angst gemacht«, bemerkte er.
»Einen Augenblick lang habe ich mich tatsächlich gefürchtet«, räumte ich ein, »aber nicht wegen der Vorstellung, dass du deine Magie gebraucht haben könntest. Ich hatte vielmehr Angst, dass du versuchen könntest, dich mit einer von ihnen zu verschwistern.«
Flink schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Nicht mit einem Vogel. Mein Geist hat bereits Vögel berührt, und meine Gedanken prallen an ihnen ab wie ein Stein, der über das Wasser springt.« Dann lächelte er herablassend und fügte hinzu: »Nicht dass du verstehen würdest, was ich meine.«
Ich beherrschte mich und schwieg. Schließlich fragte ich ihn: »Hast du die Schriftrolle über König Schlächter und den Erwerb von Bearns gelesen?«
Flink nickte, und wir begannen mit dem Unterricht, doch seine Haltung ärgerte mich noch immer, und auf dem Übungsplatz verschaffte ich diesem Ärger Luft. Ich bestand darauf, dass Flink zur Axt griff und seine Kraft mit mir maß, bevor ich ihn zu seinem Bogen gehen lassen würde. Die Äxte waren schwerer, als ich in Erinnerung hatte, und selbst
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