Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Verbindung setzen würde, um diesem Streit ein rasches Ende zu bereiten. Er vermutete noch nicht einmal, dass ich die Schuld an dieser Situation trug. Als ich mich von dem Spektakel abwandte, das er heraufbeschwor, sah ich, wie er mir unauffällig zuzwinkerte. Ohne Zweifel glaubte er, dass Fürst Leuenfarbs Abreise aus Burgstadt in den Legendenschatz der Bürger Eingang finden würde.
    Ich wollte nichts mehr davon sehen. Während ich die steile Straße hinaufstieg, die zur Burg führte, sagte ich mir, dass es keinen Grund für mich gab, mich so zu quälen. Fürst Leuenfarb würde dort sitzen, bis man ihn irgendwann vertrieb. Schlimmeres würde ihm nicht widerfahren. Und wenn wir morgen ohne ihn die Segel setzten, nun, dann würde er sicher in Burgstadt zurückbleiben, während wir uns mit der Langeweile und den Unannehmlichkeiten der Reise würden herumschlagen müssen. Das war auch nicht so schlimm.
    Nichtsdestotrotz schleppte sich der Rest des Tages für mich dahin. Nach all den Tagen, da man vor lauter Vorbereitungen so gut wie keine Zeit gehabt hatte, waren die letzten Stunden einfach nur leer. Es gab nichts mehr zu tun. Mein Platz in der Kaserne war leer mit Ausnahme der Kleider und der Waffe, die ich morgen tragen würde. Die Garde des Prinzen würde sich elegant von der Stadt verabschieden: Beinlinge, Hemd und Tunika, alles in Bocksblau. Auf die Brust war der Bock der Weitseher gestickt. Meine neuen Stiefel waren extra für mich geschustert worden und drückten nicht im Mindesten. Ich hatte sie bereits zum Schutz vor Nässe eingefettet. Obwohl inzwischen der Frühling begonnen hatte, bestanden unsere Mäntel aus dicker Wolle zum Schutz vor der erwarteten Kälte auf den Äußeren Inseln. Das Schwert, das der Narr mir geschenkt hatte, lag tadelnd auf meiner Uniform. Ich ließ es liegen. Hier in der Kaserne war es so sicher wie alles andere auch, an einem Ort, wo die Ehre eines Mannes beinahe das Einzige war, das er besaß.
    In meinem Turmzimmer sah es ähnlich aus. Falls Chade bemerkt haben sollte, dass Chivalrics Schwert nun über dem Kamin hing, so hatte er beschlossen, nichts dazu zu sagen. Ich schlenderte durch den Raum und räumte die Dinge weg, die Chade beim Packen übrig gelassen hatte. Die Karten der Äußeren Inseln und alle anderen Schriften, von denen Chade glaubte, dass wir sie gebrauchen könnten, waren bereits verstaut. Da mir sonst nichts zu tun blieb, legte ich mich aufs Bett und neckte das Frettchen; doch schon bald war selbst Gilly dieses Spiels müde. Er huschte davon, um Ratten zu jagen. Ich ging ins Dampfbad, schrubbte mich, bis ich rot war, und rasierte mich dann zweimal. Der Rest des langen Raums war still und fast menschenleer. Hinterher ging ich in meine Kaserne und legte mich in mein schmales Bett. Nur ein paar alte Veteranen hatten sich genauso früh hingelegt wie ich. Alle anderen trieben sich in der Stadt herum und verabschiedeten sich von den Tavernen und Huren. Ich zog das Laken hoch und starrte zu den Schatten an der Decke hinauf.
    Ich fragte mich, wie engagiert der Narr sich wohl bemühen würde, uns zu folgen. Chade hatte mir versichert, dass er keine Passage aus Burgstadt bekommen würde. So blieb ihm nichts anderes übrig, als zu einem anderen Hafen zu reisen und für viel Geld einen Kapitän davon zu überzeugen, uns hinterher zu segeln. Fürst Leuenfarb besaß dieses Geld aber nicht mehr, und nach seinen letzten Eskapaden bezweifelte ich, dass er noch Freunde finden würde, die es ihm liehen. Er saß hier fest.
    Und er würde höllisch wütend auf mich sein. Er besaß einen scharfen Verstand. Es würde nicht lange dauern, bis er herausfand, wer dafür verantwortlich war, dass man ihn hier zurückgelassen hatte. Er würde wissen, dass ich sein Leben dem vorgezogen hatte, was er als sein Schicksal betrachtete. Aber er würde keine Dankbarkeit empfinden. Sein Katalyst sollte ihm helfen, nicht seine Pläne zerstören.
    Ich schloss die Augen und seufzte. Ich brauchte mehrere Versuche, um mich wieder zu fassen. Als ich schließlich am Rand des Schlafes angelangt war, griff ich nach Nessel. Diesmal saß sie in einer Eiche und trug ein Kleid aus Schmetterlingsflügeln. Ich blickte vom Fuß des Baumes zu ihr hinauf. Ich war der Mannwolf, wie immer in ihren Träumen.
    »All diese toten Schmetterlinge«, sagte ich traurig und schüttelte den Kopf.
    »Sei nicht dumm. Es ist nur ein Traum.« Sie stand auf und sprang herunter. Ich richtete mich auf die Hinterbeine auf und breitete die

Weitere Kostenlose Bücher