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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 03 - Der weisse Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hat.«
    Chade nickte weise. »Ein Schiff ist ein guter Ort dafür. Auf einer Seereise kann man nur wenig mehr tun, außer zu reden. Und sollte er sich als Gefahr für uns erweisen ... nun.«
    Er musste nicht aussprechen, dass einem Mann so manches Unglück auf See widerfahren konnte. Ich wünschte, er hätte gar nichts gesagt, doch er sprach weiter.
    »Hast du Merle in den Kopf gesetzt, uns zu begleiten? Sie hat nämlich gefragt. Sie hat der Königin eine lange Rede darüber gehalten, dass ein Barde mitreisen solle, um die Abenteuer des Prinzen zu erzählen.«
    »Nein, ich habe nichts damit zu tun. Und? Hat die Königin ihr die Erlaubnis erteilt?«
    »Ich habe sie ihr verweigert und gesagt, alle Plätze seien bereits vergeben. Außerdem würde uns ja Kräusel begleiten. Warum? Glaubst du, sie könnte uns von Nutzen sein?«
    »Nein. Ich fürchte, das Ganze wird meiner letzten Queste ähneln: Je weniger Wahrheit mit uns zurückkehrt, desto besser.« Ich war erleichtert, dass Chade Merle die Erlaubnis verweigert hatte, und doch war ein Teil von mir auch enttäuscht. Dieses Gefühl beschämte mich viel zu sehr, als dass ich es genauer untersucht hätte.
    Am nächsten Tag hatte ich die Möglichkeit, mir etwas Zeit zu nehmen, um Harm aufzusuchen. Es war nur ein kurzer Besuch, und wir sprachen, während er arbeitete. Einer der Gesellen war mit einer Einlegearbeit beschäftigt und hatte Harm gebeten, die fertigen Teile abzuschmirgeln. Die Arbeit kam mir schrecklich öde vor, doch Harm schien tief darin versunken zu sein, als ich mich ihm näherte. Er lächelte müde, als ich ihn begrüßte, und nahm mit feierlichem Ernst die kleinen Geschenke und Erinnerungsstücke an, die ich ihm mitgebracht hatte. Als ich ihn fragte, wie es ihm ging, wusste er sofort, worauf ich hinauswollte. »Svanja und ich sind noch immer zusammen. Ihre Eltern wissen nach wie vor nichts davon, und immer noch versuche ich, das alles mit meinen Lehrlingspflichten unter einen Hut zu bringen. Aber ich denke, ich komme ganz gut zurecht. Meine Hoffnung ist, dass ich rasch zum Gesellen aufsteigen kann, wenn ich mich hier bewähre, und habe ich das geschafft, kann ich mich Svanjas Vater als gute Partie für seine Tochter präsentieren.« Er seufzte. »Ich bin es so leid, mich immer in den Schatten rumzudrücken, Tom. Ich glaube, Svanja genießt es wiederum; das macht es für sie irgendwie aufregend. Aber was mich betrifft, so ziehe ich es geordnet und ordentlich vor. Bin ich erst einmal Geselle, kann ich dafür sorgen, dass alles so wird, wie es sein soll.«
    Ich biss mir auf die Zunge, um nicht zu erwidern, dass eine Lehre Jahre dauerte, nicht Monate. Das wussten wir beide. Was zählte war, dass Harm sich seiner Ausbildung nicht entzog, sondern sich im Gegenteil in der Hoffnung darauf stürzte, irgendwann seine Träume erfüllen zu können. Was konnte ich mehr von ihm verlangen? Also umarmte ich meinen Sohn und sagte ihm, dass ich an ihn denken würde. Leidenschaftlich erwiderte er meine Umarmung. »Ich werde dich nicht beschämen, Tom. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht beschämen werde.«
    Zusammen mit den restlichen Gardisten lud ich meine Seekiste auf einen Wagen und folgte ihnen zum Hafen hinunter. Burgstadt war für das Frühlingsfest geschmückt. Blumengirlanden zierten Türen, und Banner flatterten im Wind. Tavernen und Gasthöfe hatten ihre Türen geöffnet, sodass Gesang und der Duft des Festtagsessens auf die Straßen drang. Ein paar knurrten, weil sie das Fest verpassten, doch wenn man eine Reise am ersten Frühlingstag begann, bedeutete das Glück.
    Morgen Früh würden wir den Prinzen mit großem Pomp zum Schiff eskortieren. Heute gingen wir selbst an Bord der
Maidenglück
und rangen freundschaftlich um die besten Plätze im Unterdeck, das man uns zugewiesen hatte. Unser Quartier war dunkel, stickig und voll vom Gestank verschwitzter Männer und der Bilge unter uns. Zweimal stieß ich mir den Kopf an den niedrigen Querbalken; dann ging ich nur noch gebückt. Wir würden uns dicht an dicht drängen müssen, und das bedeutete weder Raum für uns selbst noch Ruhe. Die vom Rauch geschwärzten Balken schafften eine überaus bedrückende Atmosphäre, und Wasser platschte laut gegen den Rumpf, was mich daran erinnerte, dass sich nur ein paar Planken zwischen mir und der kalten See befanden.
    Rasch verstaute ich meine Ausrüstung, begierig darauf, so rasch wie möglich hier wieder herauszukommen. Ob meine Seekiste richtig vertäut war, kümmerte

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